0001 - Im Nachtclub der Vampire
hören waren. Wie ein Schemen huschte sie an der unbeleuchteten Kneipe vorbei, sprintete in die nächste Seitenstraße und stellte nach wenigen Yards fest, daß sie in einer Sackgasse gelandet war.
Eine Mauer versperrte den weiteren Fluchtweg.
Zu hoch, um darüber zuklettern.
Marina hörte die hastigen Schritte des Zuhälters. Unwillkürlich warf sie einen Blick zur Uhr.
Mitternacht!
In der Nähe begann eine Glocke zu bimmeln. Marina hatte das Gefühl, als wäre es ihre eigene Totenglocke. Kalte Schauer rieselten über ihren Rücken.
Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Wie gehetzt blickte sie sich um.
Und der Zuhälter kam näher. Seine Schritte waren lauter geworden. Er wollte die blonde Puppe haben. Und er würde sie bekommen.
Im letzten Augenblick sah Marina Held die schmale Einfahrt. Sie erinnerte sie an eine Gasse in Neapel, die sie mal mit ihren Eltern durchquert hatte.
Marina tauchte in die Einfahrt. Sie hatte die Hoffnung, anschließend einen Fluchtweg zu finden.
Dann sah sie das rote Licht. Schwach wurde der Widerschein auf die Erde geworfen, erreichte kaum das Ende der Einfahrt. Marina fand sich in einem Hof wieder. Ziemlich eng, mehr ein Geviert. Drei Seiten wurden von den Rückseiten der altersschwachen Häuser begrenzt, die vierte Seite jedoch, auf die Marina schaute, versprach Rettung. Sie erkannte eine blasse rote Leuchtschrift.
»Shocking Palace«. Ein Lokal, eine Kneipe! dachte Marina.
Aber geschlossen.
Das junge Mädchen erkannte es an den Fenstern. Rollos verdeckten die Scheiben.
Sie lief trotzdem los. Vielleicht war noch jemand drinnen, der ihr helfen konnte.
Marina lief bis dicht an das linke Fenster. Das Rollo war nicht ganz dicht geschlossen. Marina preßte ihre Stirn gegen die schmutzige Scheibe und versuchte, im Inneren des »Shocking Palace«, etwas zu erkennen.
Inzwischen hatte der Zuhälter ebenfalls die Einfahrt erreicht. Er grinste, als er daran dachte, daß die kleine Blonde nun doch in der Falle saß.
In der rechten Hand des Kerls blitzte die Klinge eines Messers. Beidseitig geschliffen und höllisch gefährlich.
Marina war ahnungslos.
Der Zuhälter auch.
Er wußte ebenfalls nicht, was sich im Innern des Lokals abspielte.
Verzweifelt versuchte Marina Held, etwas zu erkennen. Sie hatte den Staub von der Scheibe gewischt, und als sich ihre Augen an das trübe Schummerlicht gewöhnt hatten, konnte sie immer mehr Einzelheiten, im Innern des Lokals ausmachen. Zuerst glaubte sie, ihre Fantasie spielte ihr böse Streiche. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, ihr Herz setzte ein paar Takte aus.
Alles in ihr verkrampfte sich. Und dann, bevor sie wußte, was sie tat, stieß sie einen gellenden Schrei aus, mit dem sie noch mehr Unheil heraufbeschwor.
Marina Held hatte die Hölle entfesselt…
***
Die drei weiblichen Vampire hatten sich gestärkt. Sie waren satt. Ein seltsames Glitzern lag in ihren Augen. Sie fühlten Spannkraft und Energie in ihre Körper zurückkehren. Der, der leblos zu ihren Füßen lag, hatte sie ihnen gegeben.
Ted Willard sah aus, als wäre er nicht mehr unter den Lebenden. Zum Teil stimmte es schon, andererseits wieder nicht. Er war selbst zu einem Vampir geworden, zu einem Geschöpf der Nacht, das, um sich zu regenerieren, Blut brauchte. Er würde eingehen in den Kreislauf des Schreckens.
Noch war bei ihm nichts zu bemerken. Noch waren ihm keine Eckzähne gewachsen. Er lag auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen und die Arme neben dem Körper ausgebreitet.
Ted Willard war völlig blutleer. Er war nur noch eine körperliche Hülle. Besaß keine Seele mehr, und er atmete auch nicht. Und doch lebte er. Schon in den nächsten Tagen würde er sich unter der Strahlenkraft des Mondes erheben und auf Beutezug gehen. So, wie es die drei weiblichen Untoten vorgesehen hatten.
Lara, die Anführerin der Vampire, blickte ihre Schwestern an. Ein grausames Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und ließ die Eckzähne noch häßlicher erscheinen.
»Das ist der Anfang«, sagte sie und deutete auf den Vertreter. »Nummer eins auf unserer Liste. Bald werden es mehr und noch mehr. Und alle brauchen sie Blut. London, diese Riesenstadt, wird unter der Vampirflut ersticken. Schleichend wie Gift wird sich die schaurige Saat ausbreiten, und unser Lokal wird zum Zentrum des bösen Blutes. Das schwöre ich!«
Lara hob beide Hände und ballte sie zur Faust. Die anderen Frauen taten es ihr nach.
Mona war es, die die erste Frage stellte. »Was machen wir mit
Weitere Kostenlose Bücher