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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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entdecken. Und doch wußten Zamorra und Westbrook, daß Gayle sie nicht belogen hatte. Die beiden Männer fühlten, daß sie von vielen unsichtbaren Augen aus dem Nichts heraus beobachtet wurden. Sie spürten die haßerfüllten Blicke auf Schritt und Tritt. Mit der mitgebrachten Taschenlampe leuchtete Zamorra selbst in den finstersten Winkel und in den tiefsten Schacht hinein. Nichts. Nicole Duval war verschwunden. Bill Fleming war verschwunden. Erst nach stundenlangem Suchen, wobei sie jeden Quadratzentimeter unter die Lupe nahmen, kehrten die Männer enttäuscht zu ihrem Wagen zurück, um zum Dorf zurückzufahren.
    ***
    Kurz vor Tagesanbruch erwachte Jock Mirish, der Küster des Dorfes. Er bewohnte ein kleines Zimmer im Pfarrhaus. Das Haus war mit der Kirche durch einen Gang verbunden. Mirish war taubstumm. Der Natur hatte es gefallen, ihn so zur Welt kommen zu lassen. Er hatte ein eingetrocknetes, faltenreiches Gesicht, kräftige Arme, die aussahen wie die Äste einer knorrigen Eiche, und gutmütige Augen. Er war nicht viel älter als vierzig und versah den Küsterdienst nun schon seit zwanzig Jahren. Er verstand sich mit dem Pfarrer ausgezeichnet und verrichtete seine Arbeit gewissenhaft und zu aller Zufriedenheit. Mirish setzte sich im Bett auf. Er trug einen gestreiften Schlafanzug. Seltsam, dachte er. Und er schüttelte den Kopf, denn er wunderte sich darüber, daß die Tür seines Zimmers offen war. Offen! Obwohl er sich genau daran erinnerte, daß er sie vor dem Schlafengehen geschlossen hatte. Natürlich hatte er sie geschlossen. Wie jeden Abend. Schließlich wohnte er im Pfarrhaus und konnte doch nicht die Tür einfach offenlassen. Brummig stand er auf. Gleich nach dem Tagesanbruch wollte er sich die Tür mal genauer ansehen. Vielleicht schloß sie schlecht und war deshalb aufgegangen. Er ging zur Tür und wollte sie schließen. Plötzlich nahm er in dem düsteren Korridor eine huschende Bewegung wahr. Gleich darauf war nichts mehr zu sehen. Der Taubstumme kratzte sich verwirrt am Kopf. Da er nichts hörte, waren seine Augen um so wachsamer. Nur deshalb hatte er die undeutliche Bewegung wahrgenommen. Sofort dachte er an einen Einbrecher. Man stahl gern Kunstschätze aus Kirchen. Da von hier ein Verbindungsgang in das versperrte Gotteshaus führte, war es nicht unwahrscheinlich, daß ein Dieb diesen Weg wählte. Möglicherweise hatte es der Kerl auch nur auf den Inhalt der von den Gläubigen viel zu selten beachteten Opferstöcke abgesehen.
    Jock Mirish fragte sich, ob er den Pfarrer wecken sollte. Doch dann entschied er sich dafür, den Einbrecher selbst zu verjagen. Entschlossen und furchtlos trat er aus seinem Zimmer. Er ging den finsteren Gang entlang, den links und rechts tiefe Fensternischen säumten. Jock Mirish schlich auf die Nische zu, in der er den Dieb vermutete. Als er nur noch ein paar Schritte von der Nische entfernt war, schnellte plötzlich ein grauenvoll anzusehendes Wesen daraus hervor. Wie gebannt blieb der Küster stehen. Ein teuflisches Grinsen leuchtete in dem versteinerten Totenschädel der schrecklichen Erscheinung. Schon hob das Untier die Arme. Sie lösten sich von dem Körper und schwebten auf den Küster zu. Ehe der Mann zu einer Gegenwehr ansetzen konnte, krallten sich die Hände um seinen Hals.
    ***
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am nächsten Morgen die Ermordung des Küsters. Zamorra war schon unterwegs zur Ruine. Gayle und Westbrook begleiteten ihn. Das Mädchen schilderte noch einmal, was sie hier erlebt hatte, zeigte die Stelle, wo sie sich versteckt hatte, wo Nicole an ihr vorbeigegangen war und wo Bill Fleming gelegen hatte. Im Schein der warmen Sonne, angesichts des strahlendblauen Himmels, auf dem kein Wölkchen zu sehen war, klang jedes Wort, das Gayle Maud sagte, lächerlich, unwirklich, von einem verwirrten Geist geboren. An diesen Mauern war nichts Unheimliches zu erkennen. Sie strahlten nichts aus. Waren tot, verwittert, unansehnlich - aber nicht unheimlich. Dann fuhren sie zu Professor Filchock. Doch er war nicht zu Hause. Zamorra wollte die Gelegenheit benützen, um einen Blick in Filchocks geheimnisumwitterten Keller zu werfen, doch Gayle gestattete es ihm nicht. Selbst langes Zureden nützte nichts. Filchock hatte ein Verbot ausgesprochen. Und Gayle wollte, daß man das respektierte. Als der Abend kam, war das Dorf für die Fünfhundertjahrfeier gerüstet. Scheinbar vergessen waren die seltsamen Vorkommnisse, die jedermann Angst gemacht hatten. Die Leute

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