0002 - Das Dorf der versteinerten Monster
ausstehend, in die Richtung starrte, aus der die Geräusche kamen.
Jetzt ist alles aus, dachte sie. Eines der Monster mußte sie bemerkt haben. Nun kam es, um sie zu holen! Kam, um sie zu Fleming zu schleppen. Verzweifelt drückte sich das Mädchen in den Schatten der Mauer. Sie preßte ihre kalten Hände auf die heißen, schweißnassen Wangen. Ihre Augen glänzten wie in hohem, fast schon lebensgefährlichem Fieber. Die Geräusche kamen immer näher. Gayle hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehenbleiben. Sie sah einen grünen Stoff zwischen hohem Unkraut schimmern. Plötzlich fuhr ein furchtbarer Schreck in Gayles Glieder. Mit einem mal fürchtete sie nicht mehr um sich, sondern um Nicole Duval, die sich scheinbar furchtlos jenen grauenerregenden Schreckgestalten näherte. Gayle wollte Zamorras Sekretärin anrufen, aufhalten. Nicole ging mit blassem Gesicht wenige Meter an ihr vorbei, ohne sie zu sehen, ging in die Ruine hinein, direkt auf die gespenstischen Monstren zu. Gayle erkannte, daß Nicole sich nicht aufhalten lassen würde. Sie würde unaufhaltsam weitergehen, denn sie stand unter dem mächtigen Einfluß des Bösen. Erschüttert wartete Gayle, bis das Mädchen sich weit genug von ihrem Versteck entfernt hatte. Sie hatte nicht mehr den Mut und die Kraft, zuzusehen, was nun mit Nicole Duval passierte. Die Schreckgestalten würden ihr das gleiche Schicksal widerfahren lassen wie Bill Fleming. Gayle kroch auf allen Vieren aus ihrem Versteck. So schnell sie konnte. Weg von hier! Nur weg! hämmerte es in ihrem Kopf. Als sie das Wäldchen endlich erreicht hatte, richtete sie sich auf und rannte weg, so schnell sie ihre Füße tragen konnten.
***
Mit beiden Fäusten trommelte Gayle gegen die Haustür. »Jerry! Jerry!« gellte ihre Stimme. »Mach auf! Um Gottes willen, Jerry! Mach auf!« Im Haus flammte Licht auf. Die Tür wurde aufgerissen. Jerry Westbrook stand auf der Schwelle. Er war aus tiefstem Schlaf hochgeschreckt und sah Gayle fassungslos und benommen an.
»Gayle! Gütiger Himmel, Gayle!« stöhnte er mit heiserer Stimme. »Was ist denn bloß mit dir? Wo kommst du denn um diese Zeit her? Wie siehst du aus?«
»Zamorra!« stieß Gayle aufgeregt hervor. »Professor Zamorra! Wo ist er?«
»Komm herein, Gayle. Was ist passiert? Du bist ja völlig fertig!« Westbrook führte Gayle mit bebenden Nerven in den Salon. »Setz dich!« sagte er besorgt. Er holte den Scotch, füllte ein Glas, reichte es dem Mädchen.
»Trink!« Gayle leerte das Glas, als wäre Wasser darin. »Noch einen?«
»Nein, Jerry. Danke.« Sie stellte das Glas ab. »Zamorra. Wo ist Professor Zamorra?«
»Ich werde ihn holen!« sagte Westbrook hastig.
»Nicht nötig, Jerry!« klang Zamorras Stimme von der Tür her. »Ich bin schon da.« Zamorra kam näher. Er trug einen kornblumenblauen reinseidenen Schlafrock mit Bindegürtel.
Obwohl auch er geschlafen hatte, wirkte sein Blick klar. »Was wollen Sie von mir, Gayle?« fragte er neugierig.
Das Mädchen schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Es - es ist alles so schrecklich!« stieß sie gequält hervor. »Ich muß verrückt sein. Ich bin nicht mehr normal. O Gott, ich bin wahnsinnig.« Sie schluchzte. Jerry Westbrook legte seinen Arm um ihre Schultern.
»Nicht doch!« sagte er tröstend, obwohl er selbst so aufgeregt war, daß ihm beinahe der Kopf geplatzt wäre. »Nicht weinen, Gayle. Bitte! Nicht weinen! Du mußt dich beruhigen! Du mußt uns erzählen, was dich so erschreckt hat, was dir solche Angst gemacht hat.«
Völlig zusammenhanglos, zwischen Heulen und Schluchzen, stieß das völlig erledigte Mädchen hervor: »Melvin! Ich war in seinem Arbeitszimmer. Er saß im Dunkeln und sah aus wie dieses fürchterliche Wesen, das Max Rintels getötet hat, das du gesehen hast, Jerry. Ich machte Licht. Und plötzlich saß Melvin wieder da. Er hat mich ärgerlich aus dem Zimmer geschickt. Ich ging zu Bett, schlief ein, wurde von Alpträumen gequält, schreckte hoch, hörte etwas - fühlte etwas! Ich ging zum Fenster, schaute hinaus. Schreckliche Gestalten scharten sich um unser Haus, Jerry. O mein Gott. Es war so furchtbar. Sie schienen auf jemanden zu warten. Vielleicht auf Melvin. Ich weiß es nicht. Sie gingen fort. Ich folgte ihnen. Sie gingen zur Ruine. Da da lag Bill Fleming. Auf einer Art Altar!« Professor Zamorra erschrak.
Gayle fuhr stockend fort: »Es… sah so aus, als… wollten sie ihn opfern!«
»Bill!« flüsterte Zamorra. Den ganzen
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