0002 - Die dritte Macht
Kontrolltafeln und elektronischen Geräten. Bildschirme verbanden ihn mit den Kommandostellen. Seine Hand lag ruhig auf dem Tisch, dicht neben einem roten Knopf.
Dieser Knopf schien höhnisch zu blinzeln und zu sagen: Na los, warum drückst du denn nicht? Hast du Angst, ein anderer könnte es ebenfalls tun? Oder weißt du, daß das Ende der Welt gekommen ist, wenn du es tust?
Drei rote Knöpfe luden zum Inferno ein...
*
Crest saß aufrecht im Bett und lehnte mit dem Rücken gegen die mit Kissen ausgepolsterte Wand der Messe. Eric Manoli hatte Clark Flipper eine Injektion gemacht, die den Astronomen in tiefen Schlaf versenkte. Bully hielt sich mit dem Arzt in der Zentrale auf und überwachte den Funkverkehr. Alle halbe Stunde unterrichtete er Perry Rhodan von dem, was in der Weit geschah.
Crest begann allmählich zu begreifen, welche Konsequenzen seine Ankunft auf der Erde hervorgerufen hatte, obwohl die Menschen nicht einmal davon wußten. Er nickte langsam.
„Es ist unglaublich, Mister Rhodan, daß Ihre Rasse dieser seelischen Beanspruchung standhält. Sie sagen, daß Ihre Welt schon seit Jahrzehnten in dieser gespannten Atmosphäre existiert, wo ein einziger Knopfdruck das Verderben auslösen kann. Warum ist niemand aufgestanden, diesem Zustand ein Ende zu bereiten? Warum hat man keine gemeinsame Regierung gebildet und die Waffenarsenale zusammengeworfen, als Schutz gegen außerirdische Angreifer meinetwegen?"
Perry Rhodan seufzte. „Ihre Frage ist nicht zu beantworten, Crest. Gäbe es eine Antwort, lebten wir nicht ständig zwischen Dasein und Tod. Vielleicht kann es aber auch keine Antwort geben, solange die Menschheit davon überzeugt ist, allein in diesem Sonnensystem entscheidend zu sein. Man fürchtet sich stets nur vor dem Mächtigeren. Die beiden Machtblöcke der Erde aber sind gleich stark und mächtig. Der dritte spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Jeder weiß, daß Sekunden entscheiden, bricht der Krieg aus, aber jeder weiß auch, daß der Überraschte in jedem Fall noch Gelegenheit findet, seine Vergeltungsraketen auf den Weg zu schicken, bevor sein Land in Schutt und Asche versinkt. Der Tod beider Gegner ist die unausbleibliche Folge. Nur dieses Wissen konnte eine Katastrophe bisher verhindern."
„Ich beginne allmählich das Problem zu verstehen. Als mein Volk noch jung war, stand es vor den gleichen Schwierigkeiten. Mehr als zweihundert Jahre lebte es in ständiger Angst vor der restlosen Vernichtung. Dann fand uns ein kriegerisches Insektenvolk aus den Tiefen der Milchstraße und fiel über uns her. In weniger als einer halben Stunde schlössen sich die beiden Regierungen zusammen und schlugen den gemeinsamen Gegner. Da aber die Gefahr bestehen blieb, hielt auch der Zusammenschluß. So wurden wir eine einzige Nation und begannen unseren Aufstieg."
Perry Rhodan nickte langsam. In seine Augen trat ein harter Glanz.
„Obwohl ich sie nie hörte, ist mir Ihre Geschichte nicht neu. Sie ist die einzige logische Lösung zu jenen Problemen, die dann auftreten, wenn intelligente Lebewesen die ultimaten Waffen erfinden. Sie werden nun begreifen, warum ich handle, wie ich handeln muß. Es ist nicht leicht, von seinen Freunden und Vorgesetzten als Verräter angesehen zu werden. Aber wenn ich meinen Gefühlen nachgebe, ist die Welt verloren. Einer der Machtblöcke würde in den Besitz Ihrer Waffen gelangen und den anderen vernichten. Bevor er das jedoch könnte, würde der andere die selbstmörderische Aktion auslösen. Nein, ich sehe den Weg genau vor mir, Crest. Ihr Problem ist die Antwort auf meine Fragen. Sie wollen gesund werden. Gut, ich verhelfe Ihnen dazu. Sie wollen Ersatzteile elektronischer Art. Ich werde sie Ihnen beschaffen. Sie werden wieder starten können, um den Planeten des ewigen Lebens zu finden. Uns werden Sie vielleicht vergessen. Aber ich werde Ihre kurze Anwesenheit ausnutzen, der Welt den Frieden zu bringen – den Frieden mit Gewalt. Anders ist es nicht mehr möglich. Nur die Angst der Mächte vor einem noch Mächtigeren wird sie zur Vernunft bringen. Ich glaube, Sie werden mir dabei helfen wollen."
„Was in meinen Kräften steht, wird geschehen. Im Augenblick jedoch sieht es nicht so aus, als hätte Ihre Handlungsweise Erfolg. Das Ultimatum läuft bald ab. Und was dann?"
„Thora muß eingreifen. Der Energieschirm und der Gravitationsneutralisator konnten die Asiaten nicht überzeugen, daß es sich um gigantische und außerirdische Erfindungen handelt.
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