0002 - Die Totenkopf-Insel
ließ die Verschlüsse des Aktenkoffers aufschnappen. Dann entnahm er dem Koffer zwei DIN-A4-Bogen und überreichte sie den Beamten.
John und Powell begannen zu lesen.
Der Text war tatsächlich interessant. Dieser Flint berichtete von einem riesigen Totenkopf, der über der Insel geschwebt hatte und in dessen Maul ein Hubschrauber geflogen war. Er konnte keine Erklärung finden und wollte daraufhin die Insel erst recht näher erkunden.
John ließ das Blatt sinken.
»Wie schon erwähnt«, sagte Colonel Ryker, »haben wir danach nichts mehr von Jerry Flint gehört.« Der Colonel hielt Power ein Foto hin, das Jerry Flint zeigte.
Superintendent Powell legte den Bogen auf die Schreibtischplatte. »Und jetzt erbitten Sie bei uns Amtshilfe.«
Der Colonel verzog das Gesicht. »Amtshilfe ist vielleicht nicht das richtige Wort…«
Powell lächelte süßsauer. »Ich weiß selbst, daß die Geheimdienstleute die besten Detektive der Welt sind, aber jetzt konkret: Was wollen Sie wissen? Oder mit welchem Auftrag sind Sie gekommen?«
Der Colonel wand sich wie ein Regenwurm, wenn er aus dem Loch schlüpft. »Die Sache ist nicht leicht zu erklären«, sagte er, »diese Meldung, nun, man könnte sie für das Phantasiegebilde eines Spinners halten. Ein übergroßer Totenschädel – wo gibt es den schon? Aber auf der anderen Seite hatte Mr. Flint unser Vertrauen. Wir wollen einfach nicht glauben, daß er uns einen Bären aufgebunden hat. Und da sich Ihre Abteilung, Sir, mit ungewöhnlichen Fällen beschäftigt, bin ich von allerhöchster Stelle damit beauftragt worden, Sie um Mitarbeit zu bitten.«
Jetzt mischte sich zum erstenmal John Sinclair in das Gespräch ein. »Heißt das, daß ich mit Ihren Leuten zusammenarbeiten soll?«
»Ja.«
»Tut mir leid.« John schüttelte den Kopf. »Dann halte ich mich aus dem Fall heraus.«
»Das können Sie gar nicht.« Der Colonel brauste auf. »Wenn ich Ihnen sage…«
»Sie haben mir nichts zu sagen, Sir«, erwiderte der Geisterjäger ruhig. »Ich kann einen Auftrag nur von meinem unmittelbaren Vorgesetzten bekommen. Und das ist nun mal Superintendent Powell. Erst wenn er es für richtig hält, steige ich ein.«
Rykers Rechte schoß vor wie die Klaue eines Geiers. »Dann sagen Sie es ihm!«
Superintendent Powell hob die Schultern. Das Zusammenspiel zwischen ihm und John klappte ausgezeichnet. »Sehen Sie, Colonel, Oberinspektor Sinclair ist mein bester Mann. Seine Fälle haben eine Aufklärungsquote von hundert Prozent, was man vom Secret Service nicht gerade behaupten kann.« Powell hob die Hand, als er sah, daß Ryker widersprechen wollte. »Ich weiß, wovon ich rede, Colonel. Sie haben manche Schlappe erlitten. Aber das nur am Rande. Wenn Oberinspektor Sinclair also der Meinung ist, daß er allein arbeiten will, dann muß ich ihm das zugestehen. Er wird seine Gründe für diesen Schritt haben.«
»Ja, zum Teufel«, rief der Colonel. »Ist er denn ein Supermann?«
»Nein – aber ein Fachmann. Und außerdem waren Sie es, der zu uns gekommen ist und um Amtshilfe gebeten hat. Wir wollen doch die Karten mal richtig verteilen.«
Scharf stieß der Colonel die Luft aus. »Also gut, ich beuge mich Ihren Vorstellungen. Aber nur unter Protest.«
»Das ist mir egal«, erwiderte Powell trocken. Er nahm seine Brille ab und putzte mit einem Spezialtuch die dicken Glaser Dabei sagte er: »Können wir Einzelheiten erfahren? Ich meine, wo liegt diese Insel zum Beispiel, und wie kommt Oberinspektor Sinclair am besten dorthin? Wo kann man überhaupt einhaken?«
»Ich kann Ihnen leider kaum mit Material dienen«, erwiderte Colonel Ryker »Über Basil Proctor haben wir zwar genügend Details, aber die beziehen sich alle auf die Zeit vor dem Kauf der Insel. Welche Absichten er heute verfolgt, wissen wir leider nicht. Das sollte Jerry Flint herausfinden.«
»Gibt es noch irgendwelche Personen, mit denen Proctor Kontakt hat?« wollte John Sinclair wissen.
»Nein. Er hat alles verkauft. Bis auf sein Landhaus in der Nähe von Plymouth.«
John nickte. »Plymouth liegt in Cornwall und ziemlich nah an der Küste. Dort könnte noch eine Verbindung bestehen.«
Powell nickte. »Das ist durchaus möglich.«
Colonel Ryker stand auf. »Ich glaube, Gentlemen, damit wäre alles gesagt. Sie halten mich ja auf dem laufenden.«
Powell nickte. »Natürlich!«
»Und viel Erfolg«, wünschte der Colonel noch. Dann ging er zur Tür.
»Puh«, meinte John, als der Geheimdienstmann wieder verschwunden war. »Ein
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