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0002 - Die Totenkopf-Insel

0002 - Die Totenkopf-Insel

Titel: 0002 - Die Totenkopf-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erreichen und damit zu starten, dann konnte er unter Umständen den Unsichtbaren entkommen.
    Wieder hörte er die Stimmen.
    »Er will fliehen!«
    Gelächter.
    »Das schafft er nie. Er soll es ruhig mal versuchen. Wir werden ihn vierteilen und ihm die Haut in Streifen abziehen.«
    »Mein Degen wartet darauf, ihn durchbohren zu können. Los, laßt uns anfangen! Wir wollen nicht mehr so lange reden.«
    »Ja«, brüllte ein anderer. »Auf ihn!«
    Adam Preston liefen kalte Schauer über den Rücken. Plötzlich hatte er eine wahre Todesangst. Hastig sah er sich um, dann rannte er los.
    Nach zwei Schritten riß ihn jemand zu Boden. Adam Preston fühlte sich von unsichtbaren Händen gepackt. Eine Faust landete in seinem Gesicht. Preston schrie. Er riß unwillkürlich die Hände hoch und bekam dafür die Quittung.
    Der Schlag traf seinen Magen.
    Preston krümmte sich.
    Die Unsichtbaren lachten. Sie ließen von ihm ab.
    Adam Preston aber gab nicht auf. Er quälte sich auf die Füße. Keuchend, schreiend.
    »Ihr Hunde!« brüllte er, »zeigt euch doch! Kämpft, kämpft wie richtige Männer!«
    Preston winkelte die Arme an und taumelte auf den Strand zu. Dann rannte er plötzlich los. Drei, vier lange Sätze brachten ihn in die Nähe des Bootes. Er stieß sich ab, bekam die Reling zu packen, schlug mit den Knien gegen die Außenverkleidung und warf sich an Bord. Auf allen vieren kroch er in den Ruderstand.
    Der Schlüssel! Wenn der Schlüssel stecken würde…
    Er steckte.
    Adam Preston stieß einen Jubelschrei aus. Die Finger seiner rechten Hand wollten den Schlüssel packen, ihn herumdrehen und dann das Boot starten.
    Seine Finger berührten schon das Metall, als er plötzlich die eiskalten Hände um seine Kehle spürte.
    Adam Preston stieß einen gurgelnden Laut aus. Er wurde zurückgerissen, verlor in dem engen Unterstand den Halt und krachte zu Boden. Mit dem Rücken fiel er genau auf die beiden Stufen. Der Schmerz riß ihn in eine Ohnmacht. Dicht vor sich sah er die Luft flimmern. Es war ein zuckendes, nebelhaftes Gebilde, das zu drehen und zu tanzen begann.
    Dann materialisierte sich für Sekundenbruchteile eine riesige Gestalt aus dem Mittelpunkt des Flimmerns. Es war ein Hüne von Kerl. Der Oberkörper war sonnenbraun, die Brust mit einem dichten Haarpelz besetzt. Dagegen war der Schädel kahl. Der Kerl trug eine enge Hose, hatte die Zähne gefletscht und hielt ein höllisch scharfes Krummschwert mit beiden Händen umfaßt.
    Weit holte er aus.
    »Neiiiinnnn!« brüllte Adam Preston, und sein Schrei hallte über die einsame Insel.
    Es nutzte nichts.
    Gnadenlos schlug der Henker zu.
    ***
    Der weißhaarige ältere Mann hatte nach Prestons Flucht das Kommando wieder übernommen. Immer wieder mußte er seinen Mitgefangenen Mut zusprechen.
    »Er hat es geschafft, den Schacht hochzuklettern«, sagte er, »und er wird es auch weiter schaffen, davon bin ich felsenfest überzeugt.«
    »Ich habe Angst«, flüsterte Linda Grey mit bebenden Lippen.
    »Das haben wir alle«, sagte der Weißhaarige. »Nur müssen wir die Angst überwinden lernen.«
    »Das sagen Sie so, Mister.«
    Der Weißhaarige hob die Schultern. Er hatte schon viele Worte des Trostes gesprochen, und nun wußte er nicht mehr, was er noch sagen sollte.
    Er setzte sich wieder hin.
    Die meisten Gefangenen blickten zu dem Luftschacht hoch, als erwarteten sie von da oben eine Rettung. Viele hatten die Hände gefaltet. Einige beteten mit bebenden Lippen.
    Ein dunkelhaariger Mann in mittleren Jahren holte eine Zigarette aus der Packung. Dann knüllte er die Schachtel zusammen und warf sie zu Boden. »Die letzte«, sagte er. Als er den Kopf hob, sah man es in seinen Augen feucht schimmern.
    Gierig sog er den Rauch in die Lungen. Die Hände, die das Stäbchen hielten, zitterten.
    Die Minuten vergingen.
    Und mit der Zeit wuchs die Hoffnung. Noch hatten die Gefangenen nichts gehört. Es waren keine Schüsse gefallen. Keine Alarmsirene hatte geheult.
    »Sollte es Adam Preston gelungen sein, von der Insel zu fliehen?«
    »Er ist bestimmt durchgekommen«, sagte Cliff Kelland plätzlich in das drückende Schweigen hinein. »Sicher hat er es geschafft. Wir müssen nur daran glauben.«
    Die anderen nickten.
    Der Mann, der die letzte Zigarette geraucht hatte, drückte den Stummel aus. Plötzlich lachte er. »Die nächste werde ich bestimmt wieder in Freiheit rauchen.«
    Niemand gab ihm Antwort.
    Die Spannung wurde unerträglich. Die Menschen waren völlig allein gelassen.

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