0002 - Die Totenkopf-Insel
besser.«
Terry verbiß einen Fluch, dann startete er.
Träge setzten sich die Rotorblätter in Bewegung. John hörte das flappende Geräusch. Dann drehten sie sich immer schneller, und der Sikorsky hob vom Boden ab. Er stieg etwas schwerfällig hoch, wurde dann aber schneller und schwebte dicht über die Kronen der Bäume hinweg in Richtung Osten.
Der Wind hatte die Wolken vertrieben. Es war eine klare Nacht geworden. John sah die aufgehende Scheibe des Mondes und das Millionenheer der Sterne. Hin und wieder warf er einen Blick über die Schulter des Piloten und war beruhigt.
Rick Terry machte keinerlei Anstalten, irgend etwas gegen ihn zu unternehmen. Er ließ die Hände an den Instrumenten.
Im Westen sah John das Lichtermeer von Plymouth. Weiter südlich lagen die Hafenanlagen, dahinter erstreckte sich die offene See.
Rick Terry war ein ausgezeichneter Pilot. Die Maschine flog ruhig und steuerte immer mehr ihrem Ziel entgegen.
Dann flogen sie auch schon über den Häusern der Ortschaft Devontown. Der Sikorsky verlor an Höhe.
»Wir sind zu früh dran«, rief der Pilot über die Schulter hinweg.
»Macht nichts«, erwiderte der Geisterjäger.
Terry flog jetzt eine Schleife, ließ den Hubschrauber noch mehr absacken und setzte zur Landung an.
Das Plateau war mit hohem Gras bewachsen. Der Wind – von den Rotorflügeln entfacht – drückte die Halme auf den Boden. Laub und kleinere Zweige wurden hochgewirbelt, und dann berührten die breiten Kufen der Maschine den Boden. Der Rotor drehte sich noch im Leerlauf und stand schließlich still.
»Aussteigen!« befahl John.
Rick Terry drehte den Kopf. »Warum? Wir können doch auch hier im Hubschrauber…«
»Nein, ich will die Leute sehen, wenn sie kommen!«
»Okay, okay.« Rick Terry erhob sich gespielt schwerfällig von seinem Sitz. Dabei zog er den Reißverschluß seiner Lederjacke auf. Geduckt ging er zum Ausstieg.
John blieb ihm auf den Fersen.
Rick Terry sprang als erster auf den hohen Grasteppich des Plateaus. Seine Springerstiefel – sie reichten bis zu den Waden – versanken fast in der grünen Woge.
Die Dunkelheit lag wie ein großer Vorhang über dem Land. Die Nähe der See war zu spüren. Sie konnten das Brausen der Brandung hören, und der Wind trug den Geruch von Salzwasser und Frische heran.
Von den vier erwarteten Personen war noch niemand zur Stelle. Einsam und verlassen befanden sich die beiden Männer und der Hubschrauber auf dem weiten Plateau.
Das Plateau endete vor den steilen Klippen. Der Grasteppich hörte an der Kante plötzlich auf. In zweihundert Yards Tiefe schäumte die Brandung gegen die Klippen.
Rick Terry schlenderte auf die Klippen zu.
John rief ihn an. »Wo wollen Sie hin?«
Terry drehte sich. Der Geisterjäger sah im Dunkeln seine Zähne blitzen. Terry grinste.
»Ich muß dahin, wo auch der Kaiser zu Fuß hingeht«, erklärte er.
»Von mir aus…«
Der Pilot wandte John den Rucken zu. Der Geisterjäger ging noch ein paar Schritte vor und holte seine Zigarettenschachtel aus der Tasche. Ehe er ein Stäbchen anzünden konnte, stand Rick Terry schon wieder vor ihm.
»Geben Sie mir auch eine«, forderte er.
John hielt ihm die Schachtel hin. Im gleichen Moment schrillte in seinem Hirn die Alarmglocke.
Keine Sekunde zu früh.
Rick Terry hatte die Rechte eng am Körper liegen. Urplötzlich schoß der Arm dann vor. John sah die lange Klinge eines Springermessers blinken. Woher Terry die Waffe hatte, wußte er nicht. Wahrscheinlich hatte sie im Hubschrauber gelegen. Aber das spielte jetzt auch keine Rolle. Blitzschnell packte John die rechte Hand des Piloten. Seine Finger umspannten das Gelenk. Dicht vor seinem Bauch konnte John die Klingenspitze stoppen.
Rick Terry keuchte.
Er stieß seine linke Hand vor und traf John Sinclair vor die Brust. Der Geisterjäger stürzte auf den Rücken und zog Rick Terry mit sich. Der Pilot landete auf ihm.
»Du Hund«, gurgelte er, »jetzt mach’ ich dich fertig.«
Er versuchte, John das Messer in den Leib zu rammen, doch der Geisterjäger hielt Terrys Gelenk eisern umspannt. Er spannte die Muskeln an, gab seinem Körper Schwung und rollte sich ein paarmal um die eigene Achse. Erfolg hatte er damit nicht. Rick Terry ließ nicht los, im Gegenteil, sein Griff wurde fester. Terry mußte sämtliche in ihm schlummernden Kräfte mobilisiert haben. Der Haß auf den Oberinspektor verlieh ihm zusätzliche Stärke. Während sich die beiden Gegner ineinander verkeilt auf der Erde wälzten,
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