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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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von der Mordkommission standen herum, darunter Lieutenant Brack, der der stellvertretende Leiter war.
    »Hallo, Cotton!« begrüßte mich Brack. »Wir haben noch nicht viel unternommen. Wenn es ein ›Boxer-Mord‹ ist, steht Ihnen die Leitung zu, und wir wollen Ihnen nicht ins Handwerk pfuschen.«
    »Ist es einer?«
    Der Lieutenant zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ja, aber sehen Sie sich ihn selber an, und entscheiden Sie dann.«
    Sie hatten den Toten zugedeckt. Jetzt bückte sich einer der Beamten und schlug die Decke zurück. Ich hatte die Fotografien der anderen Opfer gesehen. Es war ein ›Boxer-Mord‹, wie Brack es genannt hatte.
    »In Ordnung, Brack«, sagte ich. »Ich fürchte, es schlägt in unser Ressort.«
    Wir bekamen sehr rasch ein Bild davon, wie die Tat geschehen sein mußte. Zwei Schritt vor den Stufen zum Haus stand ein großer Wacholderbusch. Dahinter hatte sich der Täter verborgen. Der niedrige Gartenzaun bot kein ernsthafte Hindernis. Er hatte gelauert, bis dieser Mann, Lewis Neston, nach Hause kam, hatte ihn angefallen, wahrscheinlich von hinten, denn keiner der Nachbarn hatte einen Schrei gehört. Der erste Schlag schon mußte den armen Burschen ohnmächtig gemacht haben, und es blieb die grausige Gewißheit, daß der Killer seinen bestialischen Mord an einem Wehrlosen begangen hatte.
    Wir fanden eine Spur, zum erstenmal eine gewissermaßen persönliche Spur des unheimlichen Mörders. Hinter dem Wacholderbusch fanden sich Eindrücke zweier Füße in dem weichen Gartenboden, nur diese zwei Eindrücke, als habe der Mann vom Kiesweg aus einen Schritt hinter den Strauch getan und sich dann nicht wieder gerührt. Bracks Spurenexperte fertigte zwei saubere Gipsabdrücke an.
    Wir aber, nachdem wir sicher sein durften, daß nichts in der Nähe der Tatstelle unserer Aufmerksamkeit entgangen war, machten uns daran, uns ein Bild von dem Leben und der Art des Lewis Neston zu verschaffen. Wir verhörten dazu die Nachbarn. Es dauerte bis in den Abend hinein, und das Interessanteste, das wir dabei erfuhren, war im Grunde genommen, daß es im Leben des Mannes nichts Interessantes gab.
    Er war Angestellter einer Speditionsgesellschaft gewesen, zweiunddreißig Jahre alt, unverheiratet, sehr fleißig, sehr sparsam, sehr zurückgezogen lebend. Das Haus hatte er vor einem halben Jahr bezogen. Dreimal in der Woche pflegte er spät nach Hause zu kommen, denn an zwei Abenden führte er kleinen Geschäftsleuten die Bücher, am dritten kegelte er in einem Gesellschaftsklub. Er sammelte außerdem Briefmarken und war ein sehr guter Gärtner, aber eins war er mit Sicherheit nicht gewesen: ein Boxer. Seit er von der Schule abgegangen war, seit seinem achtzehnten Lebensjahr also, arbeitete er im Speditionsfach und hatte nie in einem Ring gestanden.
    Im allgemeinen hat man die Vorstellung, daß die Polizei nach einem Verbrechen eine fieberhafte Tätigkeit entfaltet. Ich hätte mich ja gern fieberhaft entfaltet, wenn ich nur ungefähr gewußt hätte, in welche Richtung.
    Wir fuhren langsam in meinem Jaguar zurück.
    Um uns brodelte New Yorks Abendverkehr. Hunderttausende von Leuten, die nach der Arbeit ihren Wohnungen zustrebten, um sich auszuruhen, oder irgendwelchen Lokalen, um sich zu vergnügen. Ich hatte die Vorstellung, daß unter diesen Hunderttausenden, ja Millionen ein Mann herumlief, der eine Serie von Verbrechen auf dem Kerbholz hatte, der vielleicht schon das nächste vorbereitete. Die Vorstellung wurde fast zur Zwangsvorstellung. Ich blickte die Menschen auf den Bürgersteigen an, als könnte ich ihn unter ihnen herausfinden, bis ich mich selbst dabei erwischte und wieder wütend auf die Fahrbahn sah.
    Phil saß neben mir und rauchte. Er sprach nichts und feuerte nur einen Zigarettenstummel nach dem anderen hinaus.
    Wir brachten den Wagen in den Hof des Distriktgebäudes und bummelten zu Fuß nach Hause.
    Ich machte meinem Herzen Luft.
    »Ich habe ungefähr so ein Gefühl«, sagte ich, »wie ein Mann, dem ein Mädchen alle Hoffnungen gemacht hat. Am anderen Tag dann sieht er sie im Arm eines anderen. Der Mann, den wir suchen, tötete vier Boxer. Wir fanden, daß es Berufssportler waren, die alle einen bestimmten Berufsboxer geschlagen hatten. Damit glaubten wir, das Motiv der Taten zu haben, und jetzt fällt ihm ein fünfter Mann zum Opfer, der wahrscheinlich nicht einmal wußte, daß ein Ring viereckig ist.«
    »Ich denke, wir sollten die Theorie aufgeben, daß der Killer nur Boxer tötet«, sagte Phil

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