Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
erhielt Ihre Zeitung eine Exklusivreportage, die den Crower-Verlust wettmacht.«
    Sein Kopf fuhr hoch. Er lächelte, aber sofort wurde sein Gesicht wieder ernst.
    »Nett von Ihnen, Cotton«, sagte er, »aber das ist kein Job für mich. Ich habe eine Frau und zwei Kinder.«
    »Ist die Beratung der Polizei in Sportfragen so gefährlich?«
    »In diesem Sport, ja! Denn dieser Sport ist außerdem ein Wespennest.«
    »Wieso?« Diese Zwischenfrage stellte Mr. High.
    Taylor wollte offensichtlich nicht mehr antworten. Nervös trommelte er mit den Fingern auf der Sessellehne.
    »Mag sein, daß es höchste Zeit wird, in dieses Wespennest zu stechen«, sagte er, »aber ich bin nicht der Mann dazu, es zu tun. Trotzdem will ich Ihnen helfen. Ich habe einen jungen Burschen in der Redaktion der Zeitung, Robert Trown. Er macht die kleinen Berichte über Amateurkämpfe und so weiter, aber der Junge hat Ehrgeiz und die Nase tief in Dinge gesteckt, die ihn nichts angehen. Vor ein paar Monaten kam er mit einer fertigen Reportage über die Drahtzieher im Boxgeschäft zu mir. Ich habe ihn hinausgeworfen, obwohl bestimmt neunzig Prozent der Dinge, die er berichtete, Tatsachen waren. Ich konnte es nicht riskieren, daß die Redaktion des ›Ring frei‹ Feuer fängt, daß unsere Zeitungsboten zerhauen werden und daß der verantwortliche Redakteur, nämlich ich, an Bleivergiftung stirbt. Trown ist jung. Vielleicht riskiert er es, mit Ihnen zusammen gegen die Manager zu ziehen. Vom Boxen und von den Hintergründen weiß er sicherlich mehr als ich. Aber ich sage es Ihnen gleich. Seine Aussichten, mit heiler Haut davonzukommen, sind schlecht. Selbst Ihre sind nicht gut, aber Sie können wenigstens zurückschießen. Er jedenfalls ist mit Sicherheit geliefert, wenn bekannt wird, daß er der Lieferant des Materials ist.«
    »Okay, ich denke, er wird nicht gleich umgebracht werden, wenn ich mich ein wenig mit ihm unterhalte. Kann ich ihn sehen?«
    Taylor stand auf. »Gegenüber unserer Redaktion ist ein kleiner Drugstore. Wenn Sie mitkommen wollen, können Sie dort auf ihn warten. Ich schicke ihn.«
    Ich sah Mr. High an. Der Chef nickte. Er war einverstanden. Wir verabschiedeten uns.
    Eine halbe Stunde später saß ich in dem Drugstore und wartete auf Robert Trown. Ein großer, hellblonder Mann von ganz schöner Schulterbreite trat an meinen Tisch. Er mochte siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt sein.
    »Mr. Cotton?« fragte er. »Ich bin Robert Trown.«
    »Hat Ihnen Mr. Taylor gesagt, worum es sich handelt?«
    Er setzte sich und nickte.
    »Hat er Ihnen auch gesagt, daß Sie sich dabei die Nase verbrennen können?«
    Trown lachte. »Das sagte er schon vor Monaten, als ich mit meinem Artikel bei ihm anrückte.«
    »In Ordnung, Trown. Um es kurz zu machen: Ich will Hintergründe kennenlernen.«
    Ich bot ihm eine Zigarette an. Er dankte und lehnte sich zurück.
    »Es gibt drei Männer in der Bowery. Sie machen das Geschäft. Ihre Namen: Stenton Shine, Lesby Firestone, John Goodman. Sie betreiben in der Bowery sogenannte Sportschulen. Sie gehen durch die Straßen und sehen den Schuljungen bei den Raufereien zu. Sie stehen am Rande, wenn junge Männer Kisten verladen. Sie bummeln über die Hafenkais, die Zigarre im Mund, und beobachten die Hafenarbeiter. Und manchmal nehmen sie die Zigarre aus dem Mund, klopfen so einem Burschen auf die breite Schulter und knurren: ›Hallo, Boy, denke, du bist zu schade für diesen Job. Komm zu mir, ich mache einen erstklassigen Fighter aus dir.‹ Der arme Bursche vom Hafen oder von der Straße sieht seine Chance. Was schert ihn der Fetzen Papier, auf dem er unterschreibt, daß sein Gönner das Recht auf sein gesamtes Management hat. Er arbeitet tagsüber und trainiert abends, eisern, fleißig, verbissen. Sie kennen das Wort von dem gefährlichen ›hungrigen‹ Boxer. Diese Jungen sind alle hungrig.«
    Trown machte eine kurze Pause.
    »Der Sportschulenbesitzer steht dabei und sieht zu. Manchmal geht er zu einem hin, der sich gerade am Sandsack abarbeitet und brummt: ›Hau ab, Joe. Aus dir wird nichts.‹ Manchmal sagt er: ›Hallo, Jonnie, Montag arrangiere ich deinen ersten Kampf.‹ Das ist der Augenblick, in dem der Vertrag wirksam wird. Der Jung muß in den Ring. Er muß boxen, wie es ihm befohlen wird. Von dieser Stunde an ist er nicht mehr Herr seiner Laufbahn, kaum Herr seines eigenen Ichs. Oft gewinnt er ganze Serien von Kämpfen, dann wird er geschlagen, muß sich schlagen lassen, weil seinem Boß

Weitere Kostenlose Bücher