0003 - Die strahlende Kuppel
elektronische „Gedächtnis" der Robotlenkung eingeschaltet.
„... drei ... zwei ... eins ... Feuer", gab Nyssen über die Sprechfunkverbindung durch. Seine Schaltung bewirkte die Zündung der Geschosse. Die Waffentechniker in den beiden Begleitraketen hatten nicht mehr zu tun, als das einwandfreie Funktionieren zu überwachen.
Aus den ausgeschwenkten Bombenschächten schossen drei feuerspeiende Geschosse hervor. Nach einem kurzen Aufflammen der Außenbord-Bildschirme waren sie bereits verschwunden.
Die Selbstlenkautomaten, der Raumschiffe begannen sofort zu arbeiten. Aufbrüllende Triebwerke rissen sie mit extrem hohen Beschleunigungswerten aus dem Bahnkurs.
Oberstleutnant Freyt dachte nur noch an das rechtzeitige Entkommen. Die Detonationen mußten furchtbar sein. Im steilen Winkel rasten die Schiffe davon. Weit unter ihnen, schon mehr als 800 Kilometer entfernt, bewegten sich die schwenkbaren Steuerdüsen der Rak-Geschosse. Das Ziel war von der Automatik unverrückbar fest eingefangen worden.
*
Eine im absoluten Vakuum erfolgende Atomexplosion wird niemals so ablaufen, wie es innerhalb einer dichten Lufthülle geschieht.
Eine wesentliche Vernichtungswirkung, nämlich die der grauenhaften Druckwellen aus hochkomprimierten, glühheißen Luftmassen, mußte auf dem luftleeren Mond ausbleiben.
Da noch keine Erfahrungen über den atomaren Wirkungsbereich im luftleeren Raum vorlagen, hatte man sich zur Zündung von drei Ladungen des schwersten H-Bombenkalibers entschlossen. Das Ziel lag genau unter dem Bodennullpunkt der gleichzeitig reagierenden Kernprozesse.
Demnach mußte es vom inneren Gasball der miteinander verschmelzenden Explosionen nicht nur umfangen und pulverisiert, sondern auch durch die entstehenden Sonnentemperaturen verdampft werden.
Die radioaktiven Strahlungen waren als nebensächlich angesehen worden, wenigstens in diesem besonderen Fall. Die Wirkung der Druckwelle mußte im luftleeren Raum sehr viel schneller abklingen als in einer dichten Atmosphäre. Sie blieb praktisch auf die reine Expansionsfähigkeit der freiwerdenden Gase beschränkt.
So hatte niemand mit dem Entstehen einer künstlichen Sonne gerechnet. Der weißblaue Glutball blendete erst punktartig auf, ehe er sich mit unerhörter Schnelligkeit zum sonnenhell strahlenden Riesengebilde ausdehnte.
Auch der berühmte Atompilz blieb aus. Dafür wurde die Südpolargegend des Mondes in einen kochenden, verdampfenden Krater verwandelt, aus dem die in Bodennähe erfolgten Detonationen gigantische Gesteinsmassen in den schwarzen Mondhimmel rissen.
Die stetig anwachsende Energiekugel freigesetzter Urgewalten wurde auch von den Raumstationen aus gesehen. Sie war so mächtig geworden, daß sie über den Mondhorizont hinaus wuchs.
Das Beiboot der Arkoniden raste mit wahnwitziger Fahrt in die äußersten Wirkungsränder der unheimlichen Explosion hinein. Rhodan konnte sich später nicht mehr erinnern, was er bei dem sekundenschnellen Durchstoßen der glühenden Hölle gedacht oder gefühlt hatte.
Er wußte nur noch, daß sämtliche Hochleistungsreaktoren des Schiffes durch die unerhört schnell reagierende Positronik auf die energetischen Schutzschirme geschaltet worden waren.
Das Boot war aus dem Kurs gerissen und weit in den Raum geschleudert worden. Erst dort konnte es von den Automaten aufgefangen und stabilisiert werden.
Zehn Minuten nach dem Angriff stand die Kugel ohne Fahrt im leeren Raum. Thora war seltsam ruhig.
Aus erloschen wirkenden Augen sah sie auf die Bildschirme, die ihr deutlich das Unheil zeigten. Inmitten dieses brodelnden Hexenkessels mußte der Forschungskreuzer liegen oder gelegen haben.
Rhodan wartete Minuten, bis er gedämpft fragte: „Sie machen sich Selbstvorwürfe? Lassen Sie es sein, und nehmen Sie sich endlich einmal ein kleines Beispiel an den Leuten meiner Rasse. Ich glaube nicht, daß Ihr Raumschiff diesen Angriff überstanden hat. Auf alle Fälle müssen Sie abwarten, bis die Reaktion erloschen ist."
Rhodan, dieser durch und durch klardenkende Mann ohne Illusionen, nahm die Vernichtung des Arkonidenkreuzers als Tatsache an. Er war viel zu sehr Realist, um sich über bereits geschehene Dinge den Kopf zu zerbrechen. So sagte er warnend: „Thora, Sie sollten nicht an Vergeltung denken! Ich schlage Ihnen vor, sofort in der Wüste Gobi zu landen. Sie haben die Wahl zwischen unwürdiger, urmenschenhafter Rache und den Erfordernissen der klaren, logischen Überlegung. Entschließen Sie sich. Weder
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