0003 - Die Teufelsklause
nach oben verlief ohne Zwischenfälle. Niemand sah, wie Zamorra den Inspektor in sein Zimmer schleppte.
Er mußte Murray unbedingt zum Reden bringen. Und Zamorra wußte auch schon wie…
***
In dem Hotelzimmer brannte nur eine Lampe.
Sie stand auf dem Schreibtisch und war so gerichtet, daß der Schein über den auf dem Bett liegenden Inspektor Murray hinwegglitt.
Zamorra saß auf der Bettkante.
Zwischen seiner rechten Zeigefinger- und Daumenspitze hing die silberne Kette mit dem geheimnisvollen Amulett.
In dem Zimmer war es still.
Nur Murrays abgehacktes, heftiges Atmen unterbrach in unregelmäßigen Abständen die Ruhe.
Der Inspektor mußte einfach reden.
Und da gab es nur ein Mittel.
Hypnose!
Zamorra hatte während seines Studiums der Parapsychologie dem Phänomen der Hypnose sehr viel Zeit gewidmet. Er hatte sich über dieses Gebiet mit international bekannten Experten unterhalten und schließlich selbst diese Kunst erlernt.
»Sehen Sie mich an, Inspektor Murray!«
Der Polizeibeamte warf sich auf dem Bett herum. »Zum Teufel mit Ihnen. Ich…«
»Sehen Sie mich an!«
Es war, als hätte Zamorras Stimme ein unsichtbares Relais in Murrays Kopf ausgelöst.
Der Inspektor wandte Zamorra sein Gesicht zu, blickte ihm direkt in die Augen, die auf einmal wie tiefe, unergründliche Seen wirkten.
»Sie bleiben ganz ruhig«, sprach Zamorra mit leiser Stimme.
»Ja, ich bleibe ganz ruhig«, erwiderte Murray.
Über seine Augen legte sich bereits ein unsichtbarer Schleier. Der Mann stand schon auf der Schwelle zu einem anderen Land.
Zamorra wunderte sich, wie schnell dies gegangen war. Normalerweise brauchte er für eine Hypnose fast dreißig Minuten. Anscheinend war dieser Mann jedoch schon so mit übersinnlichen Dingen konfrontiert worden, daß er sofort in den Bann eines Hypnotiseurs geriet.
»Achten Sie auf das Amulett, Inspektor. Nur auf das Amulett!« drang Zamorras Stimme in Murrays Bewußtsein.
Ganz langsam versetzte Professor Zamorra das Amulett in leichte Pendelbewegungen. Ließ es hin und her schwingen, immer vor den Augen des Inspektors.
Murrays Pupillen folgten den Bewegungen des Amuletts.
»Hören Sie mich, Inspektor?«
»Ja«, erwiderte Murray mit leiser Stimme.
»Sind Sie bereit, auf meine Fragen zu antworten?«
»Ich bin bereit.«
Zamorra ließ das Amulett langsam ausschwingen. Dann hängte er es sich wieder um seinen Hals.
Murray lag jetzt in tiefer Trance. Sein Atem war kaum noch zu hören. Puls- und Herzschlag waren auf ein Minimum reduziert.
Inspektor Murrays Hände lagen flach auf dem Bett. Auf seiner Stirn glitzerte ein dünner Schweißfilm, genau wie auf der Oberlippe.
Zamorra hatte dies bereits mehr als einmal erlebt. Er wußte genau, daß die Zeit nun reif war.
Langsam tropften Zamorras Fragen in die Stille.
»Was haben Sie mit Nicole Duval gemacht?«
»Nicole?« echote der Inspektor leise. »Ich habe sie weggefahren. In den Wald. Ich wollte sie erschießen!«
Zamorra zuckte bei den letzten Worten zusammen. Nur mit Mühe konnte er sich beherrschen.
Murray sprach weiter. Mit monotoner Stimme. »Sie ist mir entkommen. Ich habe sie verfolgt, aber nicht gefunden. Dann bin ich zurückgefahren.«
»Wann war das?«
»In dieser Nacht.«
Zamorra überlegte. Nicole irrte also in der Gegend herum. Es bestand durchaus noch die Möglichkeit, daß sie unterwegs nach Cardigan war. Je nachdem, wie weit Murray sie hinausgefahren hatte.
»Wo ist das passiert? Wie weit sind Sie gefahren, Inspektor?«
»Bis zu einem Feldweg. Es war in Richtung Landhaus. Ich müßte sie doch umbringen. Der Meister - er…« Murray brach ab.
Es war vorbei mit seiner Ruhe. Irgend etwas mußte ihn innerlich aufwühlen. Der Mann wurde unruhig. Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
»Was hat der Meister befohlen?« bohrte Zamorra weiter.
»Der Meister«, ächzte Murray. »Wir - wir müssen ihm dienen, so wie er dem Satan dient. Er hat uns Macht versprochen. Macht, Ruhm und Geld. Unsere Seele - wir müssen sie verkaufen.«
»Wer ist wir? Reden Sie, Inspektor!«
Zamorra fühlte, wie auch ihn die Erregung packte. Ihm war klar, er stand dicht vor der Lösung des Rätsels.
Inspektor Murray stöhnte auf. Sein Mund hatte sich geöffnet. Ungeheure Kämpfe mußten sich in seinem Körper abspielen. Immer deutlicher gewann das Unterbewußtsein die Oberhand.
»Die Kaste der Henker!« flüsterte Murray. »Wir waren sieben Mitglieder. Einer - er war ein Verräter. Er lebt nicht mehr. Der Meister
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