0003 - Die Teufelsklause
den Arm nach vorne. Jetzt konnte sie weitere fünf Stufen erkennen, die nach unten führten.
Behutsam setzte Nicole ihr rechtes Bein vor, paßte höllisch auf, daß sie nicht ausrutschte, denn die Stufen waren glitschig und teilweise mit Moos und Algen bedeckt.
Die Stille lastete wie ein schwerer Druck auf Nicoles Körper. Sie atmete nur flach, als hätte sie Angst, sich durch überlautes Luftholen zu verraten.
Nicole schluckte. War sie überhaupt allein in diesem gräßlichen Verlies? Gab es vielleicht noch andere Gefangene? Was hatte man mit ihr vor?
Wie ein Raubtier schlich sich die Angst in Nicoles Körper. Wenn Dr. Norton es wollte, konnte er sie hier elendig verhungern lassen. Niemand würde sie vermissen. Nur ihr Chef, Professor Zamorra.
An ihn klammerte Nicole ihre ganze Hoffnung. Es mußte ihm einfach gelingen, sie aus diesem schrecklichen Verlies zu befreien.
Nicoles Hand mit dem Feuerzeug zitterte. Die Flamme verlöschte. Die Französin knipste das Feuerzeug auch vorerst nicht an. Sie wollte Gas sparen. Nicole ging im Dunkeln weiter. Vorsichtig und unendlich langsam schlich sie die Stufen hinunter.
Schließlich erreichte sie das Ende der Treppe.
Wieder knipste Nicole das Feuerzeug an. Der zuckende Flammenschein geisterte durch ein Gewölbe. Es war so hoch, daß Nicole die Decke nicht sehen konnte.
Mit langsamen Schritten durchmaß Nicole die Felsenhalle. Ein Labyrinth von Gängen zweigte von den Seiten des Gewölbes ab.
Nicole quetschte sich in den erstbesten Gang. Ein kühler Luftzug blies die Flamme aus. Irgendwo mußte es einen Ausgang geben, der Sauerstoff in dieses Gewölbe blies.
Deshalb konnte auch das Feuerzeug brennen.
Nach einigen Metern endete der Gang vor einer Wand.
Nicole tappte zurück. Sie untersuchte noch drei weitere Gänge, die sich ebenfalls als Sackgassen entpuppten.
Nicole Duval nahm sich den vierten Gang vor. Die Luft wurde plötzlich schlechter. Die Flamme des Feuerzeugs flackerte, brannte aber weiter.
Der Gang war nach einigen Metern schon zu Ende, mündete in eine Art Halle, die in Form eines Siebenecks in den Fels gehauen war.
Nicole ging auf die Mitte dieser merkwürdig geformten Halle zu. Der zuckende Lichtschein tanzte über einen Steintisch, auf dem ein altes Buch lag. Vor dem Tisch stand ein Stuhl mit einer hohen Rückenlehne. Nicole sah auch die Kerze, die in einem schweren Halter steckte und neben dem Buch stand.
Die Französin hielt die Flamme des Feuerzeugs gegen den Docht. Sofort wurde der Schein heller. Die Kerze verbreitete wesentlich mehr Licht.
Nicole steckte das Feuerzeug weg, nahm die Kerze und machte sich an die nähere Untersuchung dieses geheimnisvollen Raumes.
Und plötzlich sprang Nicole Duval das Grauen an.
Der Kerzenschein fiel auf einen weißen offenen Sarg.
Zwei, drei Herzschläge lang zögerte Nicole, dann ging sie weiter, genau auf den Sarg zu.
Der grinsende Totenschädel eines Skeletts starrte sie an.
Ein leiser Aufschrei entrang sich Nicoles Kehle. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, merkte, daß sie nahe daran war, in Ohnmacht zu fallen.
Gewaltsam riß sich Nicole zusammen, leuchtete tiefer in den Sarg hinein, der mit rotem Samt ausgelegt war.
Die Knochen des Skeletts waren blank, wirkten in dem Kerzenlicht wie poliert.
Nicoles Lippen bebten. Die Französin fand keine Erklärung dafür, was sie hier unten sah.
Mit weichen Knien trat sie ein paar Schritte zurück, ging ein Stück weiter - und entdeckte den nächsten Sarg.
Auch in ihm lag ein Skelett.
Nicole zählte noch drei weitere Särge, in denen Skelette lagen.
Doch zwei Särge waren leer.
Was hatte das zu bedeuten?
Nicole ging durch die ganze Halle, leuchtete in jeden Winkel, doch außer den sieben Särgen entdeckte sie nichts mehr.
Plötzlich hörte Nicole Geräusche.
Sie stand stocksteif und lauschte. Die Geräusche kamen aus einem der vielen Gänge, wurden von Sekunde zu Sekunde lauter.
Es waren Schritte. Kein Zweifel.
Nicole löschte die Kerzenflamme.
Die plötzliche Dunkelheit umfing die Französin wie ein schwarzes Tuch.
Nicole war hinter dem hohen Lehnstuhl in Deckung gegangen. Ihr Herzschlag raste. Angst würgte sie.
Wer waren diese unheimlichen Besucher?
Vorn in einem der Gänge flackerte Lichtschein auf. Er tanzte hin und her, so wie eine Kerzenflamme.
Der Lichtschein kam näher. Gleichzeitig wurden auch die Schritte lauter.
Sie stammten mindestens von zwei Personen.
Nicole wagte kaum zu atmen.
Das Licht wurde zu einem hellen Fleck, warf
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