0003 - Die Teufelsklause
Dämon lachte schaurig. »Du hast noch fast einen Tag Zeit, dein Leben zu genießen. Allerdings wirst du die Stunden hier unten in diesem Felsverlies verbringen. Ein Entkommen ist unmöglich. Aus den Katakomben des Schreckens ist noch niemand entwischt.«
Nicole stand auf. Sie mußte sich mit beiden Händen auf dem Steinaltar abstützen, um vor Schwäche nicht hinzufallen. Ihre Augen waren rot umrändert vom Weinen. Die Tränen hatten ihr Make-up zerstört und unübersehbare Spuren hinterlassen. Nicoles Haare hingen wirr in die Stirn und waren schweißverklebt.
Die Französin bot einen jämmerlichen Anblick.
Und doch steckte noch ein kleiner Funken Lebenswille in dem Mädchen.
»Noch ist es nicht soweit«, zischte Nicole. »Noch lebe ich. Und ich werde bis zum letzten Atemzug kämpfen, verlassen Sie sich darauf.«
»Wie wollen Sie das denn machen?«
»So!« schrie Nicole, wirbelte blitzschnell herum und packte das Buch, das auf dem Steinaltar lag.
Das Buch war dick und schwer.
Nicole schleuderte es in einer verzweifelten Aktion dem Unheimlichen entgegen.
Und sie traf.
Das Buch donnerte mit der unteren Kante genau in das Zentrum der schwarzen Kapuze.
Der Dämon brüllte auf, torkelte ein paar Schritte zurück, und dann geschah etwas Seltsames.
Das schwere Buch polterte auf den Boden und zerfiel vor Nicoles Augen zu Staub.
Der Dämon kreischte schrill.
Blitze zuckten plötzlich durch das Gewölbe. Übelriechender Qualm wölkte auf. Und aus den Särgen stiegen die Skelette, um sich wieder in Mods zu verwandeln.
Nicole war hinter den hohen Sessel geflüchtet, starrte mit fiebrig glänzenden Augen auf das Schauspiel, das sich ihr bot.
Die Skelette wanden sich in wilden Zuckungen am Boden, während langsam eine fleischfarbene Masse die Knochen überzog. Das fing bei den Füßen an, ging über die Knie, die Hüften, die Brust und erreichte schließlich den Kopf.
Neue Wesen entstanden.
Mods!
Seelenlose Mordroboter!
Nicole zählte sieben Stück.
Immer noch wogte der Qualm durch die Halle, doch er war längst nicht mehr so dicht, hatte sich zu Schlieren getrennt, die sich langsam auflösten und plötzlich ganz verschwunden waren.
Die sieben Mods hatten einen Halbkreis um den Unheimlichen gebildet. Der Kerzenschein warf lange Schatten auf ihre wachsfarbenen, toten Gesichter. Nicole schauderte. Sie konnte immer noch nicht begreifen, was geschehen war.
Doch sie sollte es bald erfahren.
Der Dämon trat einen Schritt vor, zog an seiner Kapuze und riß sie sich vom Kopf. Nicole sah in das Gesicht von - Dr. Norton!
Der heiße Schreck fuhr der Französin durch die Glieder, lähmte ihre Bewegungen. Sie begriff einfach nicht, was sich eben abgespielt hatte, konnte es auch nicht begreifen. Zu ungeheuerlich war dieser Vorgang für ein menschliches Gehirn.
»Sie haben es geschafft!« flüsterte Dr. Norton. »Sie haben es tatsächlich geschafft! Aber das nützt Ihnen wenig.« In seiner Wut und in seinem Haß siezte der Mann Nicole plötzlich wieder.
Nicole Duval kam langsam aus ihrer Deckung hervor. Noch immer blickte sie ungläubig auf Dr. Norton.
»Was - was ist geschehen?« flüsterte sie mit bebenden Lippen.
»Sie haben das Buch zerstört. Das Buch, in dem die Geheimnisse des Lebens aufgeführt waren.«
»Welches Leben?« fragte Nicole stockend.
»Das Leben der Dämonen. Das Buch ist vor uralter Zeit mit Dämonenblut geschrieben worden. Ich habe es gefunden. Habe daraus die Geheimnisse der Magie gelernt. Es war vollgestopft mit seltsamen Zeichen und Formeln. Satan selbst muß es geschrieben haben. Jetzt ist es zerstört. Doch Sie werden sich über diesen Erfolg nicht freuen können. Für die Dämonen ist es nur ein Aufschub. Ich werde versuchen, die Formeln aus dem Kopf niederzuschreiben, um die Herrschaft des Bösen fortsetzen zu können.«
Dr. Norton wandte sich um, blickte die Mods an. »Sie werden sich nie mehr verwandeln können. Die magische Kraft der Zeilen hat dieses bewirkt. Doch sie können auch nicht sterben. Werden ewig leben. Sie sind immun gegen Kugeln und andere Waffen. Man kann sie nicht töten. Sie haben mit ihrer Aktion soviel wie gar nichts erreicht, Nicole Duval.«
Die Französin schüttelte den Kopf. »Ich begreife das alles nicht«, sagte sie leise. »Dämonenblut, das gibt es doch nicht. Das…«
Dr. Norton schnitt ihr mit einer knappen Handbewegung das Wort ab.
»Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten. Wir sehen uns in einigen Stunden wieder.«
Er wandte sich um und
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