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0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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aufgebrummt. Die Untersuchung wegen des Mordes lief weiter, und er wußte, eines Tages würde ein anderes Gericht ihn auch des Mordes schuldig sprechen, und dieser Spruch würde seinen Hals kosten. Er wußte genau, daß er hier im Zuchthaus von Glendive nur bis auf Widerruf lebte.
    ***
    Das Zuchthaus von Glendive lag außerhalb der Stadt auf einem sanften Hügel. Es war vor rund fünfzig Jahren erbaut worden und hatte etwa den Charakter einer Burg. Es war nicht nach den modernen Gesichtspunkten errichtet, wie es neuere Strafanstalten sind.
    Insgesamt beherbergte Glendive dreihundertvierundachtzig Gefangene, die sich die Zellen zu dreien teilten. Zum Gang hatten die Zellen feste Türen.
    Callighan kam in eine Zelle, in der sich bereits Thomas Wed befand und in der die dritte Pritsche frei war. Er begann sofort, mit Wed über einen Ausbruch zu sprechen.
    Wed saß zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre, und er hatte die Nase voll, aber er war ein alter Zuchthaushase, und er wußte, wie schwierig ein Ausbruch war.
    »Zu zweien ist es unmöglich«, knurrte er.
    »Zu vielen ist es noch schwieriger«, sagte Callighan.
    Wed hielt eine Menge von Ivry Jordan, der die linke Nebenzelle mit Ragio Gonzales und Nat Shakow teilte. Er schlug vor, diese drei hinzuzuziehen.
    Sie verständigten sich in der Freistunde durch Klopfzeichen und durch zugeschmuggelte Zettel. Jordan, Gonzales und Shakow wollten mitmachen.
    Callighan ließ sich drei Monate Zeit, um die Möglichkeiten zu studieren. Dann wurde er eines Tages neu vernommen, und man teilte ihm mit, daß das Verfahren wegen des Mordes an seinem Onkel in Kürze eröffnet würde. Er mußte handeln, und er tat es unverzüglich.
    Um acht Uhr war im Zuchthaus die Einschlußkontrolle. Als der kontrollierende Beamte vorbeikam und durch den Spion sah, lag Callighan stöhnend auf seiner Pritsche. Wed bumste gegen die Tür und schrie: »Ich glaube, er kratzt ab. Er sagt, er hätte irrsinnige Schmerzen im Leib.«
    Der Gefängniswärter ging fort, um einen zweiten Beamten zu holen, wie es Vorschrift war, wenn die Tür einer Zelle geöffnet wurde. Sie kamen zurück und schlossen auf. Der eine Beamte beugte sich über Callighan, während der andere an der Tür stehenblieb. Callighan hielt sich den Leib und stöhnte.
    »Ich denke, wir müssen ihn ins Hospital bringen. Es scheint eine Blinddarmentzündung zu sein. — Faß an«, sagte er zu Wed. »Wir wollen ihn aufrichten.«
    Sie taten es, und Callighan hing stöhnend in ihren Armen. Sie bewegten sich auf die Zellentür zu. In dem Augenblick, in dem sie an dem Beamten, der dort Posten hielt, vorbeikamen, ließ Wed Callighan los und legte seine Schaufelhände dem Mann um den Hals. Callighan riß gleichzeitig ein Küchenmesser aus seiner Jacke und rammte es dem zweiten Gefängniswärter in die Brust. Er ließ sofort los und preßte seine Hände auf den Mund des Zusammensinkenden. Der andere, den Wed an der Kehle hatte, wurde ohnmächtig.
    Das Ganze war lautlos vor sich gegangen. Sie zogen dem größeren von beiden die Uniform aus, und Callighan schlüpfte hinein.
    Auf dem Flur war die schwache Nachtbeleuchtung schon eingeschaltet. Callighan schlenderte auf die Tür zu, die diese Abteilung des Zuchthauses von den anderen trennte, und drückte auf den Summer.
    Der Beamte, der die Tür bewachte, sah die Uniform eines Kollegen und öffnete. Er sah sich einer gezogenen Pistole gegenüber und hob die Hände. Er bekam den Pistolenknauf über den Kopf und fiel zusammen.
    Der ehemalige Rauschgiftschmuggler lief zurück und schloß die Zelle der drei anderen auf. Sie zogen auch den beiden anderen Beamten die Uniform aus, wobei Jordan ohne Zögern den blutgetränkten Rock des Erstochenen anzog. Sie liefen zur Mitteltür und brüllten von dort aus: »Wir brechen aus! Wir brechen aus! Wiedersehen, Jungs!«
    In jedem Zuchthäusler sitzt eine Art Hysterie, und sie pflanzt sich von Zelle zu Zelle fort wie ein Massenwahnsinn, wenn sie erst einmal ausgebrochen ist.
    In allen Zellen tobten die Männer. Sie brüllten. Sie wollten mitgenommen werden. Sie juchten, und sie schrien nach den Wärtern, damit die ausgebrochenen Kumpane über den Haufen geknallt würden. Im Handumdrehen hatte sich das Zuchthaus von Glendive in einen Hexenkessel verwandelt. Schauerlich begann die Alarmsirene zu heulen. Von allen Ecken liefen die Gefängniswärter herbei. Der Alarm paßte genau in Callighans Plan. Sie waren längst im unteren Flur, als Alarm gegeben wurde. Sie erreichten das

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