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0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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gesehen haben wollte, wackelte schnell, als wir ihn ins Verhör nahmen, und gestand schließlich, daß er die ganze Geschichte nur erfunden hatte, um sich wichtig zu machen.
    Wir informierten Bust.
    »Ich dachte es mir«, sagte er. »So leicht macht uns das Schicksal es nicht. Es ist eine neue Meldung aus Cushing eingegangen. Würden Sie dorthin fahren?«
    »Verdammt, bin ich ein Arzt für Hysteriker?« fluchte ich, aber wir fuhren doch nach Cushing. Es war immer die gleiche Geschichte, wenn Warnungen der Polizei an die Öffentlichkeit gegeben werden. Immer gibt es Voreilige, Wichtigtuer und Hysteriker, die uns mit ihren angeblichen und oft einfach erfundenen Beobachtungen auf die Nerven fallen. Und uns bleibt nicht anderes übrig, als all diesen Meldungen nachzugehen, denn unter den hundert falschen Informationen könnte ja auch die eine richtige sein.
    Cushing lag wieder in Richtung auf Glendive zu, ziemlich nahe bei dem Ort, in dem wir übernachtet hatten.
    Wir fanden den Mann, der die Meldung gemacht hatte, beim Sheriff. Ich wußte schon, als ich ihn sah, daß alles Unsinn sein würde, was er zu berichten hatte. Es war einer dieser kleinen, zappeligen Wichtigtuer, die sich in der Öffentlichkeit aufspielen, weil sie daheim von ihrer Frau geknechtet werden. Erst erzählte er seine Geschichte flüssig, aber nach einem halben Dutzend Fragen unsererseits fing er an zu stottern, und nach einem weiteren Dutzend warfen wir ihn hinaus.
    »Schade, Sheriff«, sagte ich, »aber Cushing wird auch nicht dadurch berühmt werden, daß hier die fünf berüchtigten Ausbrecher gefaßt wurden.«
    Er holte eine Flasche Whisky aus seinem Schrank und goß uns die Gläser voll.
    »Tut mir leid, daß ich Sie herkommen ließ«, sagte er. »Ich dachte mir zwar, daß er Unsinn quatschte, aber bei der Wichtigkeit der Angelegenheit wollte ich es nicht auf meine eigene Entscheidung ankommen lassen.«
    Wir fühlten uns durch seinen durchaus prächtigen Whisky entschädigt. Nach dem zweiten Glas wollten wir uns von ihm verabschieden, als ein Mann in sein Büro gestolpert kam. Er brachte einen würzigen Duft von frischer Luft mit, und er sah aus, wie ein Rocky-Mountains-Mann auszusehen hat. Er trug einen Schlapphut. Ein graues Bartgefilz verdeckte den größten Teil seines verwitterten Gesichtes. An den Füßen trug er grobe Stiefel, und seine Kleidung bestand aus derbem, wetterfestem Stoff.
    »’n Abend, Sheriff«, grüßte er und sah uns aus seinen kleinen, sehr blauen Augen an.
    »Guten Abend, Christoph«, antwortete der Sheriff. »Was Wichtiges?« Er wandte sich an uns. »Das ist Christoph Bordon oben aus dem Cush-Tal. Cush ist der Fluß, nach dem unsere Stadt ihren Namen hat. Christoph sitzt oben an der Quelle. Er hat eine prima Farm da oben.«
    Der alte Bordon hatte kurz seinen Hut gelüftet. Jetzt wandte er sich wieder an den Sheriff.
    »Ich kam herunter, weil ich mit Stanway über ein Maultier reden will, das er zu verkaufen hat. Wir machten das in der Kneipe ab, und wie ich fast mit ihm einig bin, höre ich, wie sich ein paar Männer darüber unterhalten, daß sich in unserer Gegend einige Ausgebrochene aus Glendive herumtreiben sollen, die ein paar Morde auf dem Gewissen haben, und ich dachte mir, ich komme lieber, Sheriff, und sage es Ihnen, obwohl es sicherlich Quatsch ist.«
    Der Sheriff sah Bordon an, stand auf und holte ein viertes Glas. Auch wir wurden sehr aufmerksam.
    Bordon trank seinen Whisky erst einmal behaglich leer. Er wischte sich den Bart und fuhr fort: »Sie wissen, Sheriff, mein nächster Nachbar im Tal ist Harvey Williams. Was bei uns so Nachbar heißt. Drei Meilen talabwärts. Schön, heute mittag, so gegen zwei Uhr, sehe ich Harveys Lastwagen die Talstraße hinaufkriechen. Ich war gerade dabei, die Stangen für die Bohnen zu richten, und ich freue mich schon, weil ich denke, ich kriege Besuch. Das ist ja selbstverständlich bei uns, daß der Nachbar wenigstens für drei Worte vor der Tür hält, wenn er vorbeikommt. Außerdem hatte ich mit Williams noch einen Termin zu vereinbaren, an dem wir gemeinsam zum Holzschlagen gehen wollten. Harvey ist sehr gewissenhaft und hat es bestimmt nicht vergessen. Sie können sich denken, Sheriff, wie ich verwundert war, als ich sehe, wie Williams Laster ohne Stopp an meiner Gartentür vorbeifährt. Ich bin sofort aus meinen Bohnen heraus, aber da war der Wagen schon zu weit fort, als daß das Rufen noch Zweck gehabt hätte. Außerdem dachte ich, Williams sei mir vielleicht

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