0004 - Götterdämmerung
Leutnant Kosnow und Leutnant Li Tschai-Tung den Tresorraum.
Hinter ihnen schloß sich die Tür wieder.
Mercant zeigte auf drei freie Stühle.
„Ich brauche Sie nicht mehr mit einander bekannt zu machen. Aber Sie werden in wenigen Minuten einen Mann kennenlernen, den Sie noch nicht kennen. Besonders Sie, Kosselow, werden sich dann wundern, wie gut wir übereinstimmen. Captain Klein, Sie haben uns die Gründe für das Mißlingen Ihres Planes, Rhodan mit Bakterien unschädlich zu machen, bereits erklärt. Das Unternehmen blieb ohne den gewünschten Erfolg. Ich darf annehmen, daß Sie bereit sind, einen neuen Versuch in dieser Richtung zu billigen. Nein, diesmal keine Bakterien."
Klein gab keine Antwort. Woher wußte Mercant, daß er jetzt an Bakterien gedacht hatte? So naheliegend war das auch wieder nicht.
Die Tür öffnete sich. Ein Mann in der Uniform eines Obersten trat ein, nahm Haltung an und grüßte militärisch. Dann blieb er abwartend stehen. Mercant erhob sich.
„Meine Herren, ich darf Ihnen Oberst Donald Cretcher von der HA vorstellen. Oberst Cretcher ist Fachmann für Tiefbau und war an der Konstruktion unseres Hauptquartiers hier maßgeblich beteiligt."
Die Abwehrchefs gaben dem Neuankömmling etwas beklommen die Hand. Besonders Generalleutnant Tai-Tiang verbarg sein Mißtrauen nicht. Nur Kosselow hatte bei der Erwähnung des Spezialgebietes von Cretcher aufgehorcht. Mercant ergriff das Wort.
„Wie Kosselow bereits andeutete, müssen wir Rhodan unterirdisch angreifen. Die Energieglocke wirkt nur in der Luft und reicht bis zur Erdoberfläche. Natürlich besitzen wir keinerlei Beweise, daß sie nicht unterirdisch ebenfalls eine gewisse Wirkung besitzt, aber ich glaube, ehrlich gesagt, nicht daran. Wenn es uns also gelingt, einen Stollen genügend tief und weit vorzutreiben, so, daß wir genau unter den Stützpunkt gelangen, sollte mit einer einzigen Atomexplosion der ganze Spuk zum Teufel gejagt werden. Das ist in Kürze mein Plan. Ich habe Sie rufen lassen, um mit Ihnen die Durchführung zu beraten, denn dazu gehört die Bereitschaft aller Großmächte. In erster Linie der AF, weil wir auf deren Gebiet operieren müssen."
In Kleins Gehirn arbeitete es fieberhaft. Auch Kosnow und Li machten sich ihre Gedanken. Diese drei Agenten waren damals zusammengetroffen, als ihre Regierungen ihnen den Auftrag erteilt hatten, erste Fühlungnahme mit Rhodan aufzunehmen. Da sie einzeln nichts erreichten, schlössen sie sich zusammen.
Klein war es gelungen, in die Energiekuppel einzudringen, aber ein Gespräch mit Perry Rhodan hatte ihn davon überzeugt, daß dieser nur das Beste für die Menschheit wollte. Er war umgeschwenkt, und mit ihm seine beiden Kollegen. Niemand auf der ganzen Welt ahnte diesen „Hochverrat". Wirklich niemand?
Allan D. Mercant sah Klein an. In seinen Augen war ein merkwürdiges Funkeln, aber dann lächelten sie wieder verstehend und milde. Er nickte kurz und sagte: „Wenn der Plan gelingt, bedeutet er das Ende einer Furcht, die uns zu Freunden machte. Ich weiß, daß es Menschen gibt, die diese Furcht segnen, denn ihnen ist die Angst vor Rhodan lieber als das ständige Grauen vor dem Atomkrieg und dem damit verbundenen Weltuntergang. Ich kenne einige dieser Leute.
Vielleicht teile ich sogar ihre Ansicht aber unsere Pflicht ist und bleibt es, Rhodan auszuschalten. Denn eine Gefahr, der wir nicht begegnen können, bedroht unsere Existenz. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, Captain Klein?"
Sieben Augenpaare blickten auf den Agenten, der den Boden unter den Füßen schwanken spürte. Mercant konnte doch nicht wissen ...?
„Ich verstehe Sie nicht, Mister Mercant."
Mercant lächelte freundlich.
„Natürlich verstehen Sie, Klein. Sehr gut sogar. Und glauben Sie nur nicht, daß ich Ihrer ehrlichen Motive wegen über strafbare Handlungen hinwegsehen kann. Sie erhalten eine Aufgabe mit deren Durchführung Sie beweisen werden, daß Befehle für Sie wichtiger sind als Ihre persönliche Meinung. Im übrigen gilt für Kosnow und Li dasselbe."
Kosselow brauste auf. „Für meinen Mann lege ich die Hand ins Feuer!"
„Verbrennen Sie sich nicht", riet Mercant gelassen.
„Sie haben keine Beweise!"
„Aber einen sehr guten Riecher und einen untrüglichen Instinkt."
Das stimmte nur zu genau. Klein wußte, daß Mercant in dieser Hinsicht bei seinen Leuten gefürchtet war.
Bei Verhören benötigte Mercant niemals einen Lügendetektor; er vermochte stets zu sagen, ob der Befragte die
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