0004 - Götterdämmerung
den Robotern bei der Arbeit zuzuschauen. Unter dem Schutz der Energieglocke, wo die Luft allmählich heiß und stickig wurde, nahm er sein tägliches Bad im Salzsee. Oft lief er stundenlang durch die Wüste und wagte sich manchmal bis zu der unsichtbaren Mauer vor, die sie alle von der Außenwelt trennte.
Kein Mensch war zu sehen. Sie schienen plötzlich allein auf der Erde zu sein. Die Truppen, die den Stützpunkt einschlössen, hatten sich so weit zurückgezogen, daß sie selbst im Feldstecher nur noch als winzige Punkte zu erkennen waren. Von den Geschützen und Panzern war nichts mehr zu sehen. Es lag etwas in der Luft. Perry Rhodan spürte das. Von einer inneren Unruhe getrieben, verließ er am fünften Tag die STARDUST und schritt hinüber zum Kugelraumer der Arkoniden. Er hatte Crest nur selten gesehen in diesen Tagen, denn der Wissenschaftler befolgte gehorsam die Anordnungen seines Arztes Dr. Haggard, dem er seine Heilung verdankte. Meist lag er in künstlichem Schlaf, damit seine Körperkräfte sich rekonstituieren konnten.
Einer der Roboter blockierte die Einstiegsluke. Perry wartete einige Minuten, aber als der metallische Wächter sich nicht von der Stelle rührte, ging er auf ihn zu und versuchte, ihn beiseite zu schieben. Natürlich mißlang das Experiment. Von oben kam die helle und klare Stimme Thoras: „Sie sind sehr unvorsichtig, Rhodan. Was wollen Sie?"
„Ich muß Crest sprechen."
„Warum?"
„Es gibt verschiedene Gründe. Einer davon ist, daß man mit Sicherheit einen Angriff auf uns vorbereitet."
„Und? Glauben Sie vielleicht, wir könnten ihn nicht abwehren?"
„Sie wissen, daß wir die Menschheit für unsere Pläne brauchen. Wenn Sie die Menschen bei einer unüberlegten Abwehr vernichten, werden Sie Arkon niemals wiedersehen."
Damit berührte er den schwachen Punkt Thoras. In ihrem Innern brannte alles darauf, diesen „aufsässigen Primitiven" eine gehörige Lektion zu erteilen, aber sowohl Perry Rhodan wie Crest hinderten sie daran - sie, die Kommandantin der Expedition. Und sie sah auch ein, daß die beiden so verschiedenen Männer recht hatten. Mit den Robotern allein ließ sich keine Raumschiffswerft aus dem Boden stampfen.
Sie sagte ein unverständliches Wort. Der Roboter schwenkte schwerfällig zur Seite und gab den Weg frei.
Perry kletterte die wenigen Stufen zum Ausstieg empor. Thora betrachtete ihn eiskalt.
„Crest benötigt Ruhe."
„Ich weiß", nickte Perry gelassen. „Aber Dr. Haggard hat mir erlaubt, jetzt mit ihm zu sprechen."
„So, Haggard hat es erlaubt?" dehnte sie verächtlich. „Ich werde wohl nicht mehr gefragt?"
„Das ist in diesem Fall unnötig", erwiderte Perry und schob sie sanft beiseite. Ohne sich auch nur umzublicken, schritt er davon, fand den Antigravlift und schwebte dann nach oben.
Crest war wach. Er lag auf einem breiten Ruhebett in der geräumigen Kabine und betrachtete ein abstraktes Farbenprogramm auf dem Bildschirm. Als Perry eintrat, schaltete er das Gerät aus und richtete sich empor.
„Hallo, Perry. Das freut mich, daß Sie wieder einmal Zeit für mich finden."
„Meinerseits, Crest. Wie geht es Ihnen? Den Berichten Haggards nach zu urteilen, machen Sie eine zweite Jugend durch."
„So ähnlich fühle ich mich auch, Perry. Der Mann ist ein Wunderdoktor."
„Er versteht eine ganze Menge", milderte Perry ab.
Auch Crest besaß helle, fast weiße Haare und leicht rötlich gefärbte Augäpfel. Eine ungewöhnlich hohe Stirn prägte den Anblick seines Schädels. Andere Unterschiede gegenüber der menschlichen Anatomie waren weniger sichtbar. Statt Rippen hatte Crest einen geschlossenen Knochenpanzer um Herz und Lungen, was eventuelle Operationen erschweren würde, die empfindlichen Organe jedoch vor Verletzungen weitgehendst sicherte. Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen konnte er als Genie bezeichnet werden, denn allein sein fotografisches Gedächtnis erinnerte an die Fähigkeiten hochwertiger Elektronengehirne. Crest war der wissenschaftliche Leiter der gescheiterten Arkonidenexpedition und Mitglied der herrschenden Dynastie auf Arkon.
„Wir haben keinen Arzt wie Haggard", entgegnete Crest. „Vielleicht wurde unsere Rasse auch deshalb krank. Wir besitzen die Mittel zur Lebensverlängerung - und das machte uns sorglos. Wir degenerierten, denn unser maßloser Dünkel ließ es nicht zu, daß wir uns mit anderen Rassen vermischten. Im Grunde genommen sind alle Arkoniden miteinander verwandt."
„Ich erwähnte schon einmal eine
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