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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in der Halle so gewählt, daß wir den Eingang im Auge behielten.
    Es wurde zwei Uhr, ohne daß die gelbe Jacke auf getaucht wäre. Phil warf mir einen beunruhigenden Blick zu. Ich rieb mir den Nacken.
    Eine Viertelstunde später blitzte es im Eingang. Der gelbe Juan stand dort und sah sich suchend nach uns um. Ich winkte ihm. Er kam hastig herbei.
    Er sah nicht gut aus. Er zappelte in dem Sessel, den ich ihm anwies, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Senor, ich habe die dreihundert nicht«, hastete er. »Ich kann sie auch nicht besorgen. Bitte, bezahlen Sie die fünfunddreißig Stück, die Sie genommen haben, und lassen Sie uns unsere Geschäftsverbindung als erledigt betrachten.«
    »Schade, Juan«, antwortete ich langsam. »Ich fand die Angelegenheit auch für dich interessant, und ich glaube dir nicht recht. Du machst doch laufend diese Geschäfte. Ich wette, es sind in den letzten Monaten mehr als nur dreihundert Münzen durch deine Hände gegangen. Du müßtest also auch dreihundert auf einmal besorgen können.« Er antwortete nicht auf die Frage. »Ich bin mit fünf Dollar zufrieden, Senor«, sagte er. »So viel muß ich selbst dafür geben, glauben Sie mir.«
    »Dreihundert, dann zahle ich sogar sechs, vielleicht auch sieben.«
    »Es tut mir leid, Senor. Bitte, geben Sie mir die Münzen zurück, wenn Sie nicht fünf Dollar dafür bezahlen wollen.«
    »Ich bezahle sieben, aber nur für mindestens dreihundert.«
    Er fuhr sich mit einer verzweifelten Bewegung durch die Haare und rief mit dem ganzen Temperament des Südländers verzweifelt:
    »Aber er will nicht, daß ich an Sie verkaufe!«
    »Wer will das nicht?« fragte ich schnell.
    Er merkte, daß er sich versprochen hatte und wollte Ausflüchte machen, aber ich nagelte ihn fest.
    »Wenn du das Geschäft nicht machen kannst, dann bring uns zu deinem Großhändler. Auf eine Provision soll es uns dabei nicht ankommen.«
    Er schien geradezu entsetzt zu sein. Er wehrte mit beiden Händen ab.
    Ich erspare Ihnen den Rest der Verhandlung. Sie dauerte zwei Stunden. Dann hatten wir ihn weich, aber er kapitulierte erst, als ich ihm auseinandersetzte, daß wir von hier aus gleich zur Polizei gingen, und daß es für uns eine Kleinigkeit sein würde, seine eventuellen Erzählungen über gemeinsame Geschäfte für leeres Gerede zu erklären.
    »Senor Lechero ist mein Händler«, gestand er. »Vas Cuanto 139.«
    »In Ordnung, verhandeln wir jetzt mit Senor Lechero direkt.«
    Er fuhr hoch.
    »Unmöglich, Senor. Völlig unmöglich.«
    »Warum?«
    Er wand sich, aber dann war er wohl mit seiner Nervenkraft restlos am Ende. Er gestand.
    »Ich habe gleich gestern, nachdem Sie fort waren, Lechero angerufen und ihm gesagt, daß zwei Americanos dreihundert Münzen von mir kaufen wollten. Er sagte, ich sei ein Idiot, und ob ich nicht wüßte, daß es verboten sei, mehr uls fünf Münzen an einen einzelnen Mann abzugeben. Ich gestand ihm, daß Sie meine dreißig Münzen an sich genommen hätten, ohne zu bezahlen. Er beschimpfte mich und befahl mir, ihn heute mittag noch einmal anzurufen. Ich gehorchte und sprach mit ihm, kurz bevor ich zu Ihnen kam. Er gab mir den Befehl, sofort aus Rio zu verschwinden. Die fünfunddreißig Goldstücke, die ich noch nicht bezahlt hätte, müßte ich von meinem zukünftigen Verdienst abtragen. 175 Dollar, Senor. Eine sehr große Summe für mich, denn ich verdiene höchstens zwei, ganz selten drei Dollar am Stück, und nur Rio ist ein gutes Pflaster, denn in die anderen Städten kommen nicht so viel Ausländer. Ich dachte mir, ich könnte es wenigstens versuchen, fünf Dollar von Ihnen zu erhalten, damit ich keinen Verlust hätte. Bitte, Senor, geben Sie mir die einhundertundfünfundsiebzig Dollar, und gehen Sie nicht zu Lechero.«
    Phil und ich sahen uns an.
    Phil nickte. Ich nahm zweihundert Dollar aus der Tasche.
    »Nimm Sie«, sagte ich, »und verschwinde, aber verschwinde nicht nur aus Rio. Verschwinde vor allen Dingen aus dem Blickfeld von Senor Lechero. Du verstehst?«
    Er verstaute hastig das Geld.
    »Werden Sie doch zu ihm gehen?« fragte er, schon im Aufstehen.
    »Nimm es immerhin an«, antwortete ich. »Vielleicht ist es besser für dich.«
    »Danke, Senor«, sagte er.
    Wir sahen ihm nach, wie er in seiner gelben Jacke durch die Halle schwankte und dann von der Drehtür verschluckt wurde.
    »Ich denke, wir warten vierundzwanzig Stunden, bis der Bursche sich in Sicherheit gebracht hat«, sagte ich zu Phil. »Dann können wir uns mit diesem

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