0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
nicht, daß der Mann in der gelben Jacke Gummi zu verkaufen hatte.«
Ich ging auf diesen herausfordernden Satz nicht ein.
»Wohnen Sie schon lange im Hotel ›Americano‹?« fragte ich.
»Meine drei Monate sind bald um. So lange wohne ich schon hier.«
»Haben Sie einen Amerikaner kennengelernt, der sich Fred Bower nannte?«
»Ja«, antwortete er schlicht. »Wir gerieten einen Abend auf der Terrasse in ein Gespräch. Er interessierte sich sehr für die Gegend am Amazonas und konnte nicht genug davon hören. Er äußerte, es sähe verdammt so aus, als müsse er demnächst dorthin.«
Ich blickte ihm scharf ins Gesicht, aber kein Zucken verriet, ob er wußte, was diese Mitteilung für uns bedeutete. Ich entschloß mich, meine Karten ein wenig aufzudecken.
»Hören Sie, Mr. Lohmann«, begann ich, »für einen Landfremden ist es schwer, sich in Brasilien zurechtzufinden. Wir sind nicht nur zum Urlaub hier. Wir haben eine bestimmte Sache abzuwickeln, und ich gestehe Ihnen, es fällt uns schwer, den richtigen Ansatzpunkt zu finden.«
»Haben Sie Angst vor Schwierigkeiten? Wahrscheinlich wird sich die Polizei wundern, amerikanische Dollar in den Taschen eines überfahrenen Mannes zu finden, aber ich glaube nicht, daß man Sie deswegen belästigt Man hat nicht gern Scherereien mit dem amerikanischen Konsulat.«
»Sie könnten uns sicherlich helfen.«
»Vielleicht«, antwortete er langsam.
Ich wußte, was er dachte.
»Lassen Sie es lieber sein, den Amateurdetektiv spielen zu wollen«, sagte ich. »Sie haben keine nordamerikanischen Gangster nach dem Muster des letzten Hollywood-Filmes vor sich.«
»Aber auch keine Autoverkäufer«, sagte er schnell.
»Ich würde Ihnen diese Frage beantworten, wenn ich wüßte, ob Sie wirklich Gummiplantagenbesitzer sind«, schlug ich zurück.
»Ich könnte Ihnen die Grundbuchauszüge vorlegen«, antwortete er, »aber ich sehe nicht ein, warum ich das tun sollte.«
Verdammt, der Junge war hart. Ich überlegte, ob ich ihn einfach laufen lassen oder ihm noch mehr sagen sollte. Ich glaubte nicht daran, daß Juan Pompenos zufällig überfahren worden war. Seine Leute hatten ihn beobachtet und hatten ihn prompt für seinen Ungehorsam bestraft. Damit wußten sie auch, daß wir uns in irgendeiner Form für sie interessierten, und es hatte schon kaum noch Sinn, allzuviel Versteck zu spielen. Ob sie uns als Interessenten an ihren falschen Münzen aus dem Wege zu räumen versuchten oder als erkannte G-men, das blieb sich schließlich gleich. Und wenn dieser Lohmann zu ihrer Organisation gehörte, dann war es gut, ihn in irgendeiner Form an uns zu binden, um über ihn weiterzukommen.
»Haben Sie eine Ahnung, wo Fred Bower geblieben ist?« nahm ich dieses Thema wieder auf.
»Wie mir der Portier sagte, kam er eines Abends nicht ins Hotel zurück. Am anderen Tag wurde seine Rechnung beglichen und sein Gepäck abgeholt. Ich glaube, das geschah durch einen Taxichauffeur. Mr. Bower hatte bestelle® lassen, er habe das Hotel gewechselt.«
»Ich halte es für wahrscheinlich, daß er das ,Americano‘ mit einem Sarg vertauscht hat«, sagte ich klipp und klar. »Sofern man ihm den noch bewilligt hat.«
»Möglich«, antwortete Lohmann und verriet damit, daß er das wußte oder wenigstens vermutete.
»Wir müssen die Leute finden, die Bower aus dem Wege räumten«, erklärte ich. »Dieser Mann, der vorhin überfahren wurde, schien uns ein Weg dazu zu sein. Jetzt ist er tot. Wir müssen einen anderen Weg suchen. Das kann lange dauern. Ein Mann, der das Land kennt, die Sprache beherrscht, könnte uns helfen.«
Er zündete sich eine Zigarette an.
»leih habe für Abenteuer etwas übrig«, sagte er, »aber ich wüßte gern, worum es dabei außer Mr. Bower geht.«
»Jedenfalls um nichts Gesetzwidriges«, entgegnete ich.
Wahrscheinlich glaubte er uns nicht. Gleichgültig, aus welchen Gründen er zustimmte, jedenfalls tat er es.
»Was also kann ich für Sie tun?«
»Sie sagten, man hätte die Nummer des Lastwagens erkannt, der unseren Besucher getötet hat. Können Sie feststellen, wem der Lastwagen gehört? Können Sie außerdem Erkundigungen einziehen über einen Senor Lechero, der in der Vas Cuanto 139 wohnt? Das sind die beiden Fragen, deren Beantwortung uns im Augenblick am wichtigsten scheint.«
Er stand auf. »Wollen wir heute abend zusammen essen? Ich denke, ich habe bis dahin die Antworten, die Sie wünschen.«
»Einverstanden, um acht.« Wir verabschiedeten uns voneinander. Ich
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