Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Lechero beschäftigen.«
    In diesem Augenblick gellten draußen die Schreie einiger Stimmen, ein Quietschen von Bremsen, eine Reihe von Zurufen.
    Wir fuhren aus unseren Sesseln in die Höhe, rannten durch die Halle, sausten durch die Drehtür.
    Auf der Fahrbahn, nicht weit vom Eingang unseres Hotels, standen viele Menschen, und immer neue liefen hinzu.
    Ich warf mich in die Menge und durchbrach rücksichtslos den Kreis, drängelte mich nach vorn. Dann sah ich es.
    Ein Mensch lag auf dem Asphalt, das Gesicht nach unten, Juan Pompenos. Die gelbe Jacke färbte sich langsam dunkel.
    ***
    Phil hatte sich neben mich gezwängt.
    »Scheint eine strenge Organisation zu sein«, murmelte er. »Sieht aus, als wäre er überfahren worden.«
    Um uns herum schnatterten die Menschen auf portugiesisch.
    »Ich würde gern Näheres wissen«, sagte ich.
    »Er ist überfahren worden«, sagte hinter uns eine Stimme. Ich drehte mich um. Der Sprecher war ein großer, breitschultriger Mann mit ersten grauen Fäden im blonden Haar. Ich kannte ihn. Ich hatte ihn einige Male in der Hotelhalle und auf der Terrasse gesehen. Er mußte mit uns hinausgelaufen sein. Sein Englisch war nachlässig, aber gut.
    »Haben Sie es gesehen?« fragte ich.
    »Nein«, antwortete er. »Die Leute hier sagen es.«
    Er zwängte sich an uns vorbei und sprach mit einem Brasilianer, der besonders heftig gestikulierte.
    Wir warteten. Unterdessen heulte mit Sirenengetöse ein Unfallwagen herbei, und auch eine Anzahl Polizisten erschienen auf der Bildfläche. Der Blonde gesellte sich dazu, während die Beamten eine erste Vernehmung der Augenzeugen durchführten. Das Ganze dauerte eine Viertelstunde. Dann kam er zu uns zurück.
    »Ja«, bestätigte er, »ein Lastwagen überfuhr ihn. Einer der Zeugen will die Nummer erkannt haben. RO 5890.«
    »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen«, antwortete er. »Ich dachte, es interessiert Sie.« Dabei traf uns ein aufmerksamer Blick aus seinen blauen Augen.
    Ich fand, der blonde Herr begann interessant zu werden.
    »Wollen Sie einen Drink mit uns nehmen?« fragte ich. »Mein Name ist Cotton. Mein Freund Phil Decker. Beide aus New York.«
    »Lohmann«, antwortete er. »Aus dem Amazonas-Gebiet. Auf drei Monate zum Urlaub in Rio.«
    Wir begaben uns in die Hotel-Bar, die zu diesem Zeitpunkt noch relativ leer war. Ich bestellte eisgekühlten Scotch-Soda.
    »Ziemlich schmerzlicher Verlust für Sie«, sagte dieser Senor Lohmann nach dem ersten Schluck, als er sein Glas niederstellte. »Der Junge in der gelben Jacke schien so etwas wie ein Geschäftspartner von Ihnen zu sein.«
    »Sie beobachten genau«, antwortete ich langsam.
    »Ziemlich. — In der sogenannten ›Grünen Hölle‹ gelernt. Wer dort nicht aufpaßt, fängt sich schnell einen Schlangenbiß oder ein vergiftetes Blasrohrpfeilchen ein.«
    »Sie leben immer dort?«
    »Eigentlich nur am Rande«, lachte er und erzählte uns bereitwillig seine Geschichte, vorausgesetzt, er log uns nicht einfach etwas vor.
    Obwohl brasilianischer Staatsangehöriger, war dieser Mr. Lohmann ein Enkel deutscher Einwanderer, die im Inneren Brasiliens zunächst Land kultiviert hatten. Später hatte sich der Großvater dem Gummi zugewandt.
    »Wissen Sie, die wilde Gummisuche, wie Sie heute noch betrieben wird, war nichts für meinen Großvater und meinen Vater. Sie gingen nicht in die Amazonaswälder, um den Gummibäumen die Milch abzuzapfen, bis sie verdorrten, und sie waren zu anständig, um die Desperatlos in die ,Grüne Hölle' zu schicken und ihnen dann den Rohgummi für einen Apfel und ein Ei abzuhandeln. Sie legten sich in den Wäldern, wo das Klima schon günstig, aber die Gegend ein wenig zivilisiert war, eine Plantage an und vergrößerten sie regelmäßig. Heute können Sie mit der Bahn hinfahren. Ich habe die Plantage geerbt, als mein Vater vor fünf Jahren starb, und wenn ich zuweilen etwas tiefer in das Amazonas-Gebiet geguckt habe, dann nur aus Neugier oder aus Sportgeist, wie Sie es nennen wollen. Drei Monate im Jahr mache ich Urlaub in Rio, denn, wenn wir es uns auf unserer Farm auch bequem gemacht haben, eine Wildnis mit vierzig Meilen Entfernung zum nächsten Nachbar bleibt es doch.«
    »Fein«, lachte ich. »In gewisser Weise sind also auch wir Geschäftspartner. Wir verkaufen Autos und damit auch Gummireifen.«
    Er antwortete nicht. Es war ganz offensichtlich, daß er uns unseren Beruf nicht glaubte. Er blickte ein wenig in sein Glas, hob dann den Kopf und sagte lächelnd:
    »Ich glaube

Weitere Kostenlose Bücher