0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
Jedenfalls rochen wir meilenweit nach Ausländem und Touristen.
Nach einer halben Stunde berührte Phil meinen Arm.
»Drüben auf der anderen Straßenseite, ist er. Der schmale Bursche in der gelben Jacke«
Ich warf einen raschen Blick hinüber. Ungefähr so hatte ich ihn mir vorgestellt. Ein geschniegelter Tangojüngling mit olivfarbener Haut, kleinem Schnurrbärtchen, dunklen Augen. Er war ungeheuer farbenfroh gekleidet. Zur gelben Jacke trug er ein blaues Hemd, hellen Schlips, hellgraue Hosen und einen weißen Panama auf dem Schädel.
Wir gingen langsam weiter, überquerten einige fünfzig Yard weiter oben die Straße und schlenderten dann gemächlich zurück.
»Willst du ihn ansprechen?« fragte Phil.
»Werden wir wohl müssen«, antwortete ich.
Als wir ihn wieder zu Gesicht bekamen, lehnte er an einem Laternenpfahl und zündete sich eine dieser dicken Zigarren an, die sie hier zu rauchen pflegen. Der schwarze Strunk nahm sich seltsam fremd aus in seinem schmalen Gesicht.
Ich machte eine kleine Wendung, um ihn anzusteuern. Im gleichen Augenblick hob er den Kopf, sein Blick traf uns. Er musterte uns sorgfältig von Kopf bis Fuß, schien uns für geeignet zu halten, löste sich von seiner Laterne und kam auf uns zu.
»Good afternoon, gentlemen«, sprach er uns höflich an und rückte an seinem Panama. »Haben Sie Interesse an einem guten Geschäft?«
Sein Englisch war ziemlich korrekt und hörte sich an, als habe er es in einem Kursus für Korrespondenten gelernt.
»Amerikaner haben immer Interesse an guten Geschäften«, grinste ich ihn an.
»Ich habe einige Goldmünzen«, begann er sofort seinen Speech. »Ererbtes Gut, noch von meinem Großvater. Leider geht es mir nicht gut. Ich bin gezwungen, sie zu verkaufen. Ich habe sie schon einem Juwelier angeboten, aber unsere Geschäftsleute sind Halsabschneider. Er wollte nur 20 Cruzeiros geben. Sie haben Dollar. Geben Sie mir acht Dollar, und ich bin zufrieden.«
»Zeigen Sie mal her!« forderte ich ihn auf. »Wieviel sind es?«
»Nur fünf.«
Es schien zu seinen Geschäftspraktiken zu gehören, nie mehr als vier oder fünf Stück auf einmal anzubieten, und er handelte recht geschickt dabei, denn die Touristen können selten mehr als vierzig bis fünfzig Dollar erübrigen. Außerdem würden die meisten vor der Aufwendung einer größeren Summe immer in der Furcht, dabei betrogen zu werden, zurückschrecken.
Er drückte mir mit einer Taschenspielerbewegurig ein Seidenpapier in die Hand. Ich wickelte es auseinander.
»Nicht so auffällig, Señor«, flüsterte er unterdessen und warf scheue Blicke in die Runde.
Ich störte mich nicht daran. Ich prüfte die Stücke ungeniert, biß darauf herum, kratzte mit dem Fingernagel, ließ sie aufs Pflaster klingeln, und dann grinste ich ihn an:
»Sie haben Pech, mein Lieber. Mein Freund und ich, wir haben in New York eine Agentur für Edelsteine und Gold. Wir verstehen etwas davon. Die Dinger sind falsch.«
Er wurde ganz blaß unter seiner Olivhaut.
»Unmöglich, Senor«, beteuerte er und legte seine Hand aufs Herz. »Ich sagte Ihnen dqch sie stammen aus dem Erbe meines Vaters. Er war ein ehrenwerter Mann. Sie werden sein Andenken nicht beleidigen.«
So, jetzt ging ich in die Rolle des Wütenden über.
»Shut up, du Lump«, schnauzte ich ihn an. »Ich kenne deinen Trick. Du nimmst harmlose Touristen aus, die von dem Zeug hier nichts verstehen, aber ich werde dir dein Handwerk legen. Wir Amerikaner haben schließlich noch so etwas wie einen Gemeinschaftssinn. Du gehst jetzt mit uns zur nächsten Polizeistation.«
Phil hatte sich während des Gespräches hinter seinen Rücken geschoben. Der Bursche war eine schmächtige Ausgabe, und wenn wir uns mit ihm befaßten, blieb nicht viel von ihm unbeschädigt.
Das wußte er, und wenn er sich weigerte, würden wir ihn am Kragen zur Polizei schleifen. Er versuchte es noch einmal mit Beteuerungen.
»Sie irren sich«, flehte er. »Bitte, gehen wir zum nächsten Juwelier. Er wird Ihnen bestätigen, daß die Münzen echt sind.«
»Quatsch, die Burschen stecken alle mit dir unter einer Decke, und du zahlst ihnen Provision. Los, komm!«
Ich packte ihn grob am Ärmel, zog ihn herum. Phil nahm seine andere Flanke.
Widerstandslos marschierte er zehn Schritte mit, aber dann blieb er stehen.
»Bringen Sie mich nicht zur Polizei, Senor!« bat er. »Ich gebe zu, die Stücke sind nicht von meinem Vater, aber ich schwöre Ihnen, ich hatte keine Ahnung, daß sie falsch
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