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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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erfaßte die düsteren Umrisse der Burg.
    Er hatte keine Ruhe gefunden. Es war der innere Zwang, der ihn zu dieser Stunde nach Llangurig Castle trieb. Sein Gespür für die rätselhaften Vorgänge der Finsternis sagte ihm, daß er sich nur zu dieser Zeit Aufschluß verschaffen konnte.
    Schwarze Wolkenbänke trieben über die scharfkantigen Zinnen der Burg hinweg. Mond und Sterne waren wie von einem dichten Vorhang verhüllt, hatten keine Sekunde lang die Chance, ihr mattes Licht zur Erde herabzuschicken.
    Als Zamorra den Hang erreichte, sah er die Umrisse des Wagens, der auf dem Besucherparkplatz des Museums stand. Der Form nach handelte es sich um den Rover, der den Polizeibeamten gehörte. Deutlich war aber die Funkantenne zu erkennen, die sanft im Nachtwind pendelte.
    Ohne Zeit zu verlieren, strebte Zamorra zum Burgtor hinauf. Eine spürbare Kälte ging von den moosbewachsenen Quadersteinen der mächtigen Mauern aus.
    Neben dem riesigen Bohlentor verharrte Zamorra. Er fühlte jene kraftspendenden Strahlen, die von dem silbernen Amulett ausgingen, das auf seiner Brust ruhte.
    Nur einen Moment lang überlegte er, wie er in die Burg eindringen sollte.
    Die Fugen zwischen den Quadersteinen klafften tief, boten genügend Halt, um einem geübten Kletterer den Aufstieg zum Wehrgang zu ermöglichen. Doch aus einer plötzlichen Eingebung heraus verzichtete Zamorra auf diesen mühevollen Weg.
    Er trat an das Tor heran, dessen Bohlen sich feucht und glitschig anfühlten. Außen war das Tor glatt, ohne jeden Hebel, durch den sich die innenliegenden Riegelbalken bewegen ließen.
    Zamorra drückte mit beiden Händen gegen den rechten Torflügel.
    Er war nicht einmal überrascht, als das Tor lautlos und ohne den geringsten Widerstand aufschwang.
    Ein schmaler Spalt genügte für ihn, um hindurchzuschlüpfen.
    Sofort schob Zamorra das Tor wieder zu. Die Dunkelheit im Burghof schützte ihn.
    Mit den Händen tastend, stellte er fest, daß die beiden schweren Riegelbalken beiseite geschoben waren.
    Er wußte, daß dies zweifellos nicht von den Polizeibeamten bewerkstelligt worden war, die in der Burg Wache hielten.
    Doch er kam nicht mehr dazu, sich über die Frage Gedanken zu machen.
    Jäh sah er den Lichtschein, als er zum Haupthaus hinauf blickte.
    Zamorra verharrte atemlos.
    Unwirkliche Helligkeit flackerte hinter einem der Fenster im oberen Stockwerk.
    Zamorra brauchte nicht zu überlegen, um zu wissen, um welchen Raum es sich handelte.
    Kein Geräusch war aus dem Gebäude zu hören.
    Der Professor zögerte nicht, setzte seinen Weg fort.
    Der Lichtschein hinter dem Fenster blieb. Es war ein mattes, schwefliges Gelb, das von einem seltsamen Glanz erfüllt war. Doch kein Schatten zeigte sich vor dieser Helligkeit, nichts, was auf die Anwesenheit eines Menschen schließen ließ.
    Wo waren die Polizeibeamten? Bemerkten sie von allem nichts?
    Fest entschlossen, dieser Frage auf den Grund zu gehen, schlich Zamorra auf das Säulenportal zu. Die böse Ahnung in ihm wuchs von Sekunde zu Sekunde.
    Er drückte die Klinke hinunter und stellte fest, daß die Tür unverschlossen war.
    Wieder genügte für Zamorra eine nur spaltbreite Öffnung, um hineinzuschlüpfen.
    Das schweflige Licht drang bereits bis zum Treppenabsatz vor.
    Im nächsten Atemzug sah Zamorra die Polizeibeamten. Es waren die gleichen Männer, die er erst vor wenigen Stunden kennengelernt hatte.
    Beide standen sie neben dem Tisch, auf dem sich Ansichtskarten und Prospekte stapelten.
    Die Mienen der Beamten waren starr und völlig ausdruckslos, ihre Körper wie versteinert.
    Zamorra erkannte die Blicklosigkeit ihrer Augen, die nichts mehr wahrnahmen.
    Im gleichen Moment spürte er die unsichtbaren Kräfte, die auf ihn einzudringen versuchten, ihn beherrschen wollten. Die Mächte der Finsternis stürzten sich auf ihn.
    Doch sie prallten zurück, wie von einem Schutzschild, der ihn umgab.
    Das silberne Amulett!
    Zamorra ging langsam auf die Treppe zu.
    Oben verstärkte sich die Intensität des schwefligen Lichtes.
    Nach zwei oder drei Schritten schwand jäh die lähmende Stille in der Halle.
    Ein Rauschen, das aus weiter Ferne zu kommen schien, erfüllte die Luft, nahm rasch an Lautstärke zu.
    Zamorra wollte weitergehen.
    Doch Strudel feurigen Lichts begangen vor ihm zu tanzen, begleiteten das Rauschen, das jetzt dem Tosen eines Orkans glich.
    Das quirlende Licht umzingelte ihn, versuchte, ihn zu erreichen.
    Zamorra stoppte seine Schritte, zog mit der Rechten das Amulett aus

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