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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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seines Amuletts, und sie wußten, welche Gefahr er für sie bedeutete.
    Als Zamorra die Brücke über den Fluß erreichte, sah er oben in der Burg Licht aufflammen.
    Aber er verlor keine Zeit und lief zum Gasthaus zurück. Die Hintertür war noch unverschlossen. Er verriegelte sie wieder von innen, stieg geräuschlos die Treppe hinauf und begab sich in sein Zimmer.
    Erst jetzt stellte er fest, daß er das silberne Amulett noch immer in seiner Rechten hielt. Er zog die Fenstervorhänge zu, knipste die Nachttischlampe an und legte den kostbaren Talisman unter den Lampenschirm.
    Nur ein Glied der dünnen Kette war gerissen. Zamorras Finger waren geschickt genug, um es zu entfernen und die Kette mit den unversehrten Gliedern wieder zusammenzufügen.
    Er fand noch nicht die Ruhe, um schlafen zu können. Zu sehr beschäftigten sich seine Gedanken mit den Ereignissen der letzten Stunden.
    Auf dem rohgezimmerten Tisch lag der Schnellhefter mit den Zeitungsberichten, die Nicole für ihn fotokopiert und nach Datum geordnet hatte.
    Zamorra setzte sich auf das Bett und klappte den Schnellhefter auf. Er hatte längst nicht alle Berichte gelesen, die in den vergangenen Tagen über die blutigen Geschehnisse von Llangurig veröffentlicht worden waren.
    Dennoch fand er rasch, was er suchte.
    Die Zeitung, die das alte Gerichtsprotokoll von 1834 veröffentlicht hatte, berichtete in einer nächsten Ausgabe auch über die Familie des letzten Grafen von Llangurig.
    Aufmerksam studierte Zamorra den Text, der ihm aufschlußreiche Hinweise über das Leben von Henry V. und seiner Familie lieferte.
    Count Henry hatte schon im Alter von zwanzig Jahren die Tochter einer Herzogsfamilie geheiratet, die ebenfalls in Wales ansässig war. In der Chronik, auf die sich der Verfasser des Artikels bezog, war vermerkt, daß die Herzogstochter außergewöhnlich schön gewesen war und blonde Haare gehabt hatte.
    Zamorras Blick wurde von zwei zeitgenössischen Federzeichnungen gefesselt, die am Ende des Berichts reproduziert wären. Es handelte sich um Porträts von. Count Henry V. und seiner Frau Muriel.
    Der Professor erkannte die Gesichter sofort wieder.
    Die Dämonin, die er vernichtet hatte, war Muriel gewesen - die Frau des letzten Grafen von Llangurig. Und unter den Dämonenfratzen hatte sich auch das Gesicht von Graf Henry selbst befunden.
    Gespannt las Zamorra weiter.
    Henrys Frau, so hieß es, hatte dem Grafen drei Söhne geschenkt. Keine einzige Tochter. Im Grunde hätte Henry darüber froh sein können. Doch das Verhängnisvolle zeigte sich erst, als die Söhne heranwuchsen.
    Der Erstgeborene litt an einer unheilbaren Krankheit. Es wurde nicht genauer beschrieben, an welcher Art von Krankheit er langsam dahingesiecht war. Auch mit seinen beiden weiteren Söhnen hatte der Graf nur Unglück gehabt: Beide waren sie geistesgestört gewesen, hatten zeitlebens nur über den Verstand von Kleinkindern verfügt.
    Graf Henry hatte alle drei Söhne überlebt. Der Erstgeborene war an seiner Krankheit gestorben, die beiden Geistesgestörten wegen ihrer körperlichen Schwächen schon im Alter von weniger als dreißig Jahren.
    Der Tod von Henry und seiner Frau hatte gleichzeitig das Ende der Grafen von Llangurig bedeutet. Die Regierungsgewalt über die Grafschaft Llangurig war an das nächstgelegene Herzogtum übergegangen.
    Zamorra legte die Zeitung weg.
    Es gab keinen Zweifel.
    Ein geheimnisvoller Bann hatte die gesamte Grafenfamilie in das Reich der Finsternis einkehren lassen, wo sie nun als Dämonen zur ewigen Ruhelosigkeit verdammt waren.
    Zumindest die Gräfin Muriel hatte Zamorra davon erlöst. Doch er wußte nur zu gut, daß ihm die Seelen von Count Henry und seinen drei unglücklichen Söhnen dafür keineswegs dankbar waren.
    Ohne Frage mußte die Anwesenheit der Dämonen auf Llangurig Castle mit den Greueltaten des Scharfrichters Gordon Basil Jones in Zusammenhang stehen.
    Nur über die Ursache war sich Professor Zamorra noch nicht im klaren.
    So, wie er es mit eigenen Augen gesehen hatte, war der Scharfrichter ein Wesen aus Fleisch und Blut.
    Die Grafenfamilie existierte hingegen nur als Dämonen, die jedoch über alle Macht der Finsternis verfügten. Waren sie es, die mit ihren geheimnisvollen Kräften das Schwert und die Kluft des Scharfrichters aus dem Schaukasten holten, ohne daß die Polizeisiegel beschädigt wurden?
    Auf jeden Fall waren sie dafür verantwortlich, daß der Scharfrichter sein grausiges Handwerk treiben konnte. Die Dämonen

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