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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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waren seine Helfer und Beschützer - wie im vergangenen Jahrhundert die Grafenfamilie auch als Helfer und Beschützer für Gordon Basil Jones aufgetreten war.
    Zamorra bezweifelte nicht, daß es ihm schon bald gelingen würde, das Rätsel endgültig zu lösen. Doch bis dahin hatte er noch einen gefahrvollen Weg vor sich.
    Bevor er sich im Bett ausstreckte, legte er sich sorgfältig die Kette mit dem silbernen Amulett um den Hals.
    ***
    Der neue Tag begann mit strahlendem Sonnenschein. Azurblauer Himmel dehnte sich über dem Hügelland von Wales. Was eine absolute Seltenheit für diese Gegend war.
    Dennoch schien eine unsichtbare düstere Wolke über der kleinen Stadt Llangurig zu schweben. Weniger Menschen als sonst ließen sich auf den Straßen und in den engen, winkligen Seitengassen sehen. Gespräche wurden in den Gasthäusern und Cafés nur halblaut geführt, und die Leute, die sich auf den Bürgersteigen begegneten, hatten wenig Zeit für einen Plausch. Die unausgesprochene Drohung lag schlimmer denn je über den Häusern der Stadt.
    Alle Einwohner von Llangurig quälte nur die eine Frage: Wer würde der nächste sein?
    Der Schankraum des Gasthauses am westlichen Stadtrand war an diesem Morgen wie ausgestorben. Kein Einheimischer ließ sich blicken.
    Bill Fleming und Nicole Duval waren die einzigen Anwesenden, als Zamorra eine halbe Stunde nach ihnen die Treppe hinunterkam. Der Duft von gebratenem Speck und frisch aufgebrühtem Kaffee hing unter den mächtigen Deckenbalken.
    »Guten Morgen!« rief Zamorra fröhlich. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Ein prachtvoller Tag, nicht wahr?«
    Bill und Nicole erwiderten seinen Morgengruß nur flüchtig. Dann, als er sich am Tisch niedergelassen hatte, berichteten sie von dem vierten Opfer, das sich der Mann mit dem Richtschwert in der vergangenen Nacht geholt hatte.
    Zamorra spielte grenzenloses Erstaunen. Es gelang ihm, überzeugend zu wirken, denn Bill und Nicole waren viel zu sehr in ihre Gedanken über die scheußliche Bluttat vertieft. Zamorra hatte nicht vor, den beiden über seinen Aufenthalt in der Burg zu erzählen. Dies war eine Angelegenheit, die er ganz allein bewältigen mußte. Er fühlte, daß er niemanden hineinziehen durfte. Vor allem seine besten Freunde nicht.
    »Unvorstellbar!« meinte Bill Fleming kopfschüttelnd. »Es geschah mitten auf der Hauptstraße von Llangurig! Unter den Augen zweier Polizeibeamter…«
    Der Wirt kam aus einem Nebenraum, brachte ein Frühstücksgedeck für Zamorra.
    »Unser Bürgermeister hat es geahnt«, sagte der rotgesichtige Mann mit der blütenweißen Schürze, »nicht umsonst hat er nach Polizeischutz verlangt. Aber gegen den Scharfrichter ist die Polizei machtlos. Das weiß jeder hier in Llangurig. Nicht einmal die besten Beamten von Scotland Yard konnten uns helfen.«
    Zamorra hob den Kopf.
    »Sagen Sie - was für ein Mensch war der Bürgermeister? Hatte er vielleicht politische Gegner? Bei seiner Position wäre das immerhin denkbar gewesen. Unter Umständen hat sich einer seiner Gegner die Methode des Scharfrichters zunutze gemacht, um ihn auf diese Weise aus dem Weg zu räumen.« Zamorra sagte das, um seinem Freund Bill Fleming den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    »Humphrey Maronneck?« entgegnete der Wirt. »Niemals wäre das bei ihm denkbar, Sir! Maronneck war ein angesehener Mann und zudem parteilos. Es gibt niemanden in Llangurig, der ihn nicht geschätzt hat. Außerdem, Sir…« Der Wirt verzog das Gesicht. »Wir sind hier nicht in den Vereinigten Staaten. Bei uns in Wales gibt es diese Gangstermanieren noch nicht…«
    Bill Fleming biß auf Zamorras Überlegungen an.
    »Aber der Bürgermeister wollte Polizeischutz haben. Das läßt doch darauf schließen, daß er eine gewisse Befürchtung hatte. Sosehr aus der Luft gegriffen ist die Vermutung meines Freundes demnach nicht, oder?«
    Der Wirt schüttelte entschieden den Kopf.
    »Sie können diese Dinge nicht mit der sogenannten Vernunft erklären, Gentlemen. Verzeihen Sie, aber das ist meine bescheidene Meinung. Humphrey Maronneck und seine Angehörigen stammen aus einer alteingesessenen Bürgerfamilie - ebenso wie ich und viele andere aus Llangurig auch. Wir alle müssen den Zorn des Scharfrichters fürchten. Aber wie gesagt, wir glauben nicht, daß uns die Polizei beschützen könnte. Humphrey Maronneck hat darauf gehofft - leider vergeblich.«
    Bill und Nicole wußten keine Antwort mehr.
    Zamorra nickte dem Wirt zu. Der Mann zog sich in seine

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