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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Privaträume zurück. Seine Haltung wirkte gebeugt, wie unter einer schweren Last, als er den Schankraum verließ.
    Ausgiebig widmete sich Professor Zamorra seinem ausgezeichneten Frühstück.
    Bill Fleming blies die Luft durch die Nase.
    »Dann wissen wir ja Bescheid«, stellte er mit spöttischem Lächeln fest, »dieser mysteriöse Scharfrichter wird also möglicherweise auch in unserer hübschen Bleibe auftauchen. Schließlich muß er ja alle alteingesessenen Familien von Llangurig ausrotten. Scheint so, daß wir bald kein Frühstück mehr kriegen!«
    »Bill!« rief Nicole strafend. »Damit sollten Sie keine Scherze treiben!«
    »Ach nein?« konterte Fleming. »Glauben Sie etwa auch schon an die Geistergeschichten, Nicole?«
    »Das nicht.« Sie rührte gedankenverloren in ihrer Kaffeetasse. »Aber Tatsache ist, daß unschuldige Menschen auf grauenvolle Weise umgebracht werden. Das ist kein Anlaß, um sich darüber lustig zu machen.«
    Bill Fleming machte eine ärgerliche Handbewegung.
    »So hab' ich's doch nicht gemeint! Natürlich tun mir die armen Kerle auch leid. Was ich für verrückt und albern halte, ist dieser Aberglaube, den man hierzulande pflegt. Wir sind doch nicht im Mittelalter!«
    »Keineswegs, Bill«, meldete sich Professor Zamorra wieder zu Wort, »was den Leuten hier in den Knochen steckt, ist aber nicht allein Aberglaube. Um ehrlich zu sein, ich bin gespannt, wie du die Vorfälle von Llangurig mit deiner vielgerühmten Logik erklären willst.«
    Bill Fleming grinste.
    »Du kannst dich darauf verlassen, daß ich es schaffe. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Zamorra lächelte.
    »Okay«, seufzte Fleming, »die Runde hast du gewonnen. Aber ich habe ja auch noch nicht angefangen, mich intensiv mit der Sache zu befassen. Und die Ermittlungen der Polizei laufen auch noch nicht sehr lange. Wir werden sehen, was sich in den nächsten Tagen ergibt…«
    »Allerdings«, meinte Zamorra hintergründig, »das werden wir.«
    Schweigend widmeten sie sich weiter ihrem Frühstück.
    »Um das Thema zu wechseln…«, sagte Nicole nach ihrer dritten Tasse Kaffee, »ich halte es durchaus für angebracht, ganz nebenbei auch die walisische Küche zu erforschen. Diese Art von Ham and Eggs ist phänomenal in ihrer Einfachheit. Für so etwas fehlen einem Chef de Cuisine in Frankreich schon die elementaren Gedankengänge. Ich bin gespannt auf das Mittagessen…«
    »Eintopf«, flachste Bill Fleming unbeeindruckt, »garantiert Eintopf! Phantasie haben die Leute hier nur in bezug auf ihre Spukgeschichten.«
    »Sie sind ungerecht, Bill«, schmollte Nicole entrüstet, »aber für euch Amerikaner, die ihr außer Hamburgers, Cheeseburgers und Doubleburgers kaum etwas von kulinarischen Feinheiten kennt…«
    »Darüber können wir streiten, wenn wir die walisische Küche wirklich besser kennen«, griff Professor Zamorra schlichtend ein, »jetzt sollten wir uns überlegen, was wir mit dem Tag anfangen.«
    Bill Fleming legte sein Besteck beiseite.
    »Mein Programm steht schon fest«, erklärte er, »ich werde mir diese schauerliche Burg ansehen.«
    »Das würde mich auch interessieren«, erklärte Nicole. Sie sah den Professor an. »Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.«
    Zamorra schwankte sekundenlang, ob er den beiden sagen sollte, welche Gefahren in der Burg lauerten. Aber zum einen hätten sie es ihm ohnehin nicht geglaubt. Und zum anderen war nicht gesagt, daß die Dämonen schon wußten, daß Nicole und Bill mit ihrem ernsthaftesten Feind befreundet waren.
    »Sicher«, sagte Zamorra, »vielleicht werdet ihr Kenneth Jones in der Burg finden, den Nachfahren des Scharfrichters. Er fährt einen blauen Morris Marina.«
    »Von so einem Schlitten hat der alte Gordon Basil Jones nicht mal geträumt«, ulkte Bill Fleming. Er zündete sich eine Zigarette an. »Kommst du mit zur Burg?«
    »Nein«, entgegnete Zamorra, »mich interessieren im Moment nur die wirklich handfesten Fakten. Polizeiliche Ermittlungsergebnisse, genauer gesagt.«
    Bill und Nicole sahen ihn verblüfft an.
    ***
    Eine sanfte Brise kräuselte die Weilern des kleinen Flusses. Das Wasser war kristallklar und ließ es zu, bis auf den Grund zu blicken.
    Nicole stand eine Weile fasziniert auf der Brücke und schaute hinab.
    »Sehen Sie sich das an, Bill!« rief sie begeistert. »Glauben Sie, daß es so etwas bei Ihnen in den Staaten noch gibt?«
    »Sicher«, entgegnete er, »man muß nur ein bißchen danach suchen.« Sein Blick streifte Nicoles

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