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0006 - In den Klauen der Mumie

0006 - In den Klauen der Mumie

Titel: 0006 - In den Klauen der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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der ganz in Schwarz gekleidet war. Er klatschte in die schmalen, sehnigen Hände. Die rothaarige Frau klappte den Klavierdeckel zu. Die Tänzerinnen verließen die Bühne und strömten den Garderoberäumen entgegen.
    In der Gemeinschaftsgarderobe entkleideten sie sich, um die Arbeit mit einer angenehmen, wohltuenden Dusche zu beschließen. Man hörte sie in den Duschkabinen quietschen, lachen, singen. Sie wuschen ihre gelenkigen nackten Körper. Sie besprachen Rendezvous für nachher, waren unbekümmert und gutgelaunt.
    Keines der Mädchen wußte, daß die unheimliche Mumie bereits ganz in ihrer Nähe war. Das Monster lag in einer dunklen Nische des Korridors auf der Lauer. Es wartete auf sein Opfer, schien zu wissen, daß eines dieser lebensfrohen Mädchen in seinen Fängen hängenbleiben würde. Ungeduldig wartete das Ungeheuer.
    In Gruppen verließen die Tänzerinnen die Garderobe. Je mehr Mädchen fortgingen, desto stiller wurde es in dem Raum. Schließlich waren nur noch drei Mädchen in der geräumigen Gemeinschaftsgarderobe, in der Bänke und unzählige Spinde standen.
    Die drei Mädchen hießen Irma Floyd, Clara Odson und Lilly Bond. Sie waren immer die letzten. Und wenn man hier noch eine Abstufung treffen wollte, so mußte man sagen, daß Lilly Bond die langsamste von den dreien war. Es war die Regel, daß Lilly die Garderobe als letzte verließ.
    »Hast du Lampenfieber, Clara?« fragte Irma Floyd, während sie ihre kleinen Brüste im winzigen Büstenhalter zurechtschob. Danach zog sie einen senffarbenen Pulli darüber.
    »Es geht«, sagte Clara mit herabgezogenen Mundwinkeln. »Nicht mehr als vor jeder anderen Premiere auch.«
    »Und du, Lilly?« fragte Irma Floyd, während sie sich vor den Spiegel stellte und ihr langes, goldfarbenes Haar kämmte.
    »Lampenfieber?« fragte Lilly Bond lächelnd. Sie war eben erst mit dem Abtrocknen fertig geworden und schlüpfte nun mit einer schlängelnden Bewegung in ihren streichholzschachtelgroßen Slip. »Was ist das, Lampenfieber?«
    »Die gibt doch an«, sagte Clara Odson ärgerlich. »Wir haben alle Lampenfieber. Die eine mehr, die andere weniger.«
    »Ich gar nicht«, beharrte Lilly. Sie war für eine Tänzerin beinahe ein wenig zu üppig - was jedoch nicht heißen soll, daß an ihrem Körper Fettpolster zu sehen waren. Im allgemeinen sind Tänzerinnen eher mager. Deshalb fielen Lilly Bonds Rundungen in dieser Umgebung besonders angenehm auf.
    Als Clara und Irma vollkommen angekleidet waren, schlüpfte Lilly träge in ihren Halbschalen-BH.
    »Bis morgen!« sagte Irma.
    »Ciao!« sagte Clara.
    »Tschüs!« rief Lilly Bond den beiden nach. Die Garderobentür fiel zu, und Lilly war wieder einmal allein und wieder einmal die letzte. Sie setzte sich auf die Bank und blickte auf die kurzen roten Kratzspuren, die ihr das kleine Zwergkaninchen, das sie vor zwei Tagen gekauft hatte, am rechten Knie zugefügt hatte.
    Nach einer Weile erhob sie sich, griff in den Spind, holte ein opalblaues Kleid heraus, um es mit Zeitrafferbewegungen überzustreifen. Jede Art von Hast war ihr widerlich. Sie war nur beim Tanzen ebenso flink wie die anderen.
    Als sich die Garderobentür öffnete, dachte Lilly Bond, eines der Mädchen wäre zurückgekommen, weil es etwas vergessen hätte. Doch als sie dann die schweren Schritte hörte, streifte sie ihr Kleidchen schnell ganz nach unten, um angezogen zu sein, wenn der Mann erschien, der die Garderobe betreten hatte.
    Lilly hörte den rasselnden Atem.
    »Hier ist Männern der Zutritt untersagt!« rief sie über den Spind. »Suchen Sie jemanden? Ist niemand mehr da. Ich bin die letzte.«
    Die Schritte kamen um den Spind herum.
    Lilly wartete gespannt.
    Da sah sie die weißen Bandagen, den großen bandagierten Körper der Mumie. Was in diesem Theater gestern abend vorgefallen war, hatte sie in der Zeitung gelesen.
    Als sie das Ungeheuer nun auf sich zukommen sah, wußte sie, daß sie verloren war.
    Ein irrsinniger Entsetzensschrei entrang sich ihrer Kehle…
    ***
    Bill Fleming und Barbara Blake betraten die Hotelbar. Professor Zamorra saß mit Nicole Duval an einem kleinen schwarzen Tisch.
    Nicole hatte einen klaren Wodka vor sich stehen.
    Zamorra trank Kognak.
    Bill war ziemlich aufgeregt.
    Barbaras Gesicht ließ ebenfalls den Verdacht aufkommen, daß schon wieder etwas Schreckliches passiert war. Die beiden setzten sich atemlos an Zamorras Tisch. Bill bestellte für sich und Barbara einen Bourbon mit Eis.
    »Sie sehen schlecht aus, Miß Blake!«

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