Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0006 - In den Klauen der Mumie

0006 - In den Klauen der Mumie

Titel: 0006 - In den Klauen der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
schreckliche Erlebnis hinwegkommen, wenn jeden Tag einer kommt und sie mit seinen Fragen wieder daran erinnert, verstehen Sie das denn nicht? Millie soll vergessen, was geschehen ist. Das kann sie aber nur, wenn man sie in Ruhe läßt…«
    »Schon gut, Granny«, sagte plötzlich eine helle Mädchenstimme hinter der alten Frau. Bill konnte das Mädchen nicht sehen, aber er war sicher, daß es sich um Millie Springs handelte.
    »Sei klug, mein Kind!« sagte die alte Frau aufgeregt. »Du brauchst nicht mit jedem darüber reden.«
    »Ich möchte mit dem Mann sprechen, Granny«, sagte Millie fest.
    »Ist wieder so ein blöder Psychologenquatsch!« erwiderte die alte Frau gereizt. Sie trat aber von der Tür weg. Millies hübsches Gesicht erschien. Sie musterte Bill Fleming mit ihren grünen Augen einen Moment.
    Dann machte sie die Tür ganz auf und sagte: »Kommen Sie herein, Mister…«
    »Fleming. Bill Fleming«, sagte Bill und trat ein.
    Die alte Frau in der hellblau karierten Schürze warf ihm einen feindseligen Blick zu. Millie trug grüne Jeans und einen gelben Pulli. Darunter keinen BH. Sie bat Bill, mit ihr zu gehen und führte ihn in ihr Zimmer. Während die übrige Wohnung mit alten Möbeln eingerichtet war, gab es hier nur moderne Sachen.
    An den Wänden hingen Poster von Johnny Cash und Jimi Hendrix. Die LP-Sammlung auf dem Regal war übersichtlich geordnet und wies ein reich gefächertes Programm auf.
    Es war ein nettes Zimmer, in dem man sich sofort wohl fühlte. Der Duft von Maiglöckchen hing unaufdringlich im Raum. Vor einem kleinen Spiegeltischchen standen einige Flakons.
    Bill Fleming erklärte dem Mädchen den Grund seines Besuchs und die Zusammenhänge. Er sprach von Barbara Blakes Erlebnis im Theater und von Professor Zamorra, der das Monster aufspüren wollte.
    Millies Gesicht wurde fahl, als sie zu erzählen begann. Sie hatte ihre Geschichte schon allen möglichen Leuten erzählt. Während des Sprechens griff sie das zwar an, doch wenn sie damit fertig war, fühlte sie sich jedesmal auf eine nicht erklärbare Weise erleichtert.
    Eigentlich war es nicht viel, was sie zu erzählen wußte. Sie brachte es mit klaren, nüchternen Worten zum Ausdruck. Ab und zu stockte sie, und zum Schluß sagte sie, daß sie keine Ahnung hätte, wohin die unheimliche Mumie ihre Freundin Olga Baxter verschleppt hatte.
    Für Millie Springs stand mit Sicherheit fest, daß sich hinter den Bandagen kein Mensch, sondern ein Monster befand.
    Genau das war auch Bill Flemings Meinung.
    ***
    Im Theater ging der Betrieb selbstverständlich weiter. Nachdem die Polizei alle Räumlichkeiten am Tag noch einmal auf den Kopf gestellt hatte, war man zu der Überzeugung gekommen, daß sich der Unheimliche nicht mehr in der Gegend befand. Man meinte, abwarten zu müssen, bis er wieder zuschlug. Und das konnte nach Meinung der Polizisten in jedem Stadtteil von Chicago geschehen.
    Die für den heutigen Tag angesetzten Ballettproben wurden fahrplangemäß abgehalten. Dreißig junge Ballettratten in duftigen weißen Kostümchen tummelten sich wirbelnd, hüpfend und springend auf der Drehbühne in einer Dekoration, die nicht zum Ballett paßte, doch das störte keinen. Es handelte sich ja schließlich nur um eine Probe. Zwischen sechzehn und zwanzig waren die Mädchen. Sie waren mit erstaunlichem Fleiß und mit ebensoviel Eifer bei der Sache, führten mit geradezu militärischer Exaktheit aus, was ihnen der Choreograph sagte. Im Orchesterraum saß eine rothaarige Frau am Klavier und spielte die Passagen, die die Mädchen zu tanzen hatten.
    Die Melodien waren überall im Theater zu hören. Auch tief unten im Keller. Da jedoch nur noch sehr leise, durch Mauern gedämpft, durch Türen abgeschirmt.
    Langsam hob sich der Deckel, durch den die unheimliche Mumie schon einmal in dieses Theater gelangt war. Der große bandagierte Kopf erschien in der Öffnung. Der Verband fluoreszierte wieder.
    Mit wenigen Bewegungen stand die Mumie in dem finsteren Raum. Mit schweren Schritten durchlief sie ihn.
    Mit rasselndem Atem ging das Monster durch den schwach erhellten Korridor. Als wäre das Ungeheuer mit einer empfindlichen Radaranlage ausgerüstet, das jedes Hindernis sofort meldete, ging es durch den Gang und auf eine Stiege zu, die es gleich darauf hochlief.
    Die bandagierten Hände der Mumie zuckten nervös.
    Morden! Sie wollte morden!
    Deshalb war sie hierher zurückgekommen.
    ***
    »Schluß für heute!« rief der Choreograph, ein gertenschlanker Mann,

Weitere Kostenlose Bücher