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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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schemenhaft, löste sich auf, verwehte wie Rauch im Nachtwind.
    Verwundert starrte Zamorra auf seine Arme, die sich immer noch um eine Frau schlangen, die nicht mehr da war.
    Die Braut des Satans war verschwunden. Sie war knapp vor dem Ziel ihrer Wünsche verschwunden.
    Warum?
    Zamorras Blick fiel auf seine Armbanduhr.
    Soeben rückten die Zeiger auf dem Leuchtzifferblatt auf ein Uhr…
    Zamorra atmete aus. Er erinnerte sich noch an das, was geschehen war. Er wußte es in jeder Einzelheit. Er hatte sich nicht wehren können. Die Macht dieser Frau mußte ungeheuer sein.
    Seine Schritte waren schwer, als er auf die Tür der Leichenhalle zutaumelte. Seine zitternden Hände griffen nach dem Amulett, lösten es von den Türklinken. Langsam legte er sich die Kette um den Hals.
    Und sofort entschwand dieses Gefühl der Niedergeschlagenheit.
    Und noch etwas geschah: Die Wunde an seiner Brust, die der Hieb der Frau gerissen hatte, schloß sich wieder. Der Schmerz war schlagartig weg.
    »Hallo, Professor!«
    Zamorra wirbelte herum.
    Inspektor Mallyrand kam angerannt.
    »Ist etwas geschehen?« fragte er schon von weitem.
    »Nein«, antwortete Zamorra. »Alles klar. Die Toten liegen noch drin. Sie können morgen begraben werden.«
    »Ich hatte mir schon Sorgen um Sie gemacht«, sagte Mallyrand.
    »Das wäre nicht nötig gewesen«, meinte Zamorra.
    Es hätte keinen Sinn gehabt, Mallyrand von seinen Erlebnissen zu erzählen. Er hätte ihm nicht geglaubt.
    ***
    Am nächsten Tag war die Beerdigung. Die Schar der Trauergäste war nur klein. Marie Fraisson hatte keine Eltern mehr gehabt. Hinter ihrem Sarg stand nur eine alte Tante, die halb blind war. Michels Eltern hielten den Kopf gesenkt. Es war ihnen nur schwer anzusehen, wie sehr sie um ihren Sohn trauerten. Ihre Gesichter waren wie aus Stein.
    Neugierige aus dem Dorf komplettierten den Trauerzug, der um die schnell ausgehobenen Gruben einen Halbkreis bildete.
    Bruder Marcell hielt seine Grabrede kurz und nichtssagend. Er ging nicht näher darauf ein, wie die Verstorbenen ums Leben gekommen waren. Es hätte auch keine passenden Worte für eine Grabrede gegeben.
    Die Trauergemeinde löste sich schnell auf.
    »Frère Marcell«, sagte Professor Zamorra, nachdem die Zeremonie vorbei war. »Hätten Sie noch einen Augenblick Zeit für mich?«
    Der Franziskaner-Pater wandte sich zum Fragesteller um. Er war ein großer hagerer Mann mit kurzgeschorenem Haar und einer scharfen Geiernase. Zu ihr paßten seine stechenden Augen. Ein enthaltsames Leben hatte seine Spuren in diesem asketischen Gesicht hinterlassen.
    »Womit kann ich Ihnen dienen, Monsieur?«
    »Ich beschäftige mich mit der Art des Ablebens der Verblichenen, und ich wollte mich mit Ihnen darüber unterhalten. Es sieht aus, als ob dämonische Kräfte ihre Hände dabei im Spiel gehabt hätten.«
    Der Pater zog die Augenbrauen hoch.
    »Was wissen Sie darüber?«
    Professor Zamorra machte einige Angaben zu seiner Person, die sein Interesse an diesem Fall rechtfertigten.
    »Parapsychologe«, meinte der Franziskaner sinnierend, nachdem Zamorra geredet hatte. »Ich habe davon gehört, daß Dämonen im Spiel gewesen sein sollen, aber ich halte es kaum für möglich. Die Menschen hier sind noch sehr im Aberglauben verfangen. Sie sehen auch Gespenster, wo keine sind.«
    »Ich gehe bei meinen Vermutungen nicht vom Gerede der Leute aus«, sagte Professor Zamorra. »Ich habe wissenschaftlich fundierte Gründe, die mich zu dieser Annahme führen.«
    »Und Sie meinen, ich könnte Ihnen eine Hilfe sein?«
    »Ja, das glaube ich. Sie sind schon länger hier in der Gegend?«
    »Ich stamme aus Le Puy.«
    »Dann haben Sie doch bestimmt schon etwas von der Braut des Satans gehört.«
    »Ich kenne die Sage.«
    »Wissen Sie auch, wo die Grabstätte dieser angeblich als Hexe verbrannten Frau liegt?«
    Der Pater bekam einen nachdenklichen Blick und schaute auf sein Gebetbuch hinunter, das er immer noch in seinen Händen hielt. Hinter ihnen schaufelte ein Mann aus Lamastre die Gräber zu.
    »Es gibt nur ein mutmaßliches Grab. Ich selbst war nicht an der Stelle, und ich habe mich um Sagen dieser Art bisher herzlich wenig gekümmert. Aber sie müßte im Wald von Le Cheylard sein. Leider kann ich mich an den Namen dieser Frau nicht erinnern. Ich wußte ihn nämlich schon einmal. In der Kirche von Tournon wird etwas von ihr aufbewahrt. Ein Stoffbeutel, eine Art Talisman. Als ich die Pfarrei vor fünf Jahren übernahm, hat mich mein Vorgänger im Amt darauf

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