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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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war, lastete die kalte Angst über dem Dorf Lamastre. Die Fensterläden waren verriegelt, zitternde Menschen, die keinen Schlaf finden konnten, suchten hinter ihnen Schutz.
    An der Friedhofsmauer stand der Polizist, den Mallyrand als Wache zurückgelassen hatte.
    Er stand außerhalb des Friedhofs. Der Beamte kam Professor Zamorra entgegen, als er ihn erkannte.
    »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete er mit scheuen Seitenblicken, und seine Stimme bibberte verdächtig.
    »Gehen Sie nur«, sagte Zamorra ruhig. »Sie haben heute genug geleistet.«
    Der Tag war über die Kräfte des kleinen Beamten gegangen. Er verabschiedete sich hastig, und seine Schritte wurden schneller, je weiter er sich vom Friedhof entfernte. Schließlich rannte er wie von tausend Teufeln gehetzt.
    Zamorra ging auf die Kapelle zu. Durch die trüben Glasscheiben drang schwach der flackernde Schein der Kerzen.
    Es war kühler geworden. Zamorra fröstelte plötzlich.
    Noch eine Stunde bis Mitternacht.
    Er öffnete die quietschende Tür und trat ein. Er war kein Mann, der Angst hatte, aber es beschlich ihn doch ein Gefühl der Beklemmung, als er vor den aufgebahrten Toten stand.
    Marie Fraisson lag links, Michel Barrat in der Mitte, und der alte Mannaix rechts.
    Dr. Verga hatte sich bemüht, die Spuren seiner Arbeit zu beseitigen. Er hatte noch ein übriges getan und die Leichen etwas ansehnlicher gemacht. Der Großteil ihrer zerfetzten Körper war unter Tüchern verborgen.
    Nur die Gesichter phosphoreszierten grünlichweiß im Dunkel. Die Verwesung war fortgeschritten.
    Zamorra bemühte sich, nur ganz flach zu atmen, um nicht zuviel von dem scheußlichen Gestank in die Nase zu bekommen.
    Die Leichen lagen ganz ruhig. Bei Mannaix waren die Wangen eingefallen. Die schlaffe Haut hatte sich an den Schädel gelegt und gab dessen Konturen wider. Ein bärtiger, grinsender Totenschädel.
    Professor Zamorra wußte nicht, worauf er wartete. Doch er wußte, daß etwas geschehen würde.
    Was, das würde er erfahren.
    Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht.
    Ein leiser Wind kam auf. Er fuhr zirpend über die scharfen Kanten der Bruchsteinmauern.
    Zamorra holte das Amulett aus seinem Halsausschnitt und schlüpfte aus der Kette.
    Er ließ das silberne Amulett zuerst über Mannaix’ Leiche pendeln.
    Keine Reaktion.
    Stumm und unbewegt grinste sein Totenschädel.
    Zamorra ging wieder hinaus. Hier weiter zu atmen, war ihm unmöglich geworden.
    Er schloß auch die Tür wieder.
    Jeder der beiden Flügel hatte eine Klinke.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, hängte Zamorra die Kette mit dem Amulett an die Klinken.
    Zamorra trat abwartend einen Schritt zurück. Gebannt hing sein Blick an den drei offenen Särgen.
    Die Stille pochte an sein Ohr.
    Jetzt fiel es ihm auf. Der Wind hatte sich gelegt. Das Zirpen der Grillen, das zu den Ardennen gehört wie die heiße Sonne über ihnen, war verstummt.
    Es war, als hätte die gesamte Natur zu atmen aufgehört.
    Zamorra wollte sich bewegen, sich aus seiner Starre lösen, doch er konnte seinen Blick nicht von den drei Särgen lösen, die er noch immer durch die Fenster in den Türflügeln sehen konnte.
    Dann dröhnte das trockene Schaben überlaut in die Stille. Die Kerzen flackerten, die Flammen wurden höher, dann wieder kleiner, verlöschten fast ganz. Dünner Rauch wand sich zur Decke der Kapelle empor. Schatten tanzten einen wilden Tanz an den Wänden.
    Mannaix bewegte sich zuerst.
    Seine Augen rollten in den Höhlen. In ihnen brannte ein dumpfes Feuer.
    Unmerklich langsam hob Mannaix den Kopf. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen. Marionettenhaft drehte sich sein hohlwangiger Schädel auf dem eingefallenen, faltigen Hals.
    Dann trafen seine Augen auf Zamorra. Ganz hinten in diesen Augen glühte es auf wie ein fernes Holzkohlenfeuer, in das der Wind stiebt. Funken sprühten auf. Der Funkenregen wurde dichter. Ein Sog ging von ihm aus.
    Ein Sog, dem sich Zamorra nicht entziehen konnte.
    Es war ein stummes Spiel der Gewalten.
    Zamorra trat noch einen Schritt auf die Tür zu, stand nun dicht davor.
    Wie automatisch legte sich seine Hand auf die Klinke – und stockte.
    Sechs höllisch brennende Augen starrten ihn an, leuchteten in einem fernen Rot.
    Die Leichen hatten sich aufgesetzt.
    Wie in einer grotesken Pantomime kletterten sie aus ihren Särgen.
    Sie wandten dabei keinen Blick von Zamorra. Sie formierten sich zu einer Reihe. Ihre Augen kamen glühenden Ketten gleich auf Zamorra zu. Unendlich langsam.
    Zamorras Hand

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