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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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traf auf das Amulett.
    Sofort fiel die Starre von ihm ab.
    Doch die Gestalten blieben.
    Unaufhaltsam rückten sie vorwärts.
    Der Mund von Marie Fraisson hatte sich verzogen. Er leuchtete rot in diesem blassen Gesicht, wie eine offene Wunde. Die Haare hingen strähnig an ihr herab. Ihr Totenhemd wedelte blutverkrustet an ihrem Körper.
    Michel streckte seine Hände aus. Die beiden anderen folgten seinem Beispiel.
    Diese Hände!
    Die Haut zwischen den Fingern hatte der zersetzenden Arbeit der Verwesungsbakterien nicht widerstanden.
    Dann wuchsen die Krallen!
    Allmählich erst, doch immer schneller. An den knöchernen Fingern bildeten sich Klauen.
    Die Unterarme schimmerten bläulich auf, als würde ein Strom unbekannter Energie hindurchgejagt. Die Luft um sie flimmerte grellweiß.
    Und dann begannen diese Klauen zu glühen, rubinrot zuerst und dann immer heller werdend.
    Die Hitze schlug durch das schmutzige Glas der Türen und drohte Zamorras Haare zu versengen. Unwillkürlich wich er zurück.
    Das Glas begann zu schmelzen. In dicken rauchenden Tropfen rann es die Tür hinab und erstarrte wieder.
    Plötzlich blieben die klauenbewehrten Hände in der Luft stehen, als wären sie gegen eine unsichtbare Mauer gestoßen.
    Erschrecken malte sich auf den bleichen Gesichtern der Toten. Sie zogen ihre Klauen zurück und betrachteten sie staunend.
    Mannaix versuchte es noch mal.
    Sein Schädel verzerrte sich im Schmerz, als die Klauen gegen die Öffnung stießen, aus der das Glas geronnen war.
    Urplötzlich hob ein Heulen an, in das sich das Gekreische des toten Mädchens mischte. Langsam wichen die Leichen zurück, geduckt wie mißhandelte Tiere. Michel Barrat fauchte wild und machte noch einige drohende Gesten.
    Mit einemmal ging ein Ruck durch die drei Gestalten. Sie blieben stocksteif stehen. Mannaix heulte noch mal auf.
    Es war wie das ferne Wehklagen eines kleinen ausgesetzten Kindes. Dann schlossen sich seine blutleeren Lippen.
    Gemeinsam zogen sie sich wieder zu ihren Särgen zurück, als würden sie alle am gleichen Faden gezogen. Sie erkletterten das schwarze Gestell, auf dem ihre Särge lagen, und krochen hinein, wie aufgeschreckte Würmer sich in die lockere Erde bohren.
    Ihre Krallen bildeten sich zurück, bis sie wieder zu Nägeln geworden waren.
    Gemeinsam deckten sie die Leichentücher über sich, und gemeinsam schlossen sie auch ihre Augen wieder, in denen das Feuer erloschen war.
    Dann lagen sie ruhig wie zuvor.
    »Was tun Sie hier?« fragte eine dunkle, angenehme Stimme.
    Zamorra fuhr herum.
    Er starrte genau in das unwirklich schöne Gesicht einer Frau.
    Ihre Gestalt war in schwarz wallende Schleier gehüllt.
    ***
    Zamorra brauchte Sekunden, bevor er sich faßte. Die Frau ließ ihm genug Zeit.
    »Das könnte ich Sie auch fragen«, sagte Professor Zamorra schließlich. War die Fremde Zeugin des Vorfalls im Inneren der Kapelle geworden?
    »Ich wohne in Lamastre«, entgegnete die Frau. »Nachts kann ich oft nicht schlafen, und ich gehe dann noch spazieren, wissen Sie. Der Mond hält mich wach. Da sah ich Sie hier stehen. Trauern Sie um einen der Toten?«
    Sie sprach einen seltsamen Dialekt. Aus dieser Gegend war er nicht. Doch die Ähnlichkeit war sehr groß. Konnte es sein, daß ihre Sprache nur alt war?
    So um die vierhundert Jahre etwa?
    Unmerklich wich Zamorra zurück. Er wollte mit dem Rücken zur Tür.
    »Warum weichen Sie mir aus?« fragte die Frau mit ihrer verlockenden, rauchigen Stimme. »Habe ich Sie so erschreckt?«
    »Das nicht gerade«, sagte Professor Zamorra und behielt die Fassung. »Aber ich hatte hier nicht mit einer schönen Frau gerechnet. Eigentlich war es das letzte, was ich hier erwartet hätte.«
    »Was hätten Sie denn erwartet?«
    Sie breitete langsam ihre Arme aus. Unter dem Umhang war sie nackt. Ein Körper, der wie Marmor im Mondlicht schimmerte, wie von einer Meisterhand modelliert.
    Zamorra war an der Tür angekommen. Seine rechte Hand tastete hinter seinem Rücken nach dem Amulett.
    Die Augen der Frau veränderten sich. Hatten sie vorher Sehnsucht und Verlangen ausgestrahlt, so wurden sie jetzt böse.
    »Sie sollten das nicht tun«, sagte die Frau. »Wirklich nicht. Ich könnte Ihnen böse werden.« Sie ließ langsam ihre Arme sinken.
    Professor Zamorra nestelte fieberhaft an der Kette, die um die Klinken geschlungen war, doch er bekam sie nicht frei.
    Dann war auch schon die Frau bei ihm.
    Ihr werdet mich lieben, und dann werdet ihr sterben, schoß Zamorra der Fluch aus der

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