0007 - Die Nacht der mordenden Leichen
den Wald ein Feldweg. Das müßte die Stelle sein. Sie liegt etwa zweihundert Meter im Wald.«
Nicole stoppte. Das Aufleuchten der Rückfahrtlichter sagte auch Mallyrands Fahrer, daß er zurücksetzen mußte.
Zamorras Sekretärin stellte die Hydropneumatik des Citroën auf größere Bodenfreiheit. Steifbeinig holperte der schwere Wagen in den Wald.
»Genau weiß ich natürlich nicht, wo der Basaltblock ist«, meinte der Franziskaner. »Am besten ist, Sie bleiben stehen, und wir suchen zu Fuß weiter. Aber wir müssen ziemlich nahe sein.«
Nicole Duval hielt und zog die Handbremse an. Auch der Jeep hinter ihnen stoppte.
Zamorra stieg aus und ging zu Mallyrand zurück, der ebenfalls aus dem Jeep geklettert war. Er richtete es ein, daß die beiden Männer mit den Schaufeln nichts von dem verstehen konnten, was er sagte.
»Wurden hier auch die Leichen gefunden?«
»Ganz in der Nähe«, gab der Inspektor zurück. »Der Tatort ist vielleicht fünfzig Meter von hier entfernt.«
Der Pater war hinzugetreten.
»Wir sollten von hier weg nach Osten eine Kette bilden«, schlug er vor. »Dann müßten wir auf den Basalt stoßen. Auf der Karte in meinem Schreibzimmer liegt die Stelle östlich von diesem Feldweg.«
Es war kühl im Wald. Leichte Senken lösten sich mit sanften Erhebungen ab. Aus ihnen erhoben sich die Gipfel der Ardennen.
Der Wald war dicht und verfilzt. Zwischen den Stämmen der Pinien, die fast ausschließlich den Baumbestand ausmachten, wucherten Sträucher und Gestrüpp. Es war schwer durchzukommen.
Die Männer bahnten sich einen Weg durch das Unterholz. Nicole war hinter Professor Zamorra geblieben und hielt alles für Humbug, was die Männer hier trieben. Ihr Chef hatte mit keiner Silbe die Vorfälle der vergangenen Nacht erwähnt.
Eine undeutliche Ahnung trieb ihn dazu, die Grabstelle der Hexe zu suchen, die als Braut des Satans in die Sagen der Einheimischen eingegangen war.
Das Unterholz wurde immer dichter. Man hätte ein Buschmesser gebrauchen können.
Einer der Arbeiter, die Mallyrand angeworben hatte, schrie plötzlich auf. Er gestikulierte wild mit den Armen. Er schien etwas gefunden zu haben.
Zamorra brach sich einen Weg durch das Gestrüpp auf den Mann zu. Er hatte den Arm ausgestreckt. Zamorra blickte in die Richtung.
Der Arm wies auf eine kleine Lichtung, die seltsamerweise überhaupt nicht bewachsen war. Nicht einmal die dürren und scharfhalmigen Gräser bedeckten den Boden. Nur Sand. Toter Sand. Erst am Rande der Lichtung erhoben sich wieder wie zaghaft ein paar Pflanzen und wurden zum Wald hin rasch dichter. Es war, als würden sogar die Pflanzen diesen Ort meiden. Düster lag er im Zwielicht der Schatten, die die Pinien verbreiteten.
Schnaubend trat der Pater neben Zamorra auf die Lichtung. »Das müßte die Stelle sein«, sagte er.
Es lastete eine seltsame Stimmung über dem Ort. Schwarz erhob sich der Basalt aus dem grauen Sand, der unter den Füßen knirschte.
Er war ein Fremdkörper in dieser Landschaft und wirkte wie aus einer anderen Welt.
Zamorra trat näher.
Der Basalt glänzte, als wäre er kurz vorher mit Wasser übergossen worden, doch er war trocken. Seine Oberfläche war glatt. Nur an einer Stelle zeigte er eine Zeichnung. Wenn man sich darauf konzentrierte, konnte man mit einigem guten Willen den Drudenfuß erkennen, das geheimnisvolle Zeichen der Mystik.
Jeder fühlte in sich die Beklemmung, die von diesem Ort des Todes ausging. Hier schien es kälter zu sein als draußen auf dem Weg und an der Straße.
Sie schwiegen alle.
»Dann wollen wir mal anfangen«, durchbrach Professor Zamorra die Stille. »Ich denke, wir heben zuerst einmal den Stein ab. Wir graben darunter.«
Das sollte sich als ein schweres Stück Arbeit erweisen. Die beiden Männer aus Le Cheylard brauchten fast zehn Minuten und die Unterstützung des uniformierten Polizisten, bis sie den Basaltblock mit den Stielen ihrer Schaufeln ein wenig beiseite gehebelt hatten.
Auf einen Befehl Mallyrands begannen sie dann zu graben. Die anderen schauten erwartungsvoll zu.
Pater Marcell stand neben Professor Zamorra.
»Kennen Sie die Gebete und lateinischen Formeln auswendig, die notwendig sind, einen Exorzismus vorzunehmen?« fragte der Professor.
»Eine Teufelsaustreibung?« fragte der Pater zurück.
»Genau das meinte ich.«
»Ich kenne diese Gebete, aber ich habe sie nie verwendet.«
»Das dürfte auf ihre Wirksamkeit keinen Einfluß haben.«
»Glauben Sie denn im Ernst, daß die Arbeiter
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