0007 - Die Nacht der mordenden Leichen
Sage durch den Kopf.
Die Schleier der Frau klafften auseinander. Ihre Augen waren starr geworden. Sie fixierten die von Professor Zamorra. Langsam legten sich ihre weichen, warmen Arme um seinen Nacken.
Bevor der Griff tödlich werden konnte, tauchte Zamorra seitwärts weg.
Die Frau reagierte zuerst nicht. Ihr Blick war voll auf das Amulett gefallen, das an der Tür der Kapelle pendelte. Angewidert wandte sie sich ab.
Da stand Zamorra. Abwartend und kampfbereit. Er war kein dummer Junge wie Michel Barrat. Er hatte die Braut des Satans durchschaut. Er hatte sie nicht geliebt. Sie konnte ihm nichts tun.
Wirklich nicht?
Der Hieb kam unerwartet.
Ohne Ansatz hatte die Frau losgeschlagen. Ihr rechter Arm pfiff wie ein Schwert durch die Luft. Zamorra konnte ihm nicht ganz ausweichen. Siedend heiß ratschten die Finger an seiner Brust hinunter und hinterließen einen blutigen Striemen.
Der Schlag hätte tödlich sein können.
Zamorra sprang zurück.
Doch nur, um eine bessere Ausgangsposition zu haben. Dann schnellte er vor. Er hatte seine Finger zum Praya-do gekrümmt, einer Karatehaltung, mit der er einen kleinen Baum fällen konnte.
Sein mit aller Kraft geführter Schlag ging ins Leere. Blitzartig war die Frau vor ihm verschwunden. Sie tauchte neben ihm wieder auf.
Zamorra stürzte auf die Friedhofstür zu, wo das rettende Amulett baumelte.
Die Braut des Satans materialisierte urplötzlich vor ihm. Er rannte gegen sie und war halb betäubt. Es war, als wäre er gegen eine steinerne Statue gerannt. Benommen prallte er zurück.
»Liebe mich, und du bist gerettet«, sagte sie mit ihrer verführerischen Stimme. »Liebe mich.«
»Nein«, keuchte Zamorra und versuchte aufs neue einen Angriff.
Er hoffte, die Frau würde wieder ausweichen. Und dann hätte er die Chance, an das Amulett zu kommen.
Doch die Frau wich diesmal nicht aus. Sie fing seinen Schlag gedankenschnell ab. Ihre Hand krallte sich um sein Handgelenk, hielt es fest wie ein stählerner Schraubstock.
Dann drehte sie den Arm herum.
Eine heiße Schmerzwelle raste durch Zamorras Körper. Er biß die Zähne zusammen, doch der Schmerz wurde immer unerträglicher.
Ein kaltes Lächeln umspielte die Lippen der Frau.
Zamorra sprang hoch, machte einen Salto rückwärts über die eigene Schulter. Neben der Frau kam er wieder auf die Beine. Der Arm war wieder ausgedreht.
Ein Hauch von Verwunderung legte sich wie ein Schleier auf das Gesicht der Frau. Sie schien also nicht mit allen Finten vertraut zu sein.
Zamorra nutzte den Augenblick der Verwirrung. Er konnte sich losreißen. Fliehen hatte keinen Sinn. Die Frau konnte ihm jederzeit den Fluchtweg abschneiden.
Er suchte nach einem rettenden Ausweg.
Das Amulett!
Er mußte es unbedingt in seine Hände bekommen.
Doch davor stand die Braut des Satans.
Ihre Züge hatten sich verändert. Der Liebreiz war gänzlich aus ihrem Gesicht verschwunden. Blanker Haß loderte ihm entgegen. Ein von Jahrhunderten genährter Haß, der Durst nach Rache, nach blutiger Rache.
Die Frau machte einen Schritt auf ihn zu.
Zamorra riß die Unterarme hoch und hielt sie vor seiner Brust zum Zeichen des Kreuzes.
Aber die Frau lachte nur. Ein siegesgewisses, kaltes Lachen.
»Liebe mich«, sagte sie. Ihre Augen fraßen sich in die seinen. Zamorra spürte die Macht, die von ihm Besitz ergriff. Er konnte sich ihr nicht entziehen. Er versuchte, an etwas anderes zu denken und nahm gleichzeitig wahr, daß seine Finger begannen, das Hemd aufzuknöpfen.
»Liebe mich!« dröhnte es in seinem Kopf.
Die Frau war nahe. Eine wunderbare Frau. Wie weich und warm ihr Körper war.
Zamorra schlüpfte aus seinem Jackett.
»Liebe mich!«
»Ja«, sagten seine Lippen. Zamorra war in ihrem Bann gefangen.
Wieder legten sich ihre Arme um seinen Nacken. Diesmal gab es kein Entrinnen.
Ihre Lippen drängten sich an die seinen. War es Illusion? War es Wirklichkeit? Zamorra vermochte es nicht mehr zu unterscheiden.
Heiß und feucht brannten ihre Lippen. Ein verzehrendes Feuer umfing ihn.
»Ja, ich werde dich lieben«, keuchte Zamorra. Er duldete es, daß die Frau an seinem Gürtel nestelte. Er hätte alles geduldet.
Seine kräftigen Arme schlossen sich unter den Schleiern um die nackten Hüften der Frau. Es waren feste Hüften mit laszivem Schwung.
Doch was war jetzt?
Nur undeutlich nahm er wahr, daß diese festen Hüften unter seinem Griff mit einemmal weich zu werden begannen, daß sie zu zerfließen schienen.
Das Gesicht der Frau wurde
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