0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii
schoß Isabel Snake zischend aus dem Boden…
***
Mort Agamemnon blickte ununterbrochen auf seine Uhr. Er nagte an seiner Unterlippe, war hochgradig nervös. Die Arbeiter blickten immer wieder zur Lavaflut, die sich langsam den Hang herabwälzte. Moano schleuderte immer noch glühendes Gestein aus dem Krater heraus. Die Männer hörten ihn fluchen, brüllen und toben. In jeder Minute erzitterte mindestens einmal die Erde unter ihren Füßen. Das war gefährlich für die Gebäude. Einige hatten bereits bedrohliche Risse bekommen, und Mort Agamemnon hatte angeordnet, daß keiner mehr eine Hütte betreten dürfe.
Inmitten dieser fiebernden Nervosität stellte John Sinclair einen ruhenden Pol dar. Agamemnon schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie können Sie nur so gelassen Ihr Ende erwarten?«
»Bis zu meinem Ende fehlen noch dreieinhalb Stunden«, rechnete ihm John vor. »In dreieinhalb Stunden erst wird der Lavastrom dieses Camp erreicht haben.«
»Vorausgesetzt, daß Moano nicht plötzlich mehr von dem Dreckszeug herausschleudert!« knurrte Agamemnon. »Ob Suko es schon geschafft hat, die magische Wand zu durchdringen?«
»Ich schätze«, gab der Geisterjäger zuversichtlich zurück, »Suko ist schon auf dem Weg nach Lihue.« Doch das war ein Irrtum.
***
Isabel Snake griff den Chinesen sofort an. Suko schleuderte ihr Zarrambo entgegen. Sie fiel. Suko wandte sich augenblicklich um und hetzte los. Es war keine Zeit, sich einem neuerlichen Kampf zu stellen. Viele Männer würden sterben, wenn Suko nicht Schnell genug für Hilfe sorgte. Doch so einfach wollte das Flammenmädchen den Chinesen seine Aufgabe nicht erfüllen lassen. Suko lief schnaufend wie eine Dampflok. Isabel Snake sauste wie der Blitz hinter ihm her. Ihre Füße berührten kaum den Boden. Sie war von den Kräften des Bösen beflügelt und holte Suko sehr schnell ein. Als sie ihr Schlangenmaul aufriß, warf Suko ihr einen großen Stein in den Rachen. Sie hustete und würgte daran. Suko schrie ihr immer wieder Bannsprüche zu, die er von John Sinclair gelernt hatte. Damit war das gefährliche Mädchen zwar nicht auszuschalten, aber sie war immer wieder irritiert, und Suko konnte seine Flucht in einer weiteren Etappe fortsetzen. Der Chinese entdeckte ein Haus. Darauf lief er zu.
Er entdeckte eine Axt. Damit wollte er Isabel Snake nun vernichten. Er erreichte die Axt, ehe ihn das Mädchen erneut zum Kampf stellen konnte. Das Haus war leer, denn die Bewohner waren nach Lihue geflohen, als der Vulkan Feuer zu speien begonnen hatte. Suko ergriff den Axtstiel mit beiden Händen. Er riß die Klinge aus dem Holz und drehte sich mit großem Schwung um. Die gefährliche Kobra kam langsam auf ihn zu. Sie war sich ihrer Beute ziemlich sicher. Suko wartete. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Die Schlange versuchte ihn zu hypnotisieren, doch sein Wille war stark genug, um zu widerstehen. Einen Schritt ließ er sie noch machen. Dann schlug er zu. Wie John Sinclair mit der Machete, so spaltete Suko der Kobra mit der Axt den scheußlichen Schädel, und damit der Hieb auch die erwünschte Wirkung erzielte, schrie Suko dieselben Worte, die John gerufen hatte, um Pierre Hennessy zu vernichten. Es klappte.
Isabel Snake stieß einen letzten grellen Schrei aus und verglühte dann vor Sukos nervösen Augen.
***
John Sinclair ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er bereitete sich sorgfältig auf das bevorstehende Ereignis vor. Bill Conolly hielt zehn Gewehrpatronen in seiner Hand. John nahm sie nacheinander an sich, ritzte mit der Spitze seines Klappmessers kabbalistische Zeichen in jede Kugel und versenkte sie danach in der Patronenkammer. Zehn Kugeln würden reichen. Bill wußte genauso wenig wie die andern, welchen Plan sich John diesmal ausgedacht hatte. Die Neugier fraß ihn langsam von innen auf.
»Angenommen, Suko kommt bis Lihue. Was dann?« fragte Bill, als er es nicht mehr länger aushalten konnte.
»Er wird zum Polizeichef gehen«, gab John zurück.
»Und?«
»Erinnerst du dich an unsere Ankunft?«
»Natürlich.«
»Was fiel uns auf?«
Bill zuckte mit den Achseln. Mort Agamemnon und die anderen Männer traten näher heran. Auch sie wollten hören, was John Sinclair im Schilde führte. David King und Neal Wheeleck hingen mit ihren brennenden Augen an den Lippen des Geisterjägers.
»Wir wurden willkommen geheißen«, sagte John. »Von einem Zeppelin, der über dem Airport flog.«
»Ach ja«, sagte Bill, aber er kam noch nicht mit.
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