0008 - Der Werwolf
abschreiben«, sagte Professor Zamorra zu Inspektor McNee.
Sie standen wieder auf der Straße und schauten dem davonrasenden Wagen nach.
Horace McNee nickte.
»So sieht es aus. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Er hat ein Mädchen.«
»Diese Ausgeburt an Häßlichkeit?« staunte Zamorra.
»Es gibt Mädchen, die sind geradezu versessen auf häßliche Männer«, meinte McNee lächelnd. »Sein Mädchen heißt Rachel Stein. Sie arbeitet als Zigarettengirl im ›Tropicana‹. Ich bin sicher, daß er früher oder später bei ihr auftauchen wird.«
Die Männer sahen, wie sich der Wagenbesitzer aus der Gosse hochrappelte und gellend um Hilfe schrie.
Fenster wurden aufgerissen. Neugierige steckten ihre Köpfe heraus.
Es kostete den Inspektor einige Mühe, den Mann zu beruhigen.
Er nahm ihn zum Yard mit.
Professor Zamorra holte Nicole Duval beim Yard ab. Sie hätte Procter hier identifizieren sollen. Daraus wurde vorläufig aber nichts.
Mit einem Taxi fuhren sie in ihr Hotel. Dort aßen sie ausgiebig, und hinterher mußte der Professor genau erzählen, was sich bei Procter abgespielt hatte.
»McNee wird das Zigarettenmädchen beschatten lassen. Wenn sich Procter bei ihr blicken läßt, schnappt die Falle zu. Ein zweites Mal wird ihm die Flucht sicherlich nicht gelingen«, meinte Zamorra.
Sie nahmen noch einen Drink in der Bar. Dann fuhren sie zu ihren Zimmern hinauf.
***
Rex Averall leckte sich nervös über die Lippen. Diese Uhr. Sie spielte ununterbrochen das gleiche Lied. Man konnte sie nicht abstellen.
Sie spielte fortwährend, lief niemals ab. Das Mädchen drehte sich andauernd im Kreis. Es schien, als wollte es ihn mit ihrem Tanz hypnotisieren.
Ein furchtbarer Gedanke kam Averall in diesem Augenblick.
Er hatte diese Spieluhr schon mal gesehen. Und nun war sie hier und spielte nur für ihn. In seinem Haus. Spielte sie wirklich nur für ihn?
Er war nicht mehr sicher.
Erregt sprang er auf.
Er hielt sich die Ohren zu, konnte die Melodie nicht mehr ertragen.
»Aufhören!« kreischte er wild. »Aufhören! Genug! Es ist genug!«
Er wankte keuchend hin und her. Nach Luft ringend, riß er sich die Krawatte auf und auch das Hemd.
»Ich will das nicht mehr hören! Ich will diese verfluchte Melodie nicht mehr hören!« schrie er wie verrückt.
Doch das Mädchen drehte sich weiter, verhöhnte ihn mit dem verzückten, feenhaften Gesicht. Und das Klimpern hörte nicht auf, begann immer wieder von neuem.
»Neiiiin!« kreischte Rex Averall.
Mit geballten Händen stürzte er sich auf die Uhr, um auf sie einzuschlagen, sie zu zertrümmern, zu vernichten.
Er hob die Fäuste, doch er schlug nicht zu, denn in diesem Augenblick ließ ihn ein fürchterliches Knurren herumschnellen.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte er den gefährlichen Werwolf an, der sich ihm nun mit gefletschten Zähnen näherte. Das tödliche Feuer in den mordgierigen Augen der Bestie raubte Rex Averall den Verstand.
Er stieß krächzende Hilfeschreie aus.
Das dichte, struppige Fell des Untiers sträubte sich. Die krallenbewehrten Pfoten schnellten Averall entgegen.
Er taumelte vor Angst brüllend zurück. Aus dem rauhen Rachen des Wolfes kam ein grauenerregendes Knurren.
Rex Averall prallte gegen die Wand. Das Monster kam mit teuflisch funkelnden Augen auf ihn zu. Er schrie, so laut er konnte, doch niemand hörte ihn. Die Fenster waren geschlossen. Und die Spieluhr spielte lauter, als Averall schreien konnte.
Die Pranke des Untiers schlitzte Averalls Kleider auf.
Gleichzeitig rissen die Klauen des Werwolfs tiefe Wunden in Averalls Körper.
Als der Mann sein Blut sah, verlor er den Verstand. Die Schmerzen waren zudem so schrecklich, daß Averall nicht mehr wußte, was er tat.
Instinktiv handelte der Mann.
In seiner panischen Verzweiflung griff er den Werwolf an. Es war ein irrsinniges Unterfangen, das niemals gutgehen konnte.
Der Werwolf war seinem Opfer in jeder Hinsicht überlegen. Er war kräftiger, war schneller, war brutaler.
Averall wuchtete nach vorn. Er umklammerte den harten, muskulösen Körper des Scheusals.
Der Werwolf kreiselte mit ihm durch den Raum. Seine scharfen Fangzähne klappten hart aufeinander, als er danebenbiß. Doch schon beim nächstenmal bohrten sich die mörderischen Wolfszähne in Averalls Schulter.
Ein fürchterlicher Schrei entrang sich der Kehle des Opfers.
Vor Schmerz und Grauen wie gelähmt, ließ Averall den Werwolf los.
Entsetzt und mit fieberglänzenden Augen erwartete Rex Averall den
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