Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0008 - Die Venusbasis

Titel: 0008 - Die Venusbasis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
fuhr herum und sah in der vom Bildschirm her matt durchschienenen Finsternis Thoras schlanke Gestalt.
    „Erschrecken Sie die Menschen nicht so!" sagte er lustig. „Es gibt Leute, die sind nervöser als ich."
    Sie lachte leise. „Ich wollte Sie ablösen", antwortete sie. „Ihre Zeit ist fast um."
    Er sah auf die Uhr. Er hatte noch mehr als zwanzig Minuten bis zum Ende seiner Wache. Schweigend starrten sie zusammen auf den Bildschirm.
    „Sie hätten es sehen müssen", sagte Rhodan nach einer Weile, „als noch der Sturm darüberfegte. Es sah ziemlich romantisch aus."
    Sie antwortete nicht. Erst ein paar Minuten später stellte sie die seltsame Frage :„Gefällt es Ihnen?"
    „Was?"
    „Diese Welt" Rhodan nickte ernsthaft. „Mir wird jede Welt gefallen, die ich zu sehen bekomme. Ich weiß über die meisten von ihnen Bescheid - über manche viel, über andere wenig. Aber ganz zufrieden werde ich erst sein, wenn ich sie alle mit eigenen Augen gesehen habe."
    Und dann, nach einer Weile: „Warum - gefällt es Ihnen nicht?"
    Sie zögerte mit der Antwort. „Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen. Wenn man einem Volk wie dem meinen angehört, dann weiß man, daß es nirgendwo im Universum mehr etwas wirklich Neues gibt. Alles, was wir entdecken, haben wir an einer anderen Stelle schon einmal in einer ähnlichen oder gar in der gleichen Form gesehen. Man wird des Sehens müde mit der Zeit, verstehen Sie? Ich frage mich sogar, wie lange es dauern wird, bis irgendein Philosoph auf die Idee kommt, die Abschaffung der Raumfahrt zu fordern, weil sie zur weiteren geistigen Entwicklung des intelligenten Wesens nicht mehr beiträgt."
    Rhodan ließ den Gedanken in sich einsinken. So absurd, fand er, ist er gar nicht. Wenn man eine jahrzehntausendelange Geschichte hinter sich hat, findet man nichts mehr Neues.
    „Ihre Schiffe sind noch niemals bis zu anderen Galaxien vorgestoßen - oder vielmehr: Keiner der wenigen Versuche ist geglückt. Wäre das keine Möglichkeit, die Arkoniden zu wecken?"
    „Sie reden wie ein Mensch", antwortete sie mit seinem Spott. „Jung, neugierig und ein bißchen heftig."
    „Ich bin auch einer!" sagte Rhodan. „Überlegen Sie sich, was eine intergalaktische Expedition kostet und welchen Nutzen sie im Vergleich dazu erbringt."
    „Kostet?" unterbrach Rhodan sie heftig. „Fragt jemals einer danach, was eine neue, weltumwälzende Sache kostet? Die Entwicklung der irdischen Raumfahrttechnik bis zur Fertigstellung unserer Mondrakete hat so viel gekostet, daß die gesamte Menschheit damit hätte in Reichtum und Sorglosigkeit leben können. Hat man sich darum gekümmert? Nein! In Asien, in Afrika und in den lateinamerikanischen Ländern sind nach wie vor Millionen von Menschen an Hunger gestorben oder an Krankheiten, die man hätte heilen können, wenn man das Geld für die nötigen Medikamente gehabt hätte. Aber man hat statt dessen eine Mondrakete gebaut. - Ich weiß nicht, für wie moralisch man sich halten darf, wenn man diese Art der Entwicklung befürwortet. Auf jeden Fall ist die Menschheit in der Hauptsache eine Herde von Hartschädeln, die nicht danach trachten, das Paradies wiederzugewinnen, sondern danach, ihre Neugierde zu befriedigen und ihre Nasen immer weiter in die Welt hinauszustrecken. Wäre es anders, wer weiß, ob die Menschheit heute noch existierte. Es gab genügend Katastrophen, die sich bemüht haben, ihr das Lebenslicht auszublasen."
    Er war ein wenig heftig geworden, aber sie verstand, daß seine Heftigkeit sich nicht gegen sie richtete. Es war der Stolz auf seine eigene Art, der ihn aufbrausen ließ.
    Plötzlich beneidete sie ihn um diesen Stolz. „Ich weiß nicht", sagte sie leise nach langen Minuten des Schweigens, „ob wir jemals - selbst in unserer besten Zeit - so sehr mit Energie angefüllt waren wie Sie!"
    Rhodan wandte sich um und versuchte, in der Finsternis ihr Gesicht zu erkennen. Ihre roten Augen leuchteten schwach im Widerschein des Bildschirms. Es sah nicht so aus, als habe sie ihn verspotten wollen. Ihre Resignation beunruhigte ihn und machte ihn hilflos. Er sah auf die Uhr. Seine Zeit war um.
    „Es war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten", sagte er „Hoffentlich haben wir noch öfter Gelegenheit dazu."
    Sie nickte ihm zum Abschied zu. Als das Schott sich hinter ihm schloß, tat es ihm leid, daß er nicht bei ihr geblieben war. Sie war früher gekommen, als sie es nötig hatte - warum hätte er nicht länger bleiben sollen? Vielleicht war sie jetzt

Weitere Kostenlose Bücher