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0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder

Titel: 0008 - Ich faßte den Eisenbahn-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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die schwarze Rückwand des Tenders, unter mir die reibenden und stoßenden Bolzen der Puffer und darunter die vorbeiflitzenden Bohlen der Schienen.
    Ich taxierte die Entfernung, krümmte mich zusammen und schnellte hoch mit vorgeworfenen Armen. Meine Hände klammerten sich um den Rand der Tenderwand. Sekundenlang hing ich frei in der Luft. Ich hangelte ein wenig nach rechts hinüber, konnte einen Fuß auf einen Puffer setzen, der sich unter mir bewegte wie etwas Lebendiges.
    Ich verlagerte mein Gewicht auf diesen Fuß, biß die Zähne zusammen, stieß mich ab und zog mich mit allen Kräften hoch. Noch einen Ruck, und ich lag flach auf den Kohlen des Tenders.
    Der Canadian raste mit einer Geschwindigkeit durch die Nacht, die an eine Raketenfahrt denken ließ. Auf dem Bauch schob ich mich weiter nach vorn, bis ich unter meinem Körper fühlte, daß sich der Kohlenberg schräg senkte, und jetzt sah ich eine Mannslänge unter mir den Lokomotivführerstand, schwach erhellt von der Armaturenlampe, und ich erkannte darauf die Gestalt Steven Hunters, gebückt mit hängenden Armen, wie ein zum Sprung bereites Tier. Ich warnte ihn nicht.
    Ich war waffenlos, und er mußte zumindest sein Mordmesser bei sich tragen. Ich ging in die Hocke, und dann sprang ich ihn von oben her an.
    Ich fiel ihm auf den Rücken und riß ihn zu Boden. Ich ließ ihn sofort aus dem Griff und schlug beide Fäuste in seinen Nacken. Er schien es nicht zu spüren. Wie eine Schlange glitt er unter mir weg, stand auf den Beinen, als auch ich stand, und als ich nach ihm schlug, ließ er sich einfach nach rückwärts gegen das Armaturenbrett fallen und wich so meinem Schlag aus.
    Dann sprang er mich an. Ich fing ihn gut ab. Meine Hiebe schleuderten ihn zurück, aber er griff sofort wieder an.
    Auf der rüttelnden Lokplattform, im Kreischen der sausenden Räder, im heulenden Wind der rasenden Fahrt umklammerten wir uns. Er versuchte mich von der Lokomotive zu drücken, mich in die vorbeizuckende Schwärze zu stoßen.
    Ich hielt ihm stand, aber ich spürte die geschmeidige Kraft seiner Muskeln. Keuchend rangen wir miteinander. Ich verlor etwas an Boden. Der offene Ausstieg kam meinem Rücken näher.
    Ich riß uns herum, so daß jetzt der Kohlenberg des Tenders in meinem Rücken war. Ich fühlte die Kohlen unter meinen Füßen knirschen, löste einen Arm von seiner Hüfte und warf mich mit aller Gewalt nach hinten und seitwärts. Er hielt fest und fiel mit.
    Sein Gesicht schlug in die Kohlen. Ich hörte seinen Aufschrei. Seine Fäuste glitten von mir ab. Ich sprang auf. Er erhob sich langsam, die Augen fest geschlossen, die vom Kohlenstaub blind geworden sein mußten, aber es war ihm ein Gegenstand in die Hände geraten, die schwere Kohlenschaufel.
    Er richtete sich auf, hob die Schaufel und tat einen schmetternden Schlag nach mir. Ich preßte mich gegen die Armaturenwand. Gellend knallte das Schaufelblech auf die Eisenplattenform. Er reckte sich sofort zum zweiten Schlag.
    Bevor dieser Schlag fiel, hatte ich die eiserne Schürstange an mich gerissen und wehrte damit den Schlag ab. Ich sah ihn zwinkern und blinzeln. Die Tränen mochten den Kohlenstaub aus seinen Augen gewaschen haben. Sein dritter Schlag war gezielt. Ich entging ihm nur mit Mühe.
    Ich riß das Schüreisen hoch. Von oben herunter hieb ich auf den Schaufelstiel und schlug ihm die Schaufel aus der Hand.
    Wie es gekommen ist, kann ich mit Sicherheit nicht sagen. Die Schaufel mußte ihm zwischen die Beine geraten sein. Er stürzte nach vorn bis an den Rand des Ausstiegs. Vielleicht versuchte er zu hastig, sich aufzurichten, vielleicht hatte er jetzt auch die instinktive Kontrolle über seinen Körper verloren.
    Ich sah ihn drei Herzschläge lang am Rand der heulenden Schwärze schwanken, dann verschwand er plötzlich, als habe ihn die Nacht selbst in sich hineingesaugt wie ein gieriges Maul. Eine Sekunde lang stand ein gräßlicher Schrei, ein Schrei, der selbst das Donnern der irrsinnigen Fahrt übertönte, in der Luft.
    ***
    Ich wußte, was zu tun war. Ich war nicht umsonst sechs Wochen lang auf dem Intercontinental gefahren, und wenn jener Expreß auch von einer Diesellok gezogen wurde, so hatte ich mir doch genug über den Betrieb von Dampflokomotiven erzählen lassen, um den Canadian zum Stehen zu bringen. Ich legte den Regulierungshebel der Dampfzufuhr auf Null. Das ohrenbetäubende Zischen hörte auf, aber von der einmal erreichten Geschwindigkeit getrieben, raste der Zug weiter durch die

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