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0009 - Hilfe für die Erde

Titel: 0009 - Hilfe für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. W. Shols
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zurück. Zum Lesen fand er jedoch nicht die Konzentration. Der Mann in der anderen Ecke war Polizeibeamter. Der Mann hatte den Auftrag, Cannon zu töten und machte heute seinen dritten Versuch, bis ins Heiligtum des Kreysky Syndikats vorzudringen. Wer weiß, ob Kaats jemals die Absicht gehabt hatte, sich nach Mercants Wünschen zu richten. Wahrscheinlich war es auf die Dauer zu viel Aufwand für ihn, einen einzigen Übernommenen derartig zu betreuen. Ein toter IV war ein guter IV. Und es liefen wahrscheinlich noch einige hundert in den Staaten herum, denen man sich ebenfalls mit den Mitteln des Erkennungsdienstes widmen mußte.
    Nach solchen Überlegungen war Oberst Kaats offensichtlich im Recht. Clive Cannon aber war der bisher einzige IV-Übernommene, den man mit annähernder Sicherheit identifiziert hatte. Clive Cannon war deshalb auch eine zu wichtige Person, als, daß man ihn bequemer Weise einfach abschießen durfte.
    John Marshall erkannte jetzt deutlich, daß Bull recht gehabt hatte, als er vor einer Zusammenarbeit mit der Geheimen Bundespolizei warnte. Die Interessen und Pläne der Dritten Macht waren doch ein wenig anders gelagert. Allerdings fand Marshall wenig Trost in der Erkenntnis, daß er jetzt mehr denn je auf sich allein gestellt war. Er erinnerte sich an den Inhalt seiner Taschen, in denen er verschiedene Geräte arkonidischer Herkunft bei sich führte, die ihn in höchster Gefahr schützen konnten. Doch mußte er deren Gebrauch so weit wie möglich verhindern, wenn er sich nicht verdächtig machen wollte.
    Außerdem galt es, den ursprünglichen Plan zu ändern. Mit dem Attentat hatte niemand gerechnet. Und Bull, der sich an diesem Morgen im Büro der Rechtsanwälte Smith & Smith umsehen wollte, hatte nicht die geringste Ahnung von der veränderten Situation. Infolgedessen durfte Marshall auch keinen völlig neuen Weg gehen. Während der Uhrzeiger auf die volle Neun rückte, bemühte er sich um eine sinnvolle Ordnung seiner Gedanken und war froh, daß ihm durch die Voranmeldung des ersten Herrn noch eine Galgenfrist gegeben war.
    Es erschienen kurz hintereinander weitere fünf Besucher, die sich nach einem flüchtigen Gruß hinsetzten und nach den Morgenzeitungen griffen. Marshall machte auch bei ihnen die Runde in Form eines harmlosen Spaziergangs, stieß aber auf Schwierigkeiten, die Gedanken der dicht beieinander sitzenden Männer zu sondieren. Die Eindrücke verschwammen. Einer der fünf mußte mit dem Polizisten sympathisieren und auch über dessen Auftrag informiert sein. Doch wer es war, konnte Marshall nicht herausfinden. Die Leute verrieten sich nicht einmal durch kurze Blicke gegenseitiger Verständigung. Sie waren gut gedrillt und gingen nicht das geringste Risiko ein. Nun, Kaats würde bei einem solchen Streich natürlich seine besten Männer geschickt haben.
    „Brown ist als nächster dran", kam plötzlich ein klarer Gedanke. Brown hieß also der Polizist. Und dann kam die Vorzimmerdame schon ein zweitesmal heraus, um Brown zu bitten.
    Marshalls Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Der Attentäter verließ den Bereich seiner Gedankenkontrolle. Er konnte ihn nicht einmal mehr mit den Augen überwachen. Würde er jetzt die Gelegenheit verpassen?
    Wenn Kaats Agenten den IV-Übernommenen in seiner Gegenwart erschossen, würde das nach der Rückkehr in die Gobi eine derbe Rüge für Bull und Marshall geben. Und abgesehen davon wäre es ein entscheidender Sieg der Individual-Verformer, selbst wenn sie dabei eine wichtige Position vorübergehend verloren. Kaats Pläne mußten einfach verhindert werden! Und Marshall mußte sich konzentrieren und jede innere Panik verhindern.
    Der Polizist Brown war keinesfalls schon bei Cannon angelangt. Solange der erste Besucher nicht herauskam, würde Brown in einem der drei Vorzimmer hartnäckig um sein Endziel kämpfen müssen. Wenn er heute überhaupt zum Schuß kam. Wenn - überhaupt? Diese letzte Einschränkung mußte Marshall streichen. Sie war ein Wunsch-Trost, auf den er sich nicht verlassen konnte.
    Dann öffnete sich die Tür, und der erste Besucher erschien mit einem verschlossenen und keineswegs zufriedenen Gesicht. Die Tür schlug zu. Niemand forderte Marshall als nächsten auf. Da entschloß er sich zur eigenen Initiative. Er stand auf und klopfte. Ohne auf eine Einladung zu warten, trat er ein. Die Dame hinter dem Schreibtisch war die personifizierte Empörung und Ablehnung.
    „Es ist nicht üblich, unaufgefordert hereinzukommen. Ich

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