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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gehen. »Ich werde die Mordkommission von New Orleans heraufschicken«, sagte er dem Landpolizisten. Er stampfte zum Wagen zurück, warf sich in den Fond und knurrte den Fahrer an:
    »Halten Sie die Rückfahrt noch durch, John?«
    »Jawohl, Sir!«
    »Okay, dann beeilen Sie sich.«
    Eine halbe Stunde lang blieb er noch in Gedanken versunken, aber dann teilte er diesen Mißerfolg gewissermaßen seelisch ab und wurde sachlich.
    »Wann glauben Sie, daß er erschossen worden ist?«
    »Ich nehme an, vergangene Nacht, ungefähr zu der Zeit, da Sie die Steckbriefe zusammenstellten.«
    »Da konnte der Mississippi-Pirat doch gar nicht wissen, daß wir Fosco suchten.«
    Ich rieb mir die Stirn.
    »Fosco könnte auch der Mann gewesen sein, der während des Überfalles auf die ›Marguerite‹ erschossen wurde, als er zu schreien anfing, aber dann müßte der Arzt sich geirrt haben, und der Tote hat fast achtundvierzig Stunden im Fluß geschwommen.«
    »Das wissen wir morgen mittag, sobald der Polizeiarzt ihn untersucht hat.«
    Ein paar Meilen lang schwiegen wir. Ich dachte nach, und dann teilte ich Cachot die Summe meiner Überlegungen mit:
    »Der Mann, der beim Überfall erschossen wurde, war nicht Brooderick. — Ich erzählte Ihnen doch, daß sie so lange warteten, bis die Leiche an ihr Schiff getrieben wurde, obwohl sie sich damit einer gewissen Gefahr aussetzten, denn ich hätte sie wieder unter Feuer nehmen können. Sie wollten also nicht, daß wir den Toten fanden. Es ist unlogisch, daß sie ihn später dann doch in den Fluß geworfen haben sollen.«
    »Stimmt zwar, Cotton, aber es kann auch anders sein. Sie mögen mehrere Gründe gehabt haben, ihn zunächst doch aufzufischen. Er konnte zum Beispiel nicht tot, sondern nur verwundet und ohnmächtig sein. Ferner trug er die alberne Kluft, in der sie ihre Überfälle ausführen, diesen weißen Cu-Clux-Kittel. Daraus hätten sich von uns schon Hinweise konstruieren lassen, und wer weiß, was er sonst noch in den Taschen hatte. Sicherheitshalber fischten sie ihn auf, und als sie sahen, daß er tot war, streiften sie ihm die Maskerade ab, leerten ihm die Taschen und warfen ihn wieder in den Fluß.«
    Am anderen Vormittag um acht Uhr wußten wir Bescheid. Ich war bei Cachot, als der Anruf der Mordkommission kam, die der Chef gleich nach unserer Rückkehr nach New Orleans losgejagt hatte. Ich hörte am zweiten Hörer mit. Der Polizeiarzt war selbst an der Strippe.
    »Vierzehn bis höchstens zwanzig Stunden war er im Wasser«, berichtete er über seine Untersuchungen. »Da er gegen fünf Uhr herausgefischt wurde, muß er in der vergangenen Nacht zwischen Mitternacht und drei Uhr getötet worden sein. Natürlich starb er an den Kugeln und war tot, bevor er in den Fluß geworfen wurde oder hineinfiel, als sein Mörder ihn erschoß. Er bekam sechs Kugeln, davon drei, von denen jede einzelne tödlich gewesen wäre. Sie wurden aus einer Maschinenpistole verfeuert, Kaliber 7,59. Sonstige Verletzungen sind nicht festzustellen.«
    »Danke«, antwortete Cachot und legte auf. Er sah mich an.
    »Der Mann, der in der Überfallnacht durch die Kugeln des Piraten starb und Brooderick sind also nicht identisch«, stellte ich fest. »Damit hat der Mississippi-Pirat zwei Morde auf dem Gewissen, den Mordversuch an Cummingham nicht gerechnet.« Cachot trommelte mit den Fingerspitzen auf seiner Glatze, als könnte er die Gedanken heraustrommeln:
    »Ich verstehe nicht, wie er wissen konnte, daß wir hinter Fosco her waren«, sagte er beinahe stöhnend. »Noch hing doch kein Steckbrief an den Säulen.«
    »Ihr Steckbrief war für diesen Mord, meiner Meinung nach, nicht ausschlaggebend. Fosco starb vielleicht nur stellvertretend für Seath. Daß Seath ein Säufer und unzuverlässiger Patron ist, wußte der Mississippi-Pirat, als er ihn durch Fosco anheuern ließ. Vielleicht — oder besser, wahrscheinlich hatte er die Absicht, Seath zu töten, sobald der Raub geklappt hatte. Das ging nicht, weil ich ihm ein kleines Feuerwerk lieferte. Von diesem Augenblick an wußte er, daß Fosco gefährdet war, sobald Seath redete, und durch Fosco er selbst. Er machte kurzen Prozeß, tötete an Stelle des für ihn unerreichbaren Seath Fosco und unterbrach so die Kette, die von dem verräterischen Matrosen bis zu ihm führte.«
    Cachot schlug wütend die Faust auf den Tisch.
    »Meinetwegen war es so oder so. — Unterhalten wir uns lieber darüber, wie es weitergehen soll.«
    Ich hob die Hände. »Leider vorläufig

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