Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht, Mr. Cachot. Auf Wochen, vielleicht auf Monate wird der Mississippi-Pirat sich nicht rühren. Ganze Schiffsladungen von Perlen können Sie jetzt den Fluß hinauf- oder hinunterschicken, und die Nachricht davon können Sie ihm per Einladungskarte schicken, er wird die Schiffe ungeschoren lassen. Jedenfalls handelte ich so, wenn ich auf der anderen Seite stünde, und er ist nicht dümmer als ich.«
    »Was also sollen wir tun?«
    »Abwarten. Geduld zeigen!«
    »Hol Sie der Henker, Cotton, mit Ihrer Geduld«, knurrte Cachot, aber auch er wußte nichts, was man sofort hätte tun können.
    ***
    Wenn man es genau betrachtete, so hatte ich dem dicken FBI-Chef von New Orleans zu einer Tugend geraten, die ich selbst nicht im Übermaß besitze. Ich kann eine Menge Geduld aufbringen, wenn ich gewissermaßen auf dem Anstand sitze und genau weiß, das Wild wird kommen, früher oder später. In diesem Fall wußte ich nicht einmal, ob ich das Wild endgültig vergrämt hatte.
    Daß ich trotzdem nicht die Ruhe verlor, lag daran, daß es sich einfach von selbst verbot, irgend etwas zu unternehmen, bevor nicht der ›Springer‹ zu meiner Verfügung stand. Alles, was ich im Augenblick tun konnte, war, Phil anzurufen und ihm zu sagen, daß er mit Slim Cummingham nach New Orleans kommen möchte. Sie trafen rund vierundzwanzig Stunden später ein. Gemeinsam warteten wir auf die Nachricht von Cachot, daß das Boot angekommen sei.
    Diese ersehnte Nachricht erhielten wir am Morgen nach der Ankunft von Phil und Cummingham. Der Alte war wieder ganz munter und topfit. Wir nahmen ihn mit hinaus in den Seehafen der Stadt. Der Kapitän des Frachters aus Florida war bereits durch das New Orleans-Hauptquartier informiert. Er führte uns in den Frachtraum, wo der Kahn, sorgfältig mit Segeltuch verschnürt, zwischen Kisten, Kästen und Säcken auf uns wartete.
    Wir standen wie Düsenjägerpiloten, die der Gegner bisher immer vom Himmel geholt hat, vor einer neuen, endlich gleichwertigen Jagdmaschine stehen mögen. Für uns bedeutete der ›Springer‹ genau das gleiche: eine gleichwertige, wenn nicht überlegene Waffe.
    Wir lösten selbst die Verschnürungen und wickelten das Boot aus seiner Umhüllung. Ich kannte die Dinger und hatte mir selbst in Florida schon mal das Vergnügen gemacht, damit durch die sogenannten Wasserwälder zu brausen. Das ist ein Spezialspaß der Gegend. Sie verfügen dort über eine Lagune, einer regelrechten Mischung aus Wald und Wasser, und sie stecken in dieser Lagune eine Slalomstrecke ab, auf der dann von verrückt gewordenen Sommergästen ein Rennen ausgetragen wird. Dabei geht es über Stock und Stein, und darum nennt man die Boote ›Springer‹, weil sie es durchaus erlauben, sie mit einem Anlauf über ein Stück Land hinwegzujagen, sofern dahinter sich wieder Wasser befindet. Der Außenbordmotor und die Schrauben sitzen auf einer Welle, die bei solch einem Sprung hochgeklappt werden kann.
    Natürlich besitzt ein ›Springer-Boot‹ kaum einen Kiel und erst recht kein Schwert. Seine Wasserlage ist miserabel und eine nur relativ kleine Welle, die es quer faßt, wirft es einfach um. Auch ist es nur für einen Mann Besatzung gedacht, denn zwei Balancierer auf dem schwankenden Kahn widersprechen sich schon in ihren Bewegungen, und das bedeutet bei Vollgas Kentergefahr. Der Bootsleib besteht aus dünnem Mahagoni und ist bis zur halben Höhe mit eloxiertem Leichtmetallblech verkleidet, damit der Kahn sich bei Landmanövern nicht den Bauch aufreißt.
    Unser ›Springer‹ hörte auf den schönen Namen ›Sun of Florida‹. Wenigstens stand es so an seinem Bug.
    »Wir werden ihn umtaufen«, schlug ich vor. »›Sun of Florida‹ paßt einfach nicht in diese Gegend.«
    »Wie?« fragte Phil.
    »Ich schlage vor, ihn ›Mississippi‹ zu nennen. Sicherlich ist es das erste Boot dieser Bauart, das auf dem Mississippi geschwommen ist;«
    »Wahrscheinlich auch das letzte«, brummte Cummingham, der die ganze Zeit über mißtrauisch um, das kleine Schiff herumgegangen war. Ich sah ihn fragend an.
    »Bei dem Tiefgang, beziehungsweise bei diesem nicht vorhandenen Tiefgang, kippt der Kann von der ersten Raddampferwelle um.« Er grinste ein wenig. »Na ja, mir machen Fußbäder nicht viel aus, und Sie sollen inzwischen ja auch einige Übung darin bekommen haben.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht, Slim, aber es ist ein Boot, mit dem der Piratenkahn in der Geschwindigkeit zu schlagen ist, die einzige Bootsart, die ich in

Weitere Kostenlose Bücher