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001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Titel: 001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Verzweiflung griff sie mit zitternden
Händen nach einem Scheit und schlug damit nach dem gierigen Blutsauger, der mit
seinen scharfen Krallen die Kopfhaut der Frau verletzte und an den Haaren
zerrte.
    Sarget warf sich im Sprung auf das heftig mit den Flügeln schlagende Tier,
ohne an die Gefahr zu denken, in die er sich damit begab. Er hatte nur eines im
Sinn: die Fledermaus abzulenken, die in diesem Augenblick ihre Zähne in den
Hals der Fremden grub.
    Mit beiden Händen packte der Kommissar den linken Flügel des Tieres. Der
Holzstoß kam dabei ins Wanken, und dann kippte er auf die Seite.
    Es rumpelte und polterte, das Tier gebärdete sich wie toll.
    Es wurde gleichzeitig von zahllosen Holzscheiten getroffen. Der hintere
Teil seines Körpers wurde regelrecht unter den Scheiten begraben. Wütend warf
die Fledermaus den Kopf in die Höhe. Im gleichen Augenblick reagierte einer von
Sargets Begleitern.
    Ein Schuss krachte.
    Die Kugel drang dem Vampir mitten in den Schädel.
    Schwer schlug der Flügel nach unten. Sarget wurde zu Boden gedrückt. Er
sah, wie drei Beamte – unter ihnen sein Assistent Michel – die bewusstlose Frau
zur Seite zogen. Dann senkte sich auch schon der schwarze, schwere Körper des
Vampirs auf ihn herab. Holz rutschte nach, beschwerte den Körper über ihm und
nahm ihm den Atem.
    Der Kommissar hörte Rufe, Befehle. Schritte klangen dumpf auf dem Boden.
Dann wurde das Holz von schneller Hand beiseite geräumt. Sarget fühlte, wie er
wieder mehr Luft bekam. Alles war so schnell gekommen, dass er den Lauf der
Dinge kaum hatte verfolgen können.
    Zwei seiner Begleiter zerrten den toten Vampir zur Seite.
    »Sind Sie verletzt, Kommissar?«, fragte eine besorgte Stimme.
    Pierre Sarget blieb einige Sekunden wie benommen schwer atmend liegen. Man
war ihm behilflich, wieder auf die Beine zu kommen. Er schüttelte sich, und
Michel, der nach seinem Befinden gefragt hatte, freute sich, dass alles noch so
glimpflich abgegangen war.
    Sarget wischte sich den Sand von den Lippen und aus den Augen. Er spuckte
auf den Boden. »Es ist nicht angenehm, lebendig begraben zu werden«, knurrte
er. »Dass 'ne Fledermaus so ein Gewicht hat, habe ich bis heute nicht gewusst.
So wird man wieder um eine Erfahrung reicher ...«
    Er blickte sich um und sah, dass sich seine Leute um die verletzte Frau
kümmerten.
    Dann stapfte er über das durcheinandergeworfene Holz. Er machte sich nicht
mal die Mühe, den Schmutz von Jackett und Hose zu klopfen.
    »Wie geht es ihr?« fragte er mit ruhiger, gelassener Stimme.
    »Sie kommt gerade zu sich, Kommissar.«
    Sarget blickte in das blasse, schmale Gesicht, das von langem, schwarzen
Haar umrahmt wurde. Die Unbekannte wirkte sehr jugendlich und zierlich. Ihre
Augenlider zitterten.
    Langsam kehrten ihre Sinne in die Wirklichkeit zurück. Verständnislos
blickte sie in die Runde, registrierte endlich die Polizeibeamten in den
dunklen Uniformen und zuckte zusammen, als Kommissar Sarget auf sie zutrat und
freundlich ansprach.
    »Mir scheint, wir kamen gerade noch zur rechten Zeit, Mademoiselle«, sagte
er. »Ich bin Kommissar Sarget von der Kripo in Maurs. Sie brauchen sich nicht
vor mir zu fürchten«, fügte er lächelnd hinzu, als er bemerkte, dass sich der
furchtsame Gesichtsausdruck bei ihr verstärkte. Fürchtete sie die Polizei?
Warum? Sofort fühlte Sarget Misstrauen in sich aufsteigen. Warum hatte sie sich
in dem Schuppen versteckt?
    Sarget stellte zwei seiner Leute ab, den Raum näher zu untersuchen, während
er selbst das Gespräch mit der Unbekannten fortsetzte.
    »Ich danke Ihnen, Kommissar«, flüsterte sie schließlich. Sie wischte die
Haare aus der Stirn und löste sich aus dem Griff des Beamten, der ihr
behilflich war, auf die Beine zu kommen. »Danke! Es geht schon wieder. Ich kann
stehen, auch wenn es noch etwas wacklig aussieht ...« Sie versuchte ein Lächeln.
Es misslang. Sie sah arg zugerichtet aus. Ihr Haar war zerzaust, ihr Gesicht,
ihre Arme und Schultern trugen zahlreiche Kratzer und kleine, ständig
nachblutende Bisswunden. Der harte Ausdruck auf ihrem Gesicht wich jetzt jedoch
immer mehr.
    Sargets Assistent Michel war inzwischen zum Haus hinübergegangen und hatte
dort mit zwei Begleitern wie irrsinnig gegen die verschlossenen Fensterläden
und Türen gepocht.
    Durch lautes Rufen machten sie sich bemerkbar, dass die Gefahr beseitigt
sei. Taillant wurde gebeten, aus dem Haus zu kommen.
    Wenig später erschien der Bauer auf der Schwelle seines

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