001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Parker
zusammenhängen.
Parker und der seltsame Ring, der schließlich zu Staub zerfallen war!
Parker und die Fledermäuse – und schließlich noch der rätselhafte Biologe
Canol, auf den Larry gestoßen war ...
War auch Parker ein Opfer Canols?
Hatte Parker Canols Geheimnis gelüftet, und musste er deshalb sterben?
Canol züchtete Fledermäuse. Larry hatte es mit eigenen Augen gesehen. Und die
gleichen Fledermäuse waren offensichtlich unterwegs, um zu töten, um zu morden
... Sie waren Boten des Grauens, die abends und nachts auf die Jagd gingen.
Diese Boten sollten schon bald bei Tag einsatzbereit sein. Die
Versuchsanordnungen ließen diesen Schluss fast zweifelsfrei zu. In den Käfigen
wurden die Vampirfledermäuse auf Tageslicht eingestellt.
Larry wusste nicht, wie lange er schon gegangen war, als plötzlich der
Wagen hinter ihm auftauchte.
Das Licht der Scheinwerfer traf ihn.
Larry wandte sich nicht um. Wie ein Roboter schritt er voran. Sein Gang war
schwerfällig. Zunächst schien es dem Amerikaner, als ob das Auto an ihm
vorbeifuhr. Doch dann verlangsamte der Fahrer und steuerte den Wagen an die
rechte Straßenseite. Mit Schrittgeschwindigkeit fuhr der Unbekannte neben Larry
her. Das Fenster wurde heruntergekurbelt.
Der Agent hörte die freundliche Stimme einer jungen Frau. »Sie sehen nicht
gerade salonfähig aus, Monsieur. Hatten Sie einen Unfall? Kann ich etwas für
Sie tun? Darf ich Sie mitnehmen?«
Der Wagen hielt.
Larry musterte das hübsche, junge Gesicht, das von einer Flut dunkler Haare
umrahmt war. Da erkannte er aber auch schon auf den zweiten Blick das
zerrissene Kleid über den wohlgeformten, braunen Schultern und sah den Ansatz
der Brust. Die Fremde trug blutige Kratzer im Gesicht und an der Hand, die auf
dem heruntergekurbelten Fenster lag.
Larry Brent lächelte kaum merklich. »Jetzt begreife ich auch, warum Sie
sich nicht davor fürchten, fremde Männer anzusprechen«, meinte er leise,
während er mit jungenhafter Geste das blonde, in die Stirn fallende Haar
zurückstrich. »Mir scheint, Sie hatten den gleichen Unfall wie ich.
Leidensgefährten erkennen sich auf den ersten Blick.«
Wortlos öffnete die Fremde die Tür. »Steigen Sie ein!«, sagte sie dann.
»Man kann nicht wissen, ob nicht noch mehr Fledermäuse unterwegs sind. Ich
glaube, dass auch Ihnen ein Zusammenstoß genügt.«
Larry stieg ein und zog die Tür ins Schloss. »Danke«, murmelte er tonlos.
Sein Atem ging schwer.
»Übrigens – mein Name ist Nicole«, sagte sie, während sie den Wagen
beschleunigte.
»Larry – Larry Brent ...«
Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Sie sind Amerikaner? Man merkt es
Ihnen kaum an. Ihr Französisch ist sehr gut. Ein Amerikaner in der Provinz, man
soll es nicht für möglich halten! Ich war bisher immer der Ansicht, dass für
Amerikaner nur Paris interessant ist.«
»Wenn ich geahnt hätte, was mich hier erwartet – dann wäre ich sicher in
Paris geblieben.« Larrys Lippen wurden hart. »Es ist nicht jedermanns Sache,
mit Fledermäusen und – Mördern konfrontiert zu werden.«
Sie sah ihn fragend an. »Mörder?«
Larry erzählte, was ihm passiert war. Nicole hielt den Atem an. Sie wollte
noch eine Bemerkung machen, doch Larry lenkte das Gespräch geschickt ab. »Sie
scheinen zum Glück auch mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Und wie mir
scheint, haben Sie den Schock gut überwunden. Sind Sie schon daran gewöhnt?
Hier gibt es offensichtlich ein paar Dinge, die in keinem Reiseprospekt über
Frankreich stehen und auch nicht allgemein üblich sind. Für manch einen mag es
interessant sein zu erfahren, dass es hier Vampirfledermäuse gibt, die – zu
Riesenwuchs herangezüchtet – eine besondere Attraktion für Einheimische und
Touristen sind ...«
Larry sah, wie bei seinen Worten ein Schatten über das Gesicht seiner
hübschen Chauffeurin huschte. Doch dann lächelte sie schon wieder gewinnend.
Er musterte seine Begleiterin von der Seite und schätzte sie auf etwa
vierundzwanzig Jahre. Ihr ebenmäßiges Gesicht, ihr natürliches Auftreten und
ihre dunklen, fragenden Augen faszinierten ihn. Ihre Haut war weich und trug
den samtenen Schimmer, den er bei einer Frau so liebte. Sie war alles in allem
der Mädchentyp, der ihm gefiel. Und die Sympathien schienen auf beiden Seiten
gleich stark zu sein.
Vom ersten Augenblick schwang Sympathie zwischen ihnen, und Larry hatte das
Gefühl, auf eine gute Bekannte zu treffen.
Die Frau zog das zerrissene Kleid etwas über
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