001 - Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Schweiz führen.
Larry Brent hatte die Absicht, insgesamt acht Wochen ausgiebig Urlaub zu
machen.
Er war Agent des FBI. Larry musste lächeln, wenn er daran dachte, dass die
meisten glaubten, FBI-Agenten würden während ihrer Dienstausübung ständig auf
Weltreise sein. Seine Arbeit spielte sich hauptsächlich in den Staaten ab.
Dienstlich hatte er in Europa überhaupt noch nichts zu tun gehabt. Als Soldat
war er zwei Jahre in Deutschland gewesen, und während eines
NATO-Truppenmanövers hatte er sich drei Wochen in England aufgehalten.
Doch nun lernte er die alte Welt endlich mal als Tourist kennen. Er hatte
diesen Urlaub seit langer Zeit vorbereitet und hoffte, dass kein unerwarteter
Fall ihn in die Staaten zurückrief. Der Chef des FBI war jedenfalls ständig
darüber unterrichtet, wo sich Larry Brent an diesem oder jenem Tag aufhielt.
Der Agent war verpflichtet, jede Ortsveränderung telegraphisch mitzuteilen.
Larry gehörte mit zu den besten Pferden im Stall.
Mit federnden Schritten näherte er sich der großen Abfertigungshalle. Man
hörte das Dröhnen der auslaufenden Strahltriebwerke; die neuen Maschinen
starteten oder landeten. Die blitzenden Vögel flogen wie Pfeile durch die Luft,
stiegen rasch aufwärts und verloren sich in der Ferne des endlos blauen
Himmels. Lautsprecherdurchsagen drangen an sein Ohr, ein Durcheinander von
Stimmen erfüllte die Luft rundum.
Viele Fluggäste suchten unmittelbar nach der Ankunft das
Flughafenrestaurant auf. Larry aber wollte keine Zeit verlieren. Er wohnte der
Zollkontrolle seines Gepäcks bei und verließ dann sofort das Flughafengelände.
Die beiden schweren Koffer in den Händen, blickte er sich aufmerksam um.
Sah hinüber zu dem großen Parkplatz. Unmittelbar neben der Südeinfahrt war
ein silbergrau gestrichener Zeitungskiosk, und neben dem Kiosk stand ein rotes
Cabriolet.
Larry atmete kaum merkliches auf.
Es hatte alles planmäßig geklappt. Der Wagen, den er telefonisch bei der
großen Pariser Autoverleihfirma bestellt hatte, stand ihm zur Verfügung. Ein
junger Bursche, keine zwanzig Jahre alt, rauchte lässig neben dem Cabriolet
eine Zigarette.
Larry Brent überquerte die Straße und ging auf ihn zu.
Der Fremde trug einen hellen Arbeitsanzug, auf dessen linker Brusttasche
ein rotes, ovales Schild aufgenäht war, das in dunkelblauen Buchstaben den
Namen Dumont trug.
Larry grinste. Sein sympathisches, sonnengebräuntes Gesicht wirkte noch
jugendlicher, als dies an sich schon der Fall war. Mit einer unbewussten
Bewegung strich er die blonden, ständig in die Stirn fallenden Haare zurück.
»Der Kundendienst funktioniert ausgezeichnet«, meinte er und stellte die Koffer
ab. »Zum festgelegten Zeitpunkt am verabredeten Ort! Was will man mehr?«
Der Beauftragte der Firma warf seine Kippe zu Boden und trat mechanisch die
Glut aus. »Dumonts Service ist der beste, Monsieur. Wir haben schon mehr als
einem amerikanischen Touristen einen Wagen geliehen. Schließlich haben wir
Erfahrung.« Er strahlte und freute sich offensichtlich über das Lob.
Larry wies sich aus, und der junge Mann überprüfte eingehend die
überreichten Papiere. Larry gab ein angemessenes Trinkgeld und wechselte noch
ein paar Worte mit dem Burschen. Danach setzte er sich hinter das Steuer des
Wagens, ließ den Motor an und winkte dem Franzosen freundlich zu.
Larry Brent tippte leicht das Gaspedal an, und das Auto rollte langsam am
Fahrbahnrand neben dem jungen Mann her, der sich einem gekennzeichneten
Fahrzeug des Dumont-Konzerns näherte, das auf einem Parkplatz stand. Im Wagen
saß ein zweiter Fahrer.
»In vierzehn Tagen sehen Sie dieses Auto wieder ...«, sagte Larry.
»Das wollen wir doch hoffen, Monsieur. Und wenn's geht, ohne Kratzer und
Lackschäden!« Der junge Franzose lachte herzlich.
»Die Maschine läuft prima. Der Motor schnurrt wie eine Katze.«
»Aber passen Sie auf! Die Katze kann zum Raubtier werden. Da steckt einiges
unter der Haube. Wenn Sie das Gaspedal anständig kitzeln, können Sie Ihr blaues
Wunder erleben ...«
Der junge Mann verstärkte sein Grinsen. Er lief noch immer neben dem
langsam rollenden Fahrzeug her. »Nein, das weiß man wirklich nicht. Da haben
Sie recht. Amerikaner haben schließlich nicht nur eine Schwäche für das alte
Europa – sie haben eine noch größere für die französischen Mademoiselles. Alte
Burgen und Schlösser und im Arm eine hübsche Französin, diese Mischung hat was
für sich ...« Auch Larry Brent lachte. Er unterbrach die
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