Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Sonnenaufgang durchschlief.
    ***
    Aruula war verwirrt. Hin und hergerissen zwischen Enttäuschung, Verblüffung und Scham starrte sie in die Dunkelheit. Hatte sie den Fremden richtig verstanden? Er war gar kein Gott?
    Sie hatte getan, was jede vernünftige Frau mit einer Spur Stolz im Leib getan hätte: Sie hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und ihre Wahl getroffen.
    Wann lief man schon mal einem Gott über den Weg? Wann hatte man schon die Chance, das Kind eines Wesens auszutragen, das mit einem Feuervogel vom Himmel gekommen war?
    Maddrax hatte sie zurückgewiesen. Das kränkte sie. Maddrax hatte ihr erklärt, dass er kein Gott sei. Das verblüffte sie. Maddrax hatte sie aus der Hütte geschickt. Das machte sie wütend.
    Aruula wusste nicht mehr, was sie von all dem halten sollte. Sie legte den Oberkörper auf die Schenkel, steckte den Kopf zwischen die Knie und presste die Hände gegen ihre Ohren. So viele Tage schon betreute sie Maddrax. Und nie hatte sie es gewagt, ihn zu belauschen.
    Jetzt tat sie genau das.
    Sie spürte, dass Maddrax einen guten und starken Geist hatte. Auch ihr eigenes Bild sah sie undeutlich im Spiegel dieses Geistes, und sie fühlte, dass der Geist, den sie belauschte, sie mochte.
    Bilder stürmten auf Aruula ein. Bilder, die sie nicht deuten konnte. Sie sah Menschen in moosfarbenen Anzügen, wie Maddrax einen trug. Eine Frau mit gelbem Haar war dabei. Und ein Mann, der aussah wie einer der sagenhaften Leute aus dem äußersten Südland. Er hatte schwarze Haut.
    Sie sah drei Feuervögel durch Luft rasen. Sie sah einen rotglühenden feurigen Schweif auf eine blaue Kugel zustürzen. Sie erblickte viele Dinge, für die sie keine Worte und keine Erklärung hatte.
    Und dann sah sie den Feuervogel waidwund im Eis hängen. Maddrax' Geist beschäftigte sich mit .dem Thron, auf dem er angebunden gewesen war. Aruula sah Dinge in der Seite des Throns. Dinge, die sie kannte: ein Tau, eine Klinge, ein Kurzbeil und eigenartige Amulette. Und Dinge, die sie nicht kannte: eine schmale Röhre aus Glas und Metall, ein seltsamer Eisenhaken mit einem Loch an einem Ende, ein Packen aus feucht glänzendem grünen Stoff und anderes mehr.
    Aruula spürte, dass Maddrax diese Dinge unbedingt haben wollte.
    Sie unterbrach die geistige Verbindung. Lächelnd richtete sie sich auf. Aruula hatte noch nie einen Gott belauscht. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Doch Maddrax' Geist fühlte sich an wie der eines starken und mutigen Kriegers.
    Eines Kriegers, der aus einem fremden Land kam, wo er unheimliche Dinge gesehen hatte. Dinge, die Aruula nicht kannte. Es musste weit weg sein, dieses fremde Land. Unendlich weit weg…
    ***
    Jeden Tag hielt sich Matt länger vor seiner Hütte auf. Die fellverhüllten Männer und Frauen grüßten ihn scheu, wenn er an ihnen vorbeikam. Die Kinder gingen ihm aus dem Weg oder versteckten sich hinter ihren Müttern.
    Neugierig untersuchte er ihre Waffen und Werkzeuge. Diese Menschen verstanden es tatsächlich, Eisen zu schmieden. Oder sie erwarben ihre Schwerter und Pfeilspitzen, ihre Messer und Gürtelschnallen von Menschen, die sich auf die Metallbearbeitung verstanden.
    Matt sah Tonschüsseln, die mit Ornamenten und menschlichen Figuren verziert waren, farbige Messergriffe und bunte Tücher. Er entdeckte geflochtene Körbe und sorgfältig bearbeitete Artgriffe und Speerschäfte.
    Aruula begleitete ihn. Sie benannte ihm jedes Ding in ihrer Sprache und Matt bezeichnete alles, was sie sahen, mit dem entsprechenden englischen Begriff. Bald konnten sie einfache Sätze austauschen.
    Fünf Tage nachdem er zum ersten Mal seine Hütte verlassen hatte, suchte Matt den Häuptling auf. Sorban saß mit seinem Sohn und dem Schamanen vor seinem Zelt. Sie besserten Bogensehnen aus.
    »Ich will zu meinem Stahlvogel«, erklärte Matt. Er holte das Blatt mit der Skizze heraus und deutete auf die Zeichnung des Jets.
    »Bringt mich zu ihm.«
    Der Häuptling und Rotauge palaverten miteinander. Dann nickte Sorban.
    Mit beiden Armen fuchtelnd, ließ er seinen tiefen Bass rollen. Während sich ein Wortschwall aus seinem struppigen Bart ergoss, deutete er auf den verwaschenen Sonnenfleck am grauen Himmel, auf die Männer rechts und links von sich und auf die Rieseninsekten am Bachufer.
    Matt begriff schnell. Morgen nach Sonnenaufgang würden Radaan und Baloor ihn mit den Frekkeuschern zu seinem Jet bringen.
    »Du bleibst hier.«
    Der Göttersprecher fixierte Aruula kalt. Seine roten Augen schienen

Weitere Kostenlose Bücher