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001 - Der Gott aus dem Eis

001 - Der Gott aus dem Eis

Titel: 001 - Der Gott aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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einer Sprache, die Matt absolut nicht einordnen konnte.
    Langgezogene Vokale, harte Konsonanten manches klang deutsch, manches niederländisch und sogar angelsächsisch. In jedem Fall also war es eine indogermanische Sprache. Eine Erkenntnis, die Matt überhaupt nichts nützte. Sie verwirrte ihn nur noch mehr.
    Jedenfalls nickten die Männer, nachdem Aruula gesprochen hatte. Matt hatte keine Erklärung dafür, aber ganz offensichtlich besaß die junge Frau Dolmetscherqualitäten.
    Wie bringe ich ihnen bei, dass ich kein Gott bin, fragte er sich.
    Gar nicht, riet ihm seine innere Stimme. Sie würden es nicht verstehen, und es könnte üble Folgen haben.
    »Wo bin ich hier?« Matt deutete auf die Berge und machte eine fragende Geste. Eigentlich wollte er wissen, in welcher Gegend der Alpen er gelandet war. Aber er musste seine Fragen so simpel wie möglich formulieren.
    Wieder dauerte es ein Weilchen, bis sie verstanden, was er meinte, und wieder griff Aruula ein. Sie deutete auf den Talausgang und setzte ein Gesicht auf, das wohl Freude und Sehnsucht zum Ausdruck bringen sollte. Danach zeigte sie auf die Eisgipfel. Abscheu und Angst traten auf ihre Miene.
    Matt war so klug wie zuvor. Aber immerhin erfuhr er auf diese Weise, dass eine Menge Schwierigkeiten hinter dieser Menschengruppe lag und in welche Richtung sie weiterziehen wollte.
    Er sah ein, dass es schwierig war, die Sprachbarriere zu überwinden und etwas Brauchbares in Erfahrung zu bringen. Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Habt ihr noch andere Jets… noch andere Stahlvögel gesehen?«
    Wieder verständnislose Blicke. Matt tastete die Brusttaschen seines Pilotenanzuges ab und kramte einen kleinen, von der Feuchtigkeit aufgeweichten Schreibblock und einen Stift hervor. Er skizzierte einen Jet und deutete auf sich.
    »Maddrax«, sagte er. Sorban, Rotauge und Aruula nickten. Sie hatten begriffen.
    Die anderen Mitglieder des Stammes kamen heran, beugten sich über die Schultern der Sitzenden. Die unter Matts Hand entstehende Zeichnung entlockte ihnen Ausrufe des Erstaunens und der Bewunderung.
    Matt zeichnete einen zweiten und einen dritten Jet. »Die sind mit mir geflogen, versteht ihr? Zusammen waren wir drei Stahlvögel.« Er spreizte drei Finger ab und deutete damit in den Himmel.
    Getuschel setzte ein. Man schien sich über die Interpretation von Matts Zeichnung und Gesten nicht einig zu sein. Wieder deutete auf die Skizze der Jets. »Habt ihr weitere Stahlvögel landen sehen?«
    Das Getuschel verstummte. Erstaunte Gesichter stattdessen. Aruula schaltete sich ein. »Maddrax neet soleen, troo beerde de ceele.« Sie nahm ihm das Papier unter dem Stift weg und hob es hoch. »Soot disuu atweeno de Wudan…«
    Sorban riss ihr die Zeichnung aus der Hand. Lautes Palaver erhob sich. Die Leute wirkten plötzlich sehr aufgekratzt. Sie hatten verstanden, dass nicht nur er aus dem Himmel gefàllen war. Die Möglichkeit, auf weitere Götter zu treffen, erregte Sorban und seine Leute.
    Nur den Schamanen schien das nicht vom Hocker zu reißen. Fast reglos saß er da. Seine roten Augen bohrten sich in Matts Gesicht. Der kümmerte sich nicht darum. Er lächelte Aruula an. »Bist ein kluges Mädchen.« Sie erwiderte sein Lächeln. Kein Zweifel sie war stolz auf sich.
    Die Enttäuschung folgte schnell. Sorban, der mit den Leuten rechts und links hinter sich palavert hatte, drehte sich wieder zu Matt um.
    »Neete.« Er schüttelte den Kopf und hob beide Arme, als wollte er sich entschuldigen. Dabei rutschte ihm eine Kette aus dem Fellumhang. Eine Kette aus ehemals gelbem und nun oxidierten Metall. Sofort fesselte sie Matts Aufmerksamkeit.
    Zunächst nur wegen der filigran gearbeiteten Kette jedes einzelne Kettenglied war nicht größer als das Nagelbett von Matts kleinem Finger. Er wusste sofort, dass diese Arbeit nicht von den Mitgliedern des Stammes geschaffen worden sein konnte.
    Und dann fiel Matts Blick auf das fast hühnereigroße Amulett an der Kette. Sorbans haarige Pranken schlossen sich eben um das Schmuckstück. Er wollte es wieder unter seinen Fellmantel schieben. Matts Rechte schoß vor und hielt Sorbans Gelenk fest. Die Hand des Dicken öffnete sich und Matt beugte sich über das Amulett.
    Es war eine Uhr, eingelegt in geschmolzenes Glas! Eine dieser modernen Schweizer Einweg Uhren mit eingeschweißter Batterie und analogem Zifferblatt. Der Sekundenzeiger bewegte sich nicht. Minuten und Stundenzeiger standen auf sechzehn. Minuten vor fünf. Darunter grinste

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