Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
Stimme. »Man hat mir in der Klinik ein Bett zur Verfügung gestellt. Ich war die ganze Nacht bei Dad. Die Ärzte tun für ihn, was in ihrer Macht steht. Aber es reicht nicht. Im Grunde genommen ist Dad für sie nichts anderes, als ein Versuchskaninchen, an dem sie jetzt alle Geräte und Medikamente ausprobieren, die ihnen zur Verfügung stehen. Es ist schrecklich für mich, dabei zusehen zu müssen und zu wissen, daß sie ihm letzten Endes doch nicht helfen können.«
    John horchte auf. »Woher nehmen Sie diese Gewißheit, Miß Koch?«
    »Sie haben es mit Elektroschocks versucht. Vater spricht auf kein einziges Medikament an. Sie können mit ihm machen, was sie wollen, nichts fruchtet. Haben Sie noch nie von Menschen gehört, die ganz plötzlich den Verstand verloren haben? Sie können nicht mehr denken, nicht mehr fühlen… Sie leben körperlich zwar, aber geistig sind sie tot.«
    John hob abwehrend eine Hand. »Ich kenne solche Fälle. Einer solchen geistigen Abwesenheit ging dabei immer ein schwerer Schock voraus. Viele Patienten konnten überdies geheilt werden.«
    »Dad ist nicht zu helfen. Ich fühle es. An seinem Zustand läßt sich nichts mehr ändern.«
    »Ist überhaupt keine Besserung eingetreten?«
    »Er hat mehrfach wirres Zeug gemurmelt. Wenn Sie das als Besserung bezeichnen wollen…«
    »Was hat er erzählt?« fragte John Sinclair aufgeregt. »Konnten Sie verstehen, was er gesagt hat?«
    »Ich dachte, daß Sie das interessieren würde, deshalb habe ich Dr. Slazenger – er ist Dads Stationsarzt – gebeten, mir ein Tonbandgerät zu besorgen. Ich habe aufgezeichnet, was mein Vater von sich gegeben hat.«
    Johns unruhiger Blick richtete sich auf die Handtasche des Mädchens. »Haben Sie das Band mitgebracht?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie hören«, verlangte John ungeduldig.
    Susan öffnete die Tasche und holte einen kleinen Kassettenrecorder heraus. Sie stellte ihn auf den Tisch.
    Der Oberinspektor fragte: »Darf ich?« Er erwartete darauf jedoch keine Antwort, sondern drückte sogleich auf die Wiedergabetaste. Nachdenklich lehnte er sich zurück. Um sich besser konzentrieren zu können, schloß er die Augen.
    Schwere Atemgeräusche erfüllten den Raum. Das Bett ächzte. Und dann war Hannibal Kochs verschwommene Stimme zu hören. Wortfetzen nur, in heftiger Erregung ausgestoßen: »Nein… Hilfe… Jenseits… Leif der Rote. Wikinger… Er braucht… braucht Sarkophag… Mumie… Curro… Helm… aus purem Gold… mit Flügeln… Nein, nicht auslöschen… Ich will nicht… will nicht… will nicht… Muß Leif erlösen…« Die nachfolgenden Worte gingen im heftigen Keuchen des Hellsehers unter. John stoppte das Band, ließ es zurücklaufen und hörte sich die Aufnahme noch einmal an.
    »Können Sie damit etwas anfangen?« fragte ihn Susan hoffend. »Er scheint zu phantasieren.«
    »Kann sein. Aber ich möchte der Sache trotzdem nachgehen, Miß Koch. Darf ich dieses Gerät für eine Weile behalten?«
    »Ich denke, dagegen wird Dr. Slazenger nichts einzuwenden haben.«
    John erhob sich.
    Susan blieb sitzen. Sie sah John von unten her an und fragte: »Wollen Sie mir nicht sagen, was Sie unternehmen werden, Oberinspektor?«
    »Sie können im Moment noch keinen genauen Plan von mir erwarten, Miß Koch.«
    Susan wies auf das Tonbandgerät. »Was halten Sie von diesen unzusammenhängenden Wortfetzen?«
    »Ich hoffe, daß ich damit etwas anfangen kann. Ihr Vater verfügt über einen außergewöhnlich sensiblen Geist, das ist ganz klar, sonst könnte er nicht hellsehen. Er kann Dinge wahrnehmen, die uns allen verborgen bleiben. Wenn ich diese Aufnahme richtig deute, hat er auf telepathischem Wege einen Hilferuf empfangen. Von Leif dem Roten…«
    »Sagen Sie bloß, dieser Leif ist ein Wikinger.«
    »Glauben Sie mir, Miß Koch, ich bin zwar noch kein Tattergreis, aber in gewissen Dingen hat mich meine Erfahrung zum alten Hasen gemacht. Ich weiß, daß auf dieser Welt nichts, aber auch rein gar nichts, unmöglich ist, wenn ein Dämon seine verdammten Finger im Spiel hat.«
    Susans Augen weiteten sich vor Schreck. »Ein Dämon?« fragte sie schrill. »Was um alles in der Welt hat mein Vater mit einem Dämon zu schaffen?«
    »Das« antwortete John mit eisiger Miene, »werde ich herauszufinden versuchen. Wenn meine Vermutung richtig ist, kann kein Arzt Ihrem Vater helfen.«
    Susan hielt ihre zitternden Hände an die Wange. »O Gott…«
    »In diesem Fall müßte man die Wurzel des Übels bekämpfen, nicht seine

Weitere Kostenlose Bücher