0010 - Der endlose Tod
etwas konnte zu schlimmen Strafen führen. Bis zu dieser Nacht hatten sie ihn in Ruhe gelassen. Er war nicht in ihre Nähe gegangen, und sie hatten sich nicht um ihn gekümmert. Doch nun… Eddie verfluchte seine Hilfsbereitschaft. Das konnte diesmal ganz gewaltig ins Auge gehen.
Er blieb stehen und blickte sich nervös um. Ging er denn überhaupt noch allein durch den Wald? Waren sie nicht längst hinter ihm her? Etwas strich ihm eiskalt über den Nacken. Ein leises, kaum wahrnehmbares Fiepen erschreckte ihn.
Da kamen sie.
Er begann zu laufen. Stolpernd rannte er den Pfad entlang. Zweige geißelten ihn. Sie schlugen ihm schmerzhaft ins Gesicht. Er hob einen Arm, um sie abzuwehren. In der anderen Hand trug er die Axt, die ihm Sinclair zurückgegeben hatte. Kalter Angstschweiß brach dem Köhler aus allen Poren. Unter den Achseln und entlang der Wirbelsäule war er schon ganz naß.
Für Eddie bestand kein Zweifel, er wurde verfolgt.
Gehetzt blickte er sich um. Da! Da! Da! Irgend etwas tauchte kurz auf, verschwand gleich wieder. Es ging so schnell, daß Eddie nicht sehen konnte, um was es sich handelte.
Das Fiepen wurde lauter.
Panik peitschte den Köhler durch den finsteren Wald. Über seinem Kopf entstand plötzlich ein grauenvolles Knurren, das ihn bis ins Knochenmark erzittern ließ. Er sah nach oben. Da war nichts. Nur eine gehässige Stimme, die sagte: »Du hast dir etwas Übles zuschulden kommen lassen, Eddie Scheider!«
Der Köhler jagte weiter. »Ich… ich habe nichts getan!« schrie er verzweifelt. O Himmel, wenn er doch nur schon endlich bei seiner Hütte angelangt wäre…
»Du hast diesen beiden Männern den kürzesten Weg zu mir gezeigt!« grollte die Stimme ohrenbetäubend über Scheiders Kopf.
»Ich mußte es tun. Der eine ist Polizist, und… und ich hatte ihm doch mit der Axt den Schädel einschlagen wollen… Er hätte mich wegen versuchten Mordes festnehmen können. Ich mußte mich durch diese Gefälligkeit freikaufen…«
Eddie strauchelte und knallte gegen einen Baum. Die Axt fiel ihm aus der Hand. Ein wahnsinniger Schmerz raste durch seine Schulter. Er bückte sich nach der Axt, war völlig außer Atem und ganz schwindelig.
»Du hast kein Recht, irgend jemandem den Weg zu mir zu zeigen, Köhler!« donnerte die Stimme noch einmal.
Scheider breitete verzweifelt die Arme aus und stöhnte: »Ich hatte doch keine andere Wahl!«
Satanisches Gelächter. » Das wollen wir beibehalten, Eddie Scheider. Du hast auch jetzt keine Wahl… du wirst sterben, Köhler! Und zwar jetzt gleich!«
»Nein!« schrie Eddie verstört.
Es knirschte und knisterte im Unterholz.
Und dann tauchten sie auf, die gedrungenen grünen Monster, jene Handlanger des Bösen, für die es nicht Aufregenderes gab, als das Leben eines Menschen zu vernichten.
»Neiiin!« schrie Eddie Scheider noch einmal, als er erkannte, daß er von diesen schrecklichen Bestien umringt war. Doch sein Schrei blieb ungehört. Niemand kam ihm in dieser kritischen Situation zu Hilfe…
***
Ein paar hundert Meter hinter dem Geistertümpel endete der Wald. John Sinclair orientierte sich kurz. Vor ihnen erstreckte sich die schier endlose Weite einer Heidelandschaft. Rechterhand lagen mehrere hohe Findlinge – mächtige Steine, die seit der letzten Eiszeit hier herumlagen, ohne daß sie in diese Gegend gepaßt hätten. Mit entschlossenem Schritt ging John auf die Findlinge zu. Er umrundete sie einmal. Suko ging schweigend mit ihm. Sieben Granitsteine waren es.
Von der Zeit und den Unbilden der Witterung, Regen, Sturm und Hagel, rund geschliffen. Mit Moos bewachsen. Tonnenschwer, nicht von der Stelle zu bewegen.
Sieben gewaltige Findlinge.
John machte eine interessante Entdeckung: »Suko, fällt dir an diesen Steinen etwas auf?«
Der Chinese schüttelte den Kopf.
»Sieh dir ihre Anordnung an«, half John seinem Freund, »und ziehe in Gedanken von einem Stein zum andern einen Strich. Was ergibt das dann?«
Sukos Augen weiteten sich. »Ein Zeichen der Schwarzen Magie.«
»Richtig«, nickte John. »Und was schließt du daraus?«
»Daß wir unser Ziel erreicht haben. Dies hier ist die Stätte des Bösen. Hier hat Leif der Rote sein Leben verloren.«
»Nicht nur er. Außer ihm starben bestimmt noch viele unschuldige Menschen, die durch Zufall in diese magische Falle gerieten.«
Suko wollte das Zeichen betreten. Johns Hand schnellte vor. Der Geisterjäger riß den Freund mit einem kräftigen Ruck zurück. Suko blickte den Oberinspektor
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