0010 - Der endlose Tod
diktierten, was er zu tun hatte.
John unterlief die niedersausende Axt.
Er rammte dem Mann die Schulter gegen die Brust und schleuderte ihn gegen einen Baumstamm.
Der Gegner ließ einen knurrenden Laut hören. John verdarb dem Fremden alle Chancen, indem er mit seiner Pistole blitzschnell zuschlug. Den Fingern des Fremden entglitt der Axtstiel. Das gefährliche Werkzeug fiel zu Boden.
Inzwischen preschte Suko wie ein angeschossener Büffel durch das Unterholz. Zweige klatschten ihm ins Gesicht. Dornen rissen seine Haut blutig. Er achtete nicht darauf. John war in Gefahr, brauchte Hilfe. Nur das hatte in seinem erhitzten Kopf Platz.
Was John mit dem Fremden indessen gemacht hatte, war dem Chinesen entgangen. Sobald er zur Stelle war, griff er beherzt und mit wirbelnden Fäusten an. Er packte den Unbekannten, riß ihn herum und donnerte ihm die Rechte ans Kinn. Den Mann warf es weit zurück und zu Boden. Da blieb er reglos liegen. Suko atmete schwer.
»Alles okay, John?« fragte er fürsorglich.
»Das wäre nicht nötig gewesen, Suko«, erwiderte John.
»Hör mal, der Bursche wollte dir mit seiner Axt den Schädel einschlagen!« ereiferte sich der Chinese.
»Ich habe ihm mit der Pistole ein Ding verpaßt. Er war schon schwer angeschlagen.«
»Das konnte ich nicht wissen.«
John leuchtete dem Unbekannten ins Gesicht.
Suko nahm die Axt auf und meinte mürrisch: »Schönheit ist er keine.«
»Er war in Trance«, sagte John Sinclair.
Sukos Augen weiteten sich. »Ach, du meinst, schon wieder Curro…?«
»Ich würde jede Wette annehmen«, gab John zurück. Er beugte sich über den Bewußtlosen und schlug ihm so lange auf die Wangen, bis er die Augen öffnete. Ein tiefes Ächzen entrang sich seiner Kehle. Der Fremde blinzelte in den Schein der Stablampe. Verwirrung breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Wo bin ich?« fragte er benommen. Er richtete sich auf.
»Wie heißen Sie?« erkundigte sich John.
»Scheider. Eddie Scheider. Hören Sie, was wollen Sie von mir?«
»Was suchen Sie hier?« fuhr John fort, ohne auf die Frage des anderen einzugehen.
»Ich bin Köhler. Ich wohne in diesem Wald. Wer sind Sie? Haben Sie mich überfallen?«
»Sie können sich nicht erinnern?«
»Nein.« Der Köhler schüttelte verständnislos den Kopf.
»Was haben Sie getan, bevor Sie das Bewußtsein verloren? Können Sie sich erinnern?« setzte Suko das Verhör fort. Daß er es mit zwei Männern zu tun hatte, war Scheider bis jetzt entgangen. Er wandte den Kopf verwundert in Sukos Richtung, ohne ihn jedoch sehen zu können, denn Johns Stablampe strahlte ihm noch in die Augen.
»Da hat einer ganz fürchterlich gelacht!« erinnerte sich Eddie. »Und dann war da vor meiner Hütte ein gespenstisches Raunen und Flüstern. Es lockte mich nach draußen. Ich nahm meine Axt mit… Plötzlich fing mein Schatten an, sich selbständig zu machen. Er richtete sich auf und fiel über mich her. Mehr weiß ich nicht… Was passierte dann? Wissen Sie es?«
»Sie wollten mich umbringen«, sagte John hart.
Scheider zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. »Jesus, nein!«
»Glück für uns alle, daß Sie’s nicht geschafft haben«, erklärte John. Er nahm das Licht weg, richtete es auf sein eigenes Gesicht und erklärte: »Mein Name ist Sinclair. John Sinclair. Und das…« Der Lichtstrahl wanderte zum Pfannkuchengesicht des Chinesen weiter. »… ist mein Freund Suko.«
John streckte dem Köhler die Hand entgegen und half ihm auf die Beine. Scheider stand noch etwas wackelig, kraftlos lehnte er sich gegen einen Baum. Einen Mord hätte er beinahe begangen. Ohne es zu ahnen, hätte er einen Menschen erschlagen. Diese Erkenntnis traf ihn so schmerzhaft wie ein gemeiner Tiefschlag. Er, ein Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, wäre um ein Haar zum Mörder geworden.
Sein Blick richtete sich fragend auf John. »Können Sie mir sagen, was Sie mitten in der Nacht in diesem Wald suchen?«
»Ich bin Beamter von Scotland Yard«, erklärte John. »Ich bekleide den Rang eines Oberinspektors und arbeite in der Abteilung für übersinnliche Fälle. Merken Sie, wo’s langgeht?«
Eddie Scheider schüttelte verwirrt den Kopf. »Eigentlich nicht, Sir.«
»Mr. Suko und ich sind auf dem Weg zum Hort des Bösen«, wurde John daraufhin deutlicher.
Nun wäre der Köhler beinahe in die Knie gegangen. Er riß die Augen bestürzt auf und ächzte: »Jetzt begreife ich die Zusammenhänge. Ich sollte verhindern, daß Sie diese Stätte
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