0010 - Der endlose Tod
Anfang an ist er über jeden unserer Schritte informiert.«
»Warum hat er uns dann aber nicht attackiert, während wir hier übernachteten?«
»Diese Taktik scheint er aufgegeben zu haben. Ich nehme an, er wird uns entgegentreten, wenn wir unseren Fuß in den Hort des Bösen setzen.«
»Möge der Himmel geben, daß dein Ballermann dann keine Ladehemmung hat«, sagte Suko und rollte mit den Augen.
Die Sonne kletterte hinter dem Wald langsam am Himmel hoch. Bald würden ihre ersten Strahlen die sieben geheimnisvollen Findlinge treffen. Dann war es soweit. Der Tag würde als Verbündeter des Guten an Johns Seite treten und ihm bei Curros Vernichtung beistehen – so hoffte der Geisterjäger jedenfalls. Suko massierte mit verdrossener Miene seine Magengegend.
»Mann, hab’ ich vielleicht Kohldampf.« Mit dem, was er normalerweise zum Frühstück verschlang, hätte man eine ausgehungerte Löwenfamilie sättigen können.
»Soll ich dir ein paar Beeren pflücken?« fragte John schmunzelnd.
»Womöglich giftige, wie? Nein, vielen Dank. Machen wir uns an die Arbeit, damit wir’s hinter uns bringen und damit ich anschließend was Ordentliches zwischen die Zähne kriege.«
John gefiel der gesunde Optimismus seines Freundes. Es war nämlich durchaus noch nicht entschieden, wer den Kampf siegreich beenden würde. Aber mit einer Niederlage schien Suko absolut nicht zu rechnen.
John beobachtete die Sonnenstrahlen.
Sie erreichten den Hort des Grauens, tauchten ihn in ihr grelles Licht und ließen ihn als ein idyllisches Plätzchen in der weiten Heidelandschaft erscheinen. Doch der Schein trog. Niemand wußte das besser als John Sinclair. Er setzte sich mit gemischten Gefühlen in Marsch. Suko war an seiner Seite. Das Gesicht des Chinesen zeigte Entschlossenheit. John konnte sicher sein, daß Suko alles einsetzen würde, was er an Kräften zu bieten hatte. Und er würde auch ein gehöriges Quantum Mut in die Waagschale werfen.
Die Freunde erreichten die sieben Findlinge.
John blieb stehen. Er warf seinem Mitarbeiter einen ernsten Blick zu. »Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren!«
Suko feixte. »Nerven? Noch nie gehört. Was ist das?«
»Komm!« sagte John. »Bleib in meiner Nähe!«
»Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete Suko.
John Sinclair machte den entscheidenden Schritt.
Nichts regte sich. Sie erreichten die Mitte des riesigen magischen Zeichens. John angelte die Pistole aus der Schulterhalfter und entsicherte sie. Er war voll konzentriert. Irgend etwas mußte jetzt gleich passieren. Mißtrauisch sah er sich um. Curro schien sich auf einen Großangriff vorzubereiten. Vielleicht ließ er die Erde plötzlich unter ihren Füßen aufklaffen, dann ging es mit ihnen bergab – geradewegs in die Hölle. Aber würde das Curro eine Genugtuung sein? Würde es ihm genügen, dem Satan den erklärten und erbittertsten Feind der Unterwelt in die Hände zu spielen? Würde Curro John Sinclair nicht lieber selbst zur Strecke bringen wollen?
Plötzlich bewegte sich die Luft im Schlagschatten der sieben Findlinge.
Aus dem Nichts heraus tauchten sieben gedrungene grüne Scheusale auf. Sie bleckten ihre gezackten Zähne, verzerrten ihre häßlichen Fratzen und stießen schrill fiepende Laute aus. Ihre Klauen waren gefährliche Waffen. John machte sich nichts vor. Ein einziger Schlag würde genügen, und er würde für immer zu Boden gehen. Dann konnte er Leif dem Roten im Jenseits Gesellschaft leisten. Curro hatte bestimmt noch einen zweiten goldenen Flügelhelm, mit dem er auch Johns Geist für alle Zeiten am Leben halten konnte.
Suko nahm die Fäuste hoch.
»Wenn du mich fragst«, raunte der Chinese dem Geisterjäger zu, »ich würde jetzt endlich von der Schußwaffe Gebrauch machen, John!«
»Ich habe nur acht Silberkugeln in meiner Pistole. Jeder Schuß muß ein Treffer sein!«
»Es sind doch nur sieben. Du könntest dir sogar einen Fehlschuß leisten.«
»Und Curro?«
»Den habe ich vergessen.«
»Das sieht dir ähnlich.« John ließ die fiependen Bestien nicht aus den Augen. Die Spannung stieg, wurde bald unerträglich, aber John wartete immer noch. Und dann feuerte er. Einmal. Zweimal. Dreimal. Drei grüne Monster überschlugen sich in der Luft, als die Silberkugeln sie trafen. Bevor sie wieder Bodenkontakt bekamen, lösten sich die häßlichen Körper in grüne Schwaden auf, die der Wind, der über den Hort des Grauens strich, langsam zerfaserte und forttrug.
Wutgeheul! Die vier restlichen
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