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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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das Wohl Ihrer Familie und besonders auf das Ihrer Tochter«, sagte Professor Zamorra und kostete von dem Getränk.
    Der Sherry war wirklich ausgezeichnet. Nicht zu trocken und auch nicht zu süß.
    Der Earl hatte sein Glas ganz geleert.
    Er griff nach der Flasche, doch seine Frau fiel ihm in die Hand. Sie warf ihm dabei einen bitterbösen Blick zu.
    »Na ja«, meinte der aufgekratzte Earl, und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte seine Frau in die ausladende Kehrseite gekniffen.
    »Nehmen wir noch ein Glas als Aperitif vor dem Abendessen. Sie wollen sich doch sicher ein wenig frisch machen von der langen Reise. War es sehr anstrengend, hierherzukommen?«
    »Die Fahrt war ein Vergnügen«, sagte Professor Zamorra. »Besonders das letzte Stück der Strecke hat es mir angetan. So hübsche Lokalbahnen findet man nur noch selten.«
    »Mein Großvater hat sie bauen lassen. Inzwischen ist sie ziemlich nutzlos geworden, doch in England fällt das nicht sonderlich auf. Wir haben mehr nutzlose Sachen. Auf dem Altar der Tradition müssen eben Opfer gebracht werden. Wir lassen uns unsere Schrulligkeit einiges kosten. Als Amerikaner werden Sie sicherlich nur wenig Verständnis dafür aufbringen können.«
    »Ich bin kein Amerikaner, habe nur einige Zeit lang in den USA gelebt. Aber ich muß gestehen, ich habe mir südenglische Earls auch immer als mehr oder weniger humorlose Wesen vorgestellt. Sie haben mich in dieser Hinsicht angenehm enttäuscht.«
    »Noch einen Ton, und ich werde rot wie eine Jungfrau kurz vor dem Augenblick, an dem sie keine Jungfrau mehr sein wird.« Er riskierte einen winzigen Blick auf seine Frau. Sie war erbost, aber sie sagte nichts. Verbissen kaute sie an ihrer Unterlippe und dachte sich wohl aus, wie sie ihrem Ehegatten anschließend unter vier Augen wegen dieser verbalen Entgleisung die Leviten lesen würde. Armer Earl.
    »Ich pflege keine Komplimente um der Komplimente willen zu machen«, sagte Professor Zamorra. »Würden Sie uns jetzt entschuldigen?«
    »Natürlich – bis später dann«, sagte der Earl und hob seine Hand.
    »Wir sehen uns beim Sherry – äh – beim Dinner. Der Butler hat die Sachen schon in Ihre Zimmer gebracht. Vermutlich erwartet er Sie oben. Die Zimmernummern sind 6 und 7.«
    ***
    Gladys of Blakeborne war schwarzhaarig. Ihre dunklen Locken fielen bis auf die weißen Schultern und wurden von einem roten Band zusammengehalten. Das Mädchen strahlte eine natürliche Frische aus. Nichts Künstliches war in ihrem Wesen. Verschiedene hochnoble Töchterschulen hatten ihrem unschuldigen Charme nichts anhaben können. Gladys glich in vielem ihrem Vater. Auch in ihren Augen leuchtete jener Funken übermütigen Humors, der den Earl auszeichnete. Und sie war hübsch. Ausnehmend hübsch sogar.
    Besonders Nicole war dieser Umstand nicht entgangen. Sie hatte noch mehr Sorgfalt auf ihre Frisur gelegt und sich besonders raffiniert geschminkt. Wenn man sie mit einer aufgeblühten Edelrose vergleichen wollte, glich Gladys einer strahlenden Kornblume.
    Doch die beiden ungleichen Frauen verstanden sich auf Anhieb.
    Gladys versuchte ihr in der Schule erlerntes Französisch an den Mann zu bringen, und die beiden schienen viel Spaß dabei zu haben. Glockenhell klang das Lachen Gladys’ aus dem Kaminzimmer herüber.
    Das Essen selbst fand im Saal an einer langen Tafel statt. In diesem Saal sollte auch die Verlobungsfeier stattfinden. In drei Tagen.
    Die Wände waren mit Seidentapeten verhangen. Sie schimmerten weinrot im Licht der über hundert Kerzenlampen, die auf drei Lüstern über dem langen Tisch verteilt waren. Für die heutige Abendgesellschaft war die Tafel viel zu groß, doch Gladys hatte darauf bestanden, hier und nicht im kleinen Salon zu speisen, obwohl die kleine Abendgesellschaft bequem auch dort Platz gehabt hätte. »Wir machen heute die Generalprobe für die Feier«, hatte Gladys übermütig erklärt, und der Earl of Blakeborne war nicht der Mann, der seiner hübschen Tochter einen Wunsch abschlug.
    Die Tafel bot rund fünfzig Personen Platz. Gedeckt war nur für acht. Das Silberbesteck und das Porzellan mit Goldrand standen etwas verloren am anderen Ende der Tafel.
    »Und ich finde es ungemütlich«, querelte Rosalinda of Blakeborne und zog sich einen der Stühle mit den hohen hölzernen Lehnen zurecht.
    Gladys hatte es gehört. »Aber Mom«, sagte sie total unadelig, »laß mir doch den Spaß. Jetzt habt ihr mich ohnehin bald aus dem Haus. Ich habe mir immer gewünscht,

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