0011 - Mutanten im Einsatz
Aufregung und Nervosität sich unter den Topsidern zu verbreiten begann. Plötzlich summten am Himmel doppelt und dreimal so viele Streifenfahrzeuge wie bisher. Rhodan teilte seine Gruppe und ließ die zweite Hälfte unter der Führung von Gloktor, einem Sicha, marschieren.
Rhodan hatte den größten Teil seiner Mannschaft in Sic-Horum zurückgelassen. Ihn begleiteten nur Reginald Bull, Tako Kakuta, Marshall. Marten, Sengu, die kleine Betty und eine Reihe von Sichas, die Kekeler sorgfältig ausgesucht hatte. Der Rest der Mannschaft bildete eine Art Energiedepot, aus dem jederzeit geschöpft werden konnte, sobald in Thorta wenigstens ein Transmitter in Rhodans Händen war.
Gloktor, der Führer der zweiten Trupphälfte, war einer von Kekelers Beratern. Er war nach irdischen Maßstäben etwa fünfundvierzig Jahre alt. Kekeler hatte besonderes Vertrauen zu ihm, und nach allem, was Rhodan bisher von ihm zu sehen bekommen hatte, war er mit ihm zufrieden. Rhodan stand mit seinen Leuten in Sic-Horum durch Telekom in Verbindung. Es war nicht bekannt, ob die Topsider, wenn sie überhaupt die entsprechenden Anlagen des erbeuteten Schlachtschiffes bedienen konnten, in der Lage waren, Telekom-Gespräche anzupeilen. Der Sicherheit halber arbeitete Rhodan jedoch trotzdem mit Raffer-Kodes, so, daß ein Gespräch, das in ausführlicher Form eine Viertelstunde gedauert hätte, auf diese Weise in einer Hundertstelsekunde aus der Antenne ging.
Rhodan schätzte, daß es anderthalb Wochen ferronischer Zeitrechnung dauern würde, bis sie Thorta erreichten, das waren zehnmal achtunddreißig irdische Stunden. Dabei war einbezogen, daß sie die arkonidischen Transportanzüge, die die weite, fließende Sicha-Kleidung verhüllte, nur dann einsetzen konnten wenn sie mit Gewißheit außerhalb von jedermanns Sichtweite waren.
*
Die Gleiter ließen keinen Zweifel an ihrer Absicht. Sie umkreisten das Wäldchen ein paarmal und schickten sich dann zur Landung an. Deringhouse knirschte mit den Zähnen. Er hatte nicht erwartet, daß sie so schnell auf ihre Spur kommen würden. Deringhouse legte dem Mädchen die Hand auf die Schulter. Er spürte, daß sie zitterte. „Nur Mut", sagte er leise, aber es klang ein wenig lächerlich. Für das, was dann geschah, hatte Deringhouse auch später, als er es sich in allen Einzelheiten wieder durch den Kopf gehen ließ, nur den Namen Wunder. Die Gleiter faßten das Wäldchen hufeisenförmig von Osten her. Nur ein einzelnes Fahrzeug ging im Westen des Waldstückes nieder.
Deringhouse hatte den Kopf über die Deckung hinausgestreckt, um zu sehen, ob die Topsider schon ausstiegen, da hörte er ein feines, singendes Geräusch, das aus der Höhe zu kommen schien. Zuerst glaubte er, seine Ohren spielten ihm einen Streich, denn dieses Geräusch durfte es auf Ferrol eigentlich nicht geben. Aber dann schwoll das leise Singen zum infernalischen Pfeifen an und schien direkt auf sie herabzustoßen. „Deckung!" schrie Deringhouse voller Schreck und Begeisterung zugleich.
Der Rest war eine Art Weltuntergang. Es gab eine alles erstickende, dröhnende Detonation und einen Lichtblitz, der durch die geschlossenen Augenlider hindurchdrang. Wilder Sturm pfiff über sie hinweg und knickte Bäume. Dinge kamen durch die Luft gesaust und schlugen klatschend in den Boden. Dann war Ruhe. Deringhouse war sofort auf den Beinen. Er legte den Kopf schief und horchte. Obwohl seine Ohren sangen, hörte er das leise, jaulende Geräusch eines Nugas-Triebwerkes, das sich schnell entfernte.
„Wie leicht hätte er uns treffen können!" sagte er mit einem trockenen Schluchzen und voller Inbrunst. Dann kam Bewegung in ihn. Er sah nach Osten und entdeckte nichts anderes als eine Qualm- und Staubwolke, die langsam in die Höhe stieg und sich dabei über das Land verbreitete. Er schaute hinter sich. Das Ding, das ihnen beinahe auf die Beine gefallen wäre, war ein Stück Sitz aus einem Topsider-Gleiter. Daraus konnte man sich errechnen, was aus der Patrouille geworden war.
Aber der Gleiter im Westen des Waldstückes summte noch. Deringhouse hörte zischende, glucksende Topsider-Stimmen aufgeregt durcheinanderreden. Er riß Taliko hoch. „Komm!" sagte er. Noch halb benommen stolperte sie hinter ihm her durch den Wald. Sie verstand nicht mehr, was um sie herum vorging. Sie ließ es willenlos mit sich geschehen, daß er sie am Rand des Waldes am Hals packte und auf den Boden drückte. Sie hörte ihn neben sich keuchen; aber sie wußte
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